Der stolze Mäuse-Jäger

Ob Winter oder Sommer: Mäusebussarde sind bei uns das ganze Jahr über zu sehen. Es sind eindrückliche Vögel mit scharfem Blick.

 
Da könnte man glatt von der Fahrbahn abkommen! Es ist schwer, nicht hinzuschauen, wenn man bei einer Fahrt ins Grüne riesige Vögel entdeckt, die über den Feldern kreisen. Imposant sehen sie aus, und ein bisschen gefährlich. Das sind sie auch – aber nicht für uns. Denn es sind Mäusebussarde. «Man sieht sie das ganze Jahr über», erzählt Michael Schaad von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach. «Es sind aber nicht immer dieselben Tiere. Denn diejenigen, die hier bei uns brüten, ziehen im Herbst in die Wärme, oft nach Südfrankreich. Und die Mäusebussarde, die im Norden daheim sind, etwa in Skandinavien, überwintern hier in der Schweiz. Sie sind farblich übrigens meist etwas heller.»

Mäusebussarde nisten und brüten am Waldrand, sind aber meist den ganzen Tag auf dem offenen Feld, um Mäuse, ihre Hauptnahrung, zu jagen – gerade jetzt im Winter. Denn wegen der Kälte brauchen sie viel Energie und dementsprechend viel zu fressen. Ihre Beutetiere zu fangen, kann sich im Winter schwierig gestalten. Denn wenn die Schneedecke dick ist, können sich die Nager darunter verstecken und sind für den Mäusebussard nicht erreichbar. Liegt hingegen nur wenig Schnee, erwischen sie die Tierchen trotzdem. Michael Schaad: «Mit ihren scharfen Augen nehmen sie auch die kleinsten Bewegungen der Mäuse wahr. Es sind hervorragende Jäger, obwohl sie nicht so agil und schnell sind wie andere Greifvögel.» Wenn während längerer Zeit viel Schnee liegt, dann müssen die Bussarde in wärmere Regionen abwandern.»
 
Mäusebussarde werden gelegentlich mit Rotmilanen verwechselt, die genau wie sie über den Feldern ihre Runden ziehen. Eigentlich kann man die beiden Tiere aber gut unterscheiden: Rotmilane sind grösser, schlanker, ihre Flügel schmaler, zudem haben sie einen gegabelten Schwanz.

Bei uns in der Schweiz leben rund 20 000 bis 25 000 Mäusebussard-Paare. Sie fühlen sich äusserst wohl hier, dem Bestand geht es denn auch sehr gut – und geschätzt werden sie obendrein. «Den Landwirten sind sie durch ihre Jagdtätigkeit eine grosse Hilfe», sagt Michael Schaad. «Viele Bauern stellen sogar extra Sitzstangen auf, auf denen sich die Tiere niederlassen können. Das ist nötig geworden, weil weniger einzelne Bäume auf den Feldern zu finden sind.»

Die Tiere, die derzeit bei uns zu sehen sind, werden etwa ab Mitte Februar bis März in ihre nördlichen Heimatländer zurückfliegen. Auffallen wird das aber nicht, da gleichzeitig die Vögel, die hier brüten, zurückkommen, um sich auf die wichtigste Zeit des Jahres vorzubereiten: Sie besetzen ihr Revier, gehen – mit «miauenden» Rufen – auf Partnersuche und brüten schliesslich. Die Jungtiere schlüpfen im Mai und verlassen das Nest rund 45 Tage später. Michael Schaad: «Ab dann ist es besonders spannend, Mäusebussarde zu beobachten. Jung und Alt sind um die Nester herum unterwegs. Sie haben wirklich eine sehr lebhafte Familienstube.»