
Da turnen Schlauköpfe!
Sei es als Baumeister oder bei der Futtersuche: Orang-Utans sind klug – aber leider dennoch vom Aussterben bedroht. Umso schöner ist es, dass im Zoo Zürich ein Affenbaby geboren wurde.
Was für ein schönes Bild! Ganz fest klammert sich das Baby an seine Mutter, die es fest in den Armen hält. Der kleine Bub heisst Malou, ist ein Sumatra-Orang-Utan, an Karfreitag geboren, und erfreut nun die Besucher des Zoo Zürich. «Soweit wir es mitbekommen, geht es dem Kleinen bestens, er ist bei seiner Mutter sehr gut aufgehoben», erzählt Kurator Robert Zingg.
Bis Malou erste Schritte ohne Mama Cahaya wagt, wird es eine Weile dauern. «Orang-Utan-Weibchen tragen ihre Kinder zwei bis drei Monate mit sich herum. Dann beginnen die Kleinen nach der Umgebung zu greifen, bleiben aber weitere drei Monate immer im Kontakt mit der Mutter.» Für die Affendame ist Malou das erste Kind, und bis zum nächsten wird es dauern. Die Tiere bekommen nur alle sechs bis neun Jahre ein Baby. Derzeit ist Cahaya dabei, sich und Malou wieder Schritt für Schritt in die Gruppe zu integrieren. In freier Wildbahn müsste sie das nicht: Dort würde sie mit ihrem Sohn alleine leben, und wenn dieser mit etwa sieben seine eigenen Wege geht, als Einzelgängerin.
Sumatra-Orang-Utans sind – wie ihre Verwandten aus Borneo – vom Aussterben bedroht. Ihr Bestand wird auf nicht einmal 7000 Exemplare geschätzt. Das grösste Problem für die Tiere ist der Verlust ihres Lebensraumes, der wie so oft durch Menschen verursacht wird und auch mit der grossen Palmöl-Nachfrage zu tun hat. «Natürliche Öle sind begehrt, doch für die Plantagen wird auf Sumatra und Borneo grossflächig Regenwald gerodet», sagt Robert Zingg. Als Verbraucher etwas zu tun, sei schwer. «Leider sieht man den Endprodukten meist nicht an, ob sie Palmöl enthalten.»
Dabei ist der Wald für Orang-Utans unerlässlich: Sie sind das grösste Säugetier, das ausschliesslich in den Bäumen lebt. Und dort turnen sie so sicher herum, als ob sie festen Boden unter den Füssen hätten. Selbst ihre Schlafplätze sind stets im Geäst. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass ein frei lebendes Orang-Utan-Männchen bis zu 90 Kilo wiegen kann. Und sie bauen sich für so gut wie jede Nacht ein neues Bett. Gerade haben Forscher untersucht, wie die Tiere dabei vorgehen, und das ist recht ausgeklügelt. Für die Konstruktion suchen sie sich einen starken, tragenden Ast aus, setzen sich darauf und biegen die dünneren Äste der Umgebung zu einem zentralen Punkt, wo sie sie verweben. Diese stabile Grundlage polstern sie – und fertigen bei Bedarf sogar Kopfkissen und Decke!
Wahrscheinlich sind es auch diese menschlichen Züge, die uns an den Affen faszinieren, und dass sie ganz offensichtlich nicht auf den Kopf gefallen sind. Zingg: «Orang-Utans überlegen, bevor sie etwas machen und setzen ihre Idee dann um. Sie sind sehr innovativ und feinmotorisch ausgesprochen begabt.» Damit ihnen nicht langweilig wird, werden sie auch im Zoo immer wieder mit neuen Aufgaben konfrontiert, müssen zum Beispiel Werkzeuge wie Stöcke benutzen, um ans Futter zu gelangen. «Das verstehen sie aber jeweils sehr schnell!»