Ja, ich bin ein echter Hund!

Seit Jahren erleben Chihuahuas einen Boom. Leider werden sie aber oft als Accessoire betrachtet, ­dabei steckt viel mehr in ihnen. Sie wollen herumrennen und gefordert werden.

Ein kleiner Spitzenreiter seit Jahren! Kein Hund wurde 2015 in der Schweiz häufiger neu angeschafft als der Chihuahua. Im ersten Halbjahr 2016 liegt er bisher auf dem zweiten Platz (siehe unten). Gut möglich aber, dass er noch ganz nach vorne prescht – immerhin stand er seit 2011 immer ganz oben auf dem Treppchen!

Der Ruf der Hunde ist trotz allem zwiespältig: Weil sie so süss sind, gelten sie als Accessoire-Hunde, die von schicken Damen herumgetragen werden. «Leider haben viele Menschen einen falschen Eindruck», sagt Sigrid Stauss, seit über einem Jahrzehnt anerkannte Züchterin (www.sir-glenns-company.ch). «Der Chihuahua ist ein ganzer, richtiger Hund. Er hat vier Beine zum Laufen, wird unterschätzt.»

Wegen der feinen Beine sind die Tiere zwar für Hundesport oder lange Wanderungen tatsächlich nicht geschaffen, Spaziergänge bis zu einer Stunde sind aber kein Problem. Sie wollen herumrennen – und im Kopf gefordert werden. «Chihuahuas sind nicht nur mutig, aufmerksam und selbstständig, sondern auch intelligent und lernfähig, man kann ihnen zum Beispiel sehr gut verschiedene Kommandos beibringen», sagt Stauss. «Sie lieben es, neue Situationen kennenzulernen, etwas zu erleben, wollen dabei sein – nur so werden sie im Übrigen gut sozialisiert.»

Den Vorwurf, es seien Kläffer, lässt Stauss nicht gelten. Das treffe nur auf Tiere zu, die eben nicht genug sozialisiert wurden. Es seien keine Hamster, die man einfach kaufen und in einen Käfig setzen könne. Auch Chihuahuas müssen in eine Hundeschule und stetig erzogen werden, damit sie einem nicht auf der Nase herumtanzen.

Den Chihuahua-Boom beobachtet die Expertin mit gemischten Gefühlen, weil ein Grossteil der Hunde billig aus dem Ausland importiert wird, viele illegal. Es sei wichtig, sich vor dem Kauf gut zu informieren, etwa auf www.chihuahuas.ch, eine Info-Seite, die sie mitgründete. Stauss: «Da die Hunde so klein sind, können sie leider gut geschmuggelt werden. Oft sind diese Tiere krank, unterernährt, sterben manchmal nach kurzer Zeit. Zudem werden sie meist viel zu früh von der Mutter getrennt.»

Alles unschöne Dinge, die es zu verhindern gilt – zum Wohl der Chihuahuas. Schliesslich sollen diese tollen Hunde gesunde, muntere und glückliche Gefährten sein.

Beliebteste Hunde

Laut Amicus, der Datenbank zur Registrierung von Hunden in der Schweiz, wurden im ersten Halbjahr 2016 folgende Hunde am meisten neu registriert:

  1. Labrador (1258)
  2. Chihuahua (1177)
  3. Border Collie (792)
  4. Mischling mittelgross (689)
  5. Französische Bulldogge (682)
  6. Golden Retriever (587)
  7. Yorkshire Terrier (570)
  8. Berner Sennenhund (502)
  9. Appenzeller Sennenhund (499)
  10. Jack Russell Terrier (474)