Büsi mit Alzheimer?

Wie wir können auch Katzen an Alzheimer leiden – von den Haltern oft unbemerkt. Wer die Symptome erkennt, kann die Krankheit zwar nicht aufhalten, aber immerhin ihr Fortschreiten verlangsamen.
 
Was hat er bloss? Kater Leopold schreit oft grundlos, läuft gegen die Wand: Es ist traurig und schockierend mit anzusehen. Die Lösung könnte Alzheimer heissen, denn den gibt es auch bei älteren Katzen. «Es ist medizinisch nicht exakt dasselbe wie bei uns, aber sehr ähnlich, haben amerikanische Forscher herausgefunden», sagt Dr. Eva Waiblinger vom Schweizer Tierschutz STS. «Nervenzellen sterben ab, die Hirnmasse schrumpft.»
 
Die Symptome der Krankheit zeigen sich schleichend, was bewirkt, dass meist erst spät festgestellt wird, dass etwas nicht stimmt. Eva Waiblinger: «Die US-Studie zeigte, dass – ohne dass die Halter etwas merkten – ein Drittel der 11- bis 15-jährigen Katzen die Krankheit hat, bei den über 15-Jährigen sogar 50 Prozent. Das dürfte in der Schweiz etwa gleich sein.» Es gilt, die Katze gut zu beobachten. 
 
Dies sind Symptome, die, wenn sie gehäuft vorkommen, auf eine degenerative Hirnerkrankung hinweisen können: 

  • Sie hat Schreianfälle, miaut grundlos herum.
  • Sie findet das Zuhause nicht mehr.
  • Das Büsi steckt fest, hat Mühe, Hindernisse zu umgehen, die es schon lange kennt.
  • Es starrt teilnahmslos auf Wand und Boden.
  • Die Katze erkennt vertraute Objekte und Personen nicht mehr.
  • Sie läuft gegen Wände und Türen.
  • Sie ist hyperaktiv, nachts unruhig, tigert ziellos umher.
  • Das Büsi wirkt apathisch.
  • Es ist plötzlich viel anhänglicher oder vermeidet den Kontakt zu seinen Haltern.
  • Die Katze reagiert weniger auf optische Reize und Geräusche.
  • Sie ist schnell reizbar und aggressiv.
  • Sie erledigt ihre Geschäfte ausserhalb des Katzenklos.
  • Sie schlingt ihr Essen herunter oder hat gar keinen Appetit mehr.
  • Sie putzt sich auffallend viel oder wenig.

 
Wer merkt, dass die Katze «nachlässt», sollte zuerst einmal einen Tierarzt aufsuchen, und ihm die Symptome beschreiben. Wie bei Menschen ist die Krankheit unheilbar, der Verlauf kann mit Medikamenten und Konzentrationsübungen aber verlangsamt werden. 
 
Ist es denn nötig, den vierbeinigen Liebling einschläfern zu lassen? Eva Waiblinger: «Das ist eine Frage, die immer für Diskussionen sorgt. Anfangs sicher nicht, aber meiner Meinung nach muss man sein Tier gut beobachten. Wenn es leidet und die Belastung für Katze und Halter zu gross ist, sollte man die eigenen Bedürfnisse zurückstellen und sie gehen lassen.»
 
 
Hilfe für Halter
Dr. Eva Waiblinger besuchte ein Seminar bei Dr. Christina Sigrist aus Hünenberg ZG (www.petadvice.ch), einer Tierärztin, die auf Verhaltensmedizin spezialisiert ist. Weitere Adressen von Spezialisten gibt es unter www.stvv.ch