«Barry» im Babyglück

In Martigny haben zwölf Bernhardiner das Licht der Welt erblickt. Früher wären sie vielleicht in der Lawinenrettung eingesetzt worden. Heute nicht mehr, dafür schenken sie aber als Familien- und Therapiehunde Freude.

Eins, zwei, drei, …, zwölf! Gleich ein Dutzend junger Bernhardiner wuselt in der Zuchtstätte der Fondation Barry in Martigny VS herum. Es ist der grösste Wurf, den es dort je gab. «Allen Welpen geht es glücklicherweise sehr gut», erzählt Anja Ebener von der Stiftung, die auch die weltweit älteste Zucht auf dem Grossen Sankt Bernhard 
betreibt. «Wir mussten aber zu­füttern, schliesslich hat Mutter Rana nur acht Zitzen. Da kämen sonst nur die Stärksten zum Zug.»

Noch schlafen die Hundebabys viel, wenn sie aber wach sind, sind sie sehr agil, trotz ihrer noch tapsigen Schritte. Zuckersüss! Ab 19. April kann sich jedermann an ihnen erfreuen, dann ziehen die Welpen ins Bernhardiner-Museum «Musée et Chien» in Martigny um. «Dort werden sie für viel 
Action sorgen! Zudem werden sie sanft von der Mutter entwöhnt, damit sie mit zehn Wochen bereit sind, um zu ihren neuen Haltern zu kommen.»

Bernhardiner sind geduldige und gutmütige Tiere. Tolle Familienhunde, die den Kontakt zum Menschen lieben – und Ansprüche haben. «Sie brauchen jemanden, der viel Zeit für sie hat», sagt Anja Ebener. «Wenn sie zu lange allein sind und sich langweilen, fühlen sie sich nicht wohl und fangen vielleicht an, sich Dummheiten auszudenken.» Von Vorteil sei auch, wenn die Halter Hundeerfahrung haben. Schliesslich werden aus 700-Gramm-Welpen stattliche Tiere von 55 bis 60 Kilo.

Auch wegen ihrer Grösse werden sie nicht mehr wie früher in der Lawinenrettung eingesetzt. Bei den heutigen Methoden, etwa dem Abseilen aus Helikoptern, bevorzugt man leichtere, wendigere Hunde. Anja Ebener: «Sie werden aber in der Therapie 
eingesetzt – bei Kindern und 
Jugendlichen wie auch in Altersheimen.» So sind Bernhardiner heute auf andere Art im Dienste der Menschlichkeit im Einsatz – vielleicht ja irgendwann auch die Hundebabys aus Martigny! 


 

Die Sache mit dem Fässchen
In ihren Fass am Hals transportieren Bernhardiner wärmenden Schnaps für gerettete Lawinenopfer – glaubt man. Anja Ebener: «Das ist nur eine schöne Legende, es hätte die Hunde ja bei der Arbeit behindert. Die ältesten
gefundenen Fässchen hatten nicht einmal eine Öffnung. Es gibt Theorien, wie es zum Irrglauben kam. So transportierten die Hunde früher Lasten, auch Wein, allerdings in einer Art Packsattel. Sie könnten auch nur ein Symbol für die Gastfreundschaft des Hospizes vom Grossen Sankt Bernhard  gewesen sein. Und eine Theorie besagt, dass ein Maler ein langweiliges Hundeporträt mit dem Hinzufügen eines Fässchens aufpeppte. Aber eben: Wie genau der Bernhardiner zum Fässchen kam, bleibt ein Geheimnis.»