Armes kleines Vögelchen?

Das Regenwetter der vergangenen Wochen setzt nicht nur uns Menschen zu. So haben die frisch geschlüpften Schneehühner nun Probleme – zusätzlich zu ihren «normalen» Schwierigkeiten.

Pfui! Das Wetter in den letzten Wochen hatte mit Sommer wenig zu tun. Während wir uns nur darüber ärgern, leiden gewisse Tiere ernsthaft – so etwa die Alpenschneehühner. «Es sind Bodenbrüter», sagt Hans Lozza vom Schweizerischen Nationalpark. «Bei andauerndem nasskalten Wetter im Juni haben die Jungen schlechtere Überlebenschancen.»

Die Vögel sind grundsätzlich robust: Sie sind in Höhen von 1900 bis 2600 m ü. M. im gesamten Alpenraum verbreitet. Ihr Gefieder hält die Kälte fern, und pflanzliche Nahrung wie Triebe, Beeren oder Knospen finden sie sogar im Winter. Die Küken ernähren sich auch von Insekten und Larven, erklärt der Naturwissenschafter. «Bei schlechtem Wetter ist die Jagd aber schwierig. Dazu kommt, dass das nasse Gefieder einen höheren Energieverlust verursacht.»

Junge Schneehühner sind Nestflüchter: Schon kurz nach dem Schlüpfen gehen sie mit der Mutter auf Nahrungssuche. Zu dieser Zeit sind Beobachtungen auf kurze Distanz möglich, denn anders als erwachsene Tiere haben die Küken noch keinen -guten Fluchtinstinkt – so bleibt die Mutter bei Störungen gezwungenermassen auch in der «Gefahrenzone». Immerhin sind Schneehühner Meister der Tarnung. Ihr im Winter weisses Gefieder ist nun graubraun, die Kleinen sind gesprenkelt, dadurch sind sie für Feinde schlechter zu erkennen. Gut so, denn sie stehen auf vielen Speisezetteln – etwa von Fuchs, Adler, Marder und Wanderfalken.

Sind die hohen Verluste, die dieses Jahr möglich sind, ein Problem für die Population? «Ein gesunder Tierbestand erträgt das normalerweise gut», sagt Hans Lozza. «Beim Schneehuhn kann es in Regionen kritisch werden, in denen sie bereits durch den Klimawandel, der ihren Lebensraum raubt, in Bedrängnis sind.» Je wärmer es wird, desto mehr zieht es sie in die Höhe. Im Nationalpark mit seinen hohen Bergen ist das noch möglich, in der Säntisregion aber zum Beispiel ist bei 2500 m ü. M. Schluss. Das Schneehuhn sei eine Art, die bei der Klimadiskussion häufig als potenzielle Verliererin erwähnt wird. Keine guten Prognosen – da wünscht man ihnen umso mehr schönes Wetter während der Jungenaufzucht!

Getarnt: Das Winterkleid der Vögel ist weiss, dass Sommerkleid graubraun.

Getarnt: Das Winterkleid der Vögel ist weiss, dass Sommerkleid graubraun.