Ab in die City!

Wer seinen Kindern oder Enkeln die Vogelwelt näherbringen will, muss nicht zwingend aufs Land. Denn mittlerweile zieht es viele Piepmätze in die Stadt – sodass es dort teilweise mehr Arten gibt als im Wald!
 
Und zack ist der Vogelschwarm um ein Mitglied ärmer! Wenn ein Sperber (Bild links) hungrig ist, kommt er wie aus dem Nichts, schnappt sich sein Opfer und verschwindet wieder. Solche Spektakel bekommt man nur auf dem Land zu sehen – könnte man meinen. Doch die Greifvögel fühlen sich auch in den Städten wohl! Gerade in den kommenden, kalten Monaten werden regelmässig Sperber in Siedlungen zu beobachten sein, meist Wintergäste aus dem nördlichen Europa.
 
Es sind aber nicht nur Sperber, die vermehrt in bewohnten Gebieten anzutreffen sind, denn diese folgen bloss ihrer Nahrung – anderen Vögeln. Je mehr Land wir besiedeln, desto mehr Vögel verlassen ihren natürlichen Lebensraum. «Die Tiere haben hier ein grosses Nahrungsangebot, dazu kommt die Zufütterung der Menschen», sagt Michael Schaad von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach. «Tendenziell sind es auch eher Stadtvögel, die im Herbst entscheiden, nicht in den Süden zu ziehen, sondern hierzubleiben.»
 
Selbst in den Innenstädten leben nicht nur Tauben und Spatzen, sondern auch Felsbewohner wie Hausrotschwanz, Mauer- oder Alpensegler finden hier Nistplätze. Generell fühlen sich die Vögel aber natürlich in Gebieten wohler, in denen es viel Grün gibt – hier finden sie genügend zu fressen und Plätze, um ihr Nest zu bauen. «Viele der Arten, die in besiedelten Gebieten leben, wären eigentlich in Wäldern heimisch, wie etwa die Mönchsgrasmücke oder sogar die Amsel, die eigentlich immer als sehr scheuer Vogel beschrieben wurde», erzählt Michael Schaad.
 
Bei einer Zählung in Zürich wurden 16 Vogelarten in der Innenstadt registriert, in Einfamilienhausquartieren 21. Mancherorts übersteigt die Artenzahl sogar diejenige gewisser Wälder! Die Vögel, die in der Stadt leben und teilweise eben auch gefüttert werden, wären aber immer noch in der Lage, ihr Fressen «in freier Wildbahn» selbst zu finden. Michael Schaad: «Das wäre kein Problem: Aber wieso sich quälen, wenn es auch einfacher geht?»