Zu klein für grosse Taten?

Die Experten fanden Norbert mit dem schiefen Mäulchen als Therapiehund ungeeignet. Doch sein Frauchen liess sich nicht beirren: Der Kleine hat so viel Liebe zu geben!

Er ist ein richtiger Star! Dabei gab anfangs niemand dem kleinen Norbert eine Chance. Schon gar nicht, um als Therapiehund Karriere zu machen. Als Julie Steines-Freyermuth (39) ihr Hündchen ausbilden lassen wollte, winkten die Experten ab. Therapie- und Helferhunde bräuchten eine gewisse Grösse und Robustheit im Einsatz, hiess es. Doch Julies Mischling aus Chihuahua, Cairn-Terrier und Lhasa Apso ist kaum 20 Zentimeter hoch, 1700 Gramm leicht – und dann fehlt ihm auch noch der Eckzahn links unten – weshalb ihm ständig die Zunge aus dem Mäulchen hängt.

Doch sein Frauchen war überzeugt, dass ihr kleiner Liebling das Zeug dazu hat, kranken, traurigen, in Schwierigkeiten steckenden Menschen zu helfen – mit seinem grossen Herzen. Allen Widerständen zum Trotz bestand Norbert (10) die Therapiehunde-Prüfung. Und beweist seither, dass Körpergrösse nichts zu tun hat mit der Freude, die er schenken kann.

Norbert sorgt bei seinen Besuchen in Kinderkliniken, Krankenhäusern, Pflegeheimen und psychiatrischen Einrichtungen für Furore. Hält man ihm die Hand hin, dann klatscht er sie auf das Kommando «High five» mit seiner rechten Pfote ab. «Wenn er irgendwo auftaucht, ist es, als würde eine Elfe mit ihrem Zauberstab den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern», erzählt Julie. «Schüchterne Kinder kommen auf uns zu und freuen sich, wenn sie Norbert streicheln können. Niemand hat Angst vor ihm.» Die Herzen fliegen dem Knirps nur so zu und mancher der grossen und kleinen Patienten möchte ihn am liebsten gleich behalten.

Aber das geht natürlich nicht. «Norbert hat so viele Aufgaben – er kann nur einem Bruchteil der Menschen helfen, die seiner Liebe bedürfen.» Als Trost für die Fans hat Julie Norbert als Plüschtier produzieren lassen. In Originalgrösse, mit heraushängender Zunge. So ein Plüsch-Norbert darf dann als Erinnerung an den Besuch bei den Patienten bleiben. Zu Hause in Los Angeles «packt Norbert sich manchmal sein Ebenbild in Plüsch und trägt es
in sein Körbchen, um damit zu kuscheln», verrät Julie.

Um andere Hundefreunde und -halter zu ermutigen, mit ihren Vierbeinern auch Gutes zu tun, hat Julie ein Buch über Norberts Geschichte mit vielen Bildern veröffentlicht. Der Titel: «What Can Little Me Do» («Was kann ich Zwerg schon ausrichten»). 15 000 Dollar aus dem Erlös gingen an Tierheime, Kinder in Not bekommen das Buch geschenkt.

Norberts Einsatz zieht immer weitere Kreise: In den sozialen Netzwerken, in denen laufend über Neuigkeiten aus seinem Leben berichtet wird, hat Norbert viele Fans (hier seine Facebook-Seite, hier seine Instagram-Seite und hier seine Webseite). Er war auch schon zu Gast in all den grossen Fernsehshows der USA. So ein kleiner Hund kann eben doch ganz schön viel bewirken!