«Ein Jäger hat meinen Miro erschossen»

Weil der Wolfshund beim Gassigehen nicht ­angeleint war, musste er brutal sterben.

Leonor Jaenichen geniesst lächelnd die Sonne in ihrem Gesicht und hält ihren ge­liebten Hund Miro (1) fest im Arm. Doch jetzt musste die 18-­jährige Schülerin Abschied von ihrem Vierbeiner nehmen. Er ist im Garten ihres Eltern­hauses begraben, ein Herz aus Steinen und Blumen erinnert an Miro. «Sein Tod hat eine Leere in meinem Herzen hinterlassen», sagte Leonor der «Bild»-Zeitung:

Was ist passiert? Leonors Mutter Doreen (47) ging vor kurzem abends mit dem Tschechoslo­wakischen Wolfshund Gassi. Auf einer Wiese, zwei Kilometer von ihrem Haus in Remderoda (D) entfernt, knallt es plötzlich ohrenbetäubend laut. Miro bricht zusammen. Erschossen!

Todesschütze ist Jäger Thomas H. (58), der seit Jahren als Hundeausbilder der Jägerschaft Jena und Umgebung e.V. arbeitet. Schnell ist klar: Der Abschuss war kein Unfall. «Der Mann beschimpfte uns, weil Miro nicht angeleint gewesen war», erzählt Doreen. «Wir hatten gerade Kommandos trainiert.» Fakt ist: Am Unglücksort besteht keine Leinenpflicht.

Doreen und Leonor erstatteten Anzeige. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen Verstosses gegen das Tierschutzgesetz, muss prüfen, ob für einen Abschuss der Rechtfertigungsgrund ausreicht. Der Jäger sagte: «Der Hund ist schon vorher wegen Wilderei aufgefallen und läuft oft allein durchs Revier. An dem Abend beobachtete ich, wie er Witterung aufnahm. Da bin ich laut Jagdgesetz zum Handeln verpflichtet.»

Aber nur mit Genehmigung – und die hatte H. nicht! Nun landet der Fall vor Gericht. Pikant: «Nach dem Vorfall erzählte er uns, er habe schon einen Wolf geschossen», erklärt Doreen. Das wäre ein Verstoss gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Strafe: bis zu 50 000 Euro und Freiheitsentzug von bis zu fünf Jahren.