Zwischen Triumph und Tränen

Die Berge sind seine Passion – den Traum, sie auch zu besteigen, konnte er bisher aber nicht wahr machen: Höhenangst! Für einen SRF-«Reporter» versuchte er, diese zu bekämpfen. Und erlitt dabei Höllenqualen.

Ja, da können wir rauf», sagt Salar Bahrampoori mit prüfen­dem Blick auf den Loorenkopf-Turm auf dem Zürcher Adlisberg. «Es hat ein Geländer, dann geht’s.» Mit Höhe hat der 42-Jährige nichts am Hut – wie sich wenig später dann doch zeigt. «Diese Holzlatten sind recht dünn», gibt er auf der Aussichtsplattform zu bedenken. Und als er entspannt in die Kamera lächeln soll, kommt ein: «Ich bin aber nicht entspannt.»

Die Höhenangst ist eine jahrelange Begleiterin des SRF-Moderators: Doch er arbeitet daran, sie abzuschütteln. Auf ungewöhnlichem Weg: Er hat darüber einen «Reporter» (17. 11., 21 Uhr, SRF 1) gedreht und sich für diesen ein Ziel gesetzt: den höchsten Berg der Schweiz zu erklimmen, die Dufourspitze (4634 m ü. M.). «Das ist ein Kindertraum von mir», erzählt er. «Aber mir diesen zu erfüllen, daran war bisher gar nicht zu denken.»

Die grosse Leidenschaft des Bündners sind die Berge. Als diplomierter Schneesportlehrer sei er oft neben den Pisten unterwegs,  etwa beim Freeriden oder auf Skitouren. Seit rund zehn Jahren habe sich seine Höhenangst aber immer stärker bemerkbar gemacht  und angefangen, ihn einzuschränken. «Zum Beispiel habe ich früher gerne Touren auf den Clariden gemacht. Weil es da aber teilweise 500 Meter ‹s’Loch ab› geht, habe ich damit aufgehört.» Dieses unangenehme «Surren im Unterbauch» werde begleitet von rasenden Gedanken: Was kann alles passieren? Hält das Material? Wenn du hier abstürzt, stirbst du.

Sich auf die Situation einlassen: Das war der Rat von Psychiaterin Steffi Weidt, die er im Rahmen der Dreharbeiten konsultierte. Die Angst steigere sich zwar erst, werde dann aber kleiner. Salar Bahrampoori testete es – und war während der viermonatigen Dreharbeiten immer wieder Todesangst ausgesetzt. Regelmässig ging er mit seinem Kumpel und Bergführer Fabian Mooser auf Trainingstouren. Der war in den Augen seines «Schützlings» allerdings fast zu erbarmungslos: Der eine treibt an, der andere schafft es nicht, sich zu überwinden. «Zweimal sind wir böse aneinandergeraten, das ging bis zu den Tränen. Ich konnte einfach nicht weiter», erzählt der «G&G»- und «SRF bi de Lüt – Live»-Moderator. «Im Nachhinein war seine Methode aber wohl richtig. Er kennt mich und weiss, dass er mich sonst gar nirgends hochgebracht hätte. Ich kann widerspenstig sein.»

Eine Zeit voller Höhen – im wahrsten Sinne des Wortes – und Tiefen, die er nicht einfach vor der Haustür vergessen konnte. Und so erlebte auch seine Verlobte Barbara (33), die er nächstes Jahr heiraten wird, dieses Abenteuer intensiv mit. Konnte sie ihn dabei unterstützen? «Das tun wir als Paar ohnehin sehr stark, wann immer es irgendwie geht. Ja, sie war für mich da, sie hat mir als Ärztin in der körperlichen Vorbereitung auf die Touren geholfen, mir Mut ­gemacht und meine Launen ­ausgehalten. Und mir auch nie versucht, das Ganze auszureden, weil es gefährlich werden ­könnte.»

Ob Salar Bahrampoori am Ende wirklich den Gipfel der Dufourspitze erreicht hat? Das wird im «Reporter» am 17. November zu sehen sein. Auf jeden Fall – so viel sei verraten – hat er bis zum Letzten gekämpft: «Ich bin ein Dickkopf und stehe am Morgen nicht auf, um zu scheitern.» Trotzdem war es in diesem Fall, sogar in Absprache mit SRF, erlaubt. «Mir war es wichtig, diesen Film auf ­jeden Fall zu machen. Schliesslich sind wir alle, gerade in dieser Corona-Zeit, mit Ängsten konfrontiert. Und es lohnt sich immer, zumindest daran zu arbeiten.»