Zwischen Spass und Pflicht

Trotz offizieller Aufgaben finden die Schweden auf ihrer Reise nach Japan und Südkorea Zeit, die Tage zu zweit zu geniessen – fast als hätten sie Ferien.

Von Sarina Bosshard

Ist das wirklich ein Staatsbesuch? Diese Frage ploppt angesichts der Bilder, die Kronprinzessin Victoria (48) und Prinz Daniel (52) während ihrer Reise nach ­Asien liefern, immer wieder auf. Die ­beiden verbringen auf Ersuchen der schwedischen Regierung mehrere Tage in Japan und in Südkorea. Ziel ist es, die ­Beziehung zu den beiden Ländern zu ­stärken und den Fokus auf die Nachhaltigkeit zu richten. Doch auch wenn die Thronfolgerin und ihr Ehemann vor Ort ­arbeiten, machen sie ihren eigenen ­kleinen Pärchenurlaub da­raus. Denn nebst Empfängen und seriösen Terminen stehen auch zahlreiche Punkte auf dem Programm, die es möglich machen, die Länder zu erkunden.

Etwa auf zwei Rädern. Ganz leger gekleidet schnappen sich Victoria und Daniel auf der japanischen Insel Teshima zwei Velos und radeln durch die Gegend. Dabei haben sie sichtlich Spass – auch dank ­etwas Hilfe. «Zum Glück war es elektrisch, denn es war sehr hügelig. Ohne E-Bike wäre es nie gegangen», erzählt Prinz ­Daniel. Etwas entspannter können sie es bei ihrer Kunsttour angehen. Sie be­suchen verschiedene Museen, darunter ein Erlebnismuseum, in dem sie selbst Teil der Kunst werden. Auch die eine oder andere Sehenswürdigkeit schauen sie sich gemeinsam an. In Seoul erhalten sie faszinierende Einblicke in den buddhistischen Gilsangsa-Tempel. Die Atmosphäre während der Reise ist ausgelassen. Immer ­wieder lachen sie gemeinsam und suchen die Nähe zueinander. Es herrscht fast schon Ferienstimmung.

Grosser Respekt

Doch auch wenn der Staatsbesuch wie ­Urlaub wirkt, wissen die beiden genau, wann absolute Professionalität gefragt ist. Als Victoria mit Daniel vom japanischen Kaiserpaar Naruhito (65) und Masako (61) im kaiserlichen Palast in Tokio empfangen werden, nimmt sie sofort wieder die Rolle der Thronfolgerin ein. Sie bringt den beiden besonders grossen Respekt entgegen, indem sie einen fast bodentiefen Knicks macht – obwohl die Stimmung entspannt ist. Masako herzt Victoria gar mit Küsschen. Es zeigt: Das royale Protokoll steht immer an erster Stelle, egal wie locker die Situation ist.

Nicht mitgereist nach Asien sind ihre Kinder, Prinzessin Estelle (13) und Prinz Oscar (9). Doch die beiden schicken einen aufmerksamen Gruss aus Schweden. Für den Besuch ihrer Eltern in Hiroshima, wo 1945 eine Atombombe abgeworfen wurde, fertigten die beiden zuvor zwei traditionelle japanische Origami-Kunstwerke an. Aus Papier falteten sie zwei Kraniche, die auf dem Gedenkstein in Hiroshima für die 200 000 verstorbenen Menschen abgelegt wurden. Der Kranich steht in Japan nicht nur für Glück, ein langes Leben und Treue, sondern ist auch ein Symbol für Frieden und den Kampf gegen Atomwaffen. Es ist eine berührende Geste von Estelle und ­Oscar. Umso mehr dürften sich Prinzessin Victoria und Prinz Daniel freuen, ihre ­beiden Kinder bald wieder in die Arme zu schliessen.