Zwischen Abschied und Aufbruch

Am 29. Juni ist Schluss! Dann zeigt SRF die letzte «Gesichter und Geschichten»-Sendung. Die Moderatorinnen und Moderatoren blicken auf schöne Momente zurück. Und sie werfen auch einen Blick in die Zukunft.

Von Remo Bernet

 

Jennifer Bosshard (32)

Welche Begegnung werden Sie nie vergessen?

«Oh, da gibt es viele! In meinen sieben ­Jahren bei ‹G&G› hatte ich das grosse ­Privileg, zahlreiche faszinierende Persönlichkeiten kennenzulernen. Am meisten beeindruckt hat mich allerdings Hollywood-Star Kate Winslet (49). Ich durfte sie vergangenen Oktober im Rahmen des Zurich Film Festival zum Gespräch treffen. Sie stellte dort ihren Film ‹Die Fotografin› vor, in dem sie die britische Kriegsfotografin Lee Miller verkörpert. Zehn Jahre lang hat Winslet an diesem Herzensprojekt gearbeitet – und das spürte man bei jedem Satz. Ihr war es ein echtes Anliegen, dem Erbe dieser aussergewöhnlichen Frau und den ­Erwartungen ihrer Familie gerecht zu ­werden. Mir wurde in diesem Moment ­bewusst, welche enorme Verantwortung eine Schauspielerin tragen kann.»

Welche Geschichte haben die Zuschauer nicht mitbekommen?

«Eine Panne, die definitiv auf dem Bildschirm sichtbar war, passierte beim Schweizer Filmpreis 2022. Was man nicht sah: Die Kommunikation zwischen mir und der ­Regie brach komplett zusammen – mein Kamera­mann und ich hatten keine Ahnung, dass wir gerade live auf Sendung waren. Für zehn Sekunden stehe ich also ganz entspannt am roten Teppich herum – danach mussten wir die Übertragung abbrechen, weil technisch gar nichts mehr funktionierte. So ist das eben mit dem Live-Fernsehen – da läuft nicht immer alles nach Plan.»

Wie geht es bei Ihnen beruflich weiter?

«Ganz ehrlich – das weiss ich im Moment selbst noch nicht.»

 

Michel Birri (38)

Welche Begegnung werden Sie nie vergessen?

«Meine erste Begegnung mit Esther Gemsch (69) werde ich nie vergessen. Ich war früher ein richtiger Fanboy von ihr und der legendären Serie ‹Lüthi und Blanc›. Als das Interview mit ihr anstand, habe ich mich wie ein Kind darauf gefreut. Wir ­haben uns auf Anhieb verstanden, als ­würden wir uns seit Jahren kennen.»

Welche Geschichte haben die Zuschauer nicht mitbekommen?

«Ich war wahrscheinlich länger in der ­Maske als alle männlichen Moderatoren von SRF zusammen. Ich habe das Styling geliebt – und die Menschen dahinter ­sowieso! Sie haben uns nicht nur hübsch gemacht, sondern auch mit viel Charme versorgt. Übrigens: Mein Bart wurde einmal die Woche gefärbt. Sonst wäre er grau. Also so richtig grau.»

Wie geht es bei Ihnen beruflich weiter?

«Ich bleibe mit 20 Prozent bei SRF 3, werde im Herbst beim Night-Märchen im Theater am Hechtplatz Zürich auf der Bühne stehen und mehr Events moderieren. Und wenn sich im Fernsehen etwas ergibt: sehr, sehr gerne! Ich liebe dieses Medium. Ansonsten: Ich bin offen für Neues.»

 

Joel Grolimund (33)

Welche Begegnung werden Sie nie vergessen?

«Die Begegnung mit Hugh Jackman (56) in London. Es war mein erstes Interview für ‹G&G› mit einem Hollywoodstar. Die Anfrage kam eher spontan rein, und nur weil ich zufällig Zeit hatte, durfte ich es ­führen – unser Filmexperte war darüber übrigens nicht allzu erfreut. Als grosser Fan des Films ‹The Greatest Showman› habe ich mich natürlich besonders gefreut. Am Flughafen habe ich extra noch eine übergrosse Schokoladentafel für ihn gekauft. Das Treffen werde ich nie vergessen, weil er der coolste und bodenständigste Hollywood-Schauspieler ist, den ich je getroffen habe.»

Welche Geschichte haben die Zuschauer nicht mitbekommen?

«Als Solothurner ist mir das Zürcher Böögverbrennen eher fremd. Vor zwei Jahren hatte ich an diesem Tag Sendung – davor lief noch die Live-Übertragung des Böögverbrennens bei SRF. Der Böög wollte einfach nicht fertigbrennen. Deshalb wartete ich und wartete … immer mehr Beiträge wurden aus der Sendung gestrichen, weil der Böög weiterhin auf dem Sender bleiben sollte. Erst nach 57 Minuten hat es den Kopf verjagt – auch meinen, denn unsere Live-Sendung wurde komplett gestrichen.»

Wie geht es bei Ihnen ­beruflich weiter?

«Mein 40-Prozent-Vertrag bei Radio SRF 3 läuft weiter. Zurzeit laufen Gespräche über weitere Projekte – auch ausserhalb von SRF.»

 

Tanya König (37)

Welche Begegnung werden Sie nie vergessen?

«Das Interview mit dem US-Schauspieler Ethan Hawke (54) ist unvergesslich. Er war so entspannt und bodenständig. Wir haben ihn vor seinem Hotel in Zürich abgeholt und zum Kongresshaus gefahren. Auf der Fahrt hat er mir erzählt, dass er gleich nach Ankunft in Zürich in den See gesprungen ist. Wie cool ist denn das? Auch hat er mir von seiner Tochter erzählt. Es war schön zu hören, dass er und seine Tochter eine tolle Beziehung haben.»

Welche Geschichte haben die Zuschauer nicht mitbekommen?

«Ich durfte mal den deutschen Schaupieler Til Schweiger (61) interviewen, wie bei Ethan Hawke für das Format Limo-Talk. Wir holten ihn in seinem Hotel ab und ­fuhren ihn zum Zurich Film Festival. Er hat mich während des Gesprächs nicht angeschaut. Das hat nicht nur mich, sondern auch die Zuschauenden irritiert. Ich habe ein paar E-Mails ­bekommen von Leuten, die meinten, wie arrogant er doch gewesen sei. Was das Publikum aber nicht wissen konnte, war, dass er eine ziemliche Fahne hatte.»

Wie geht es bei Ihnen beruflich weiter?

«Ich werde weiterhin Teilzeit für SRF arbeiten, aber bis Ende Jahr noch eine Mutterschaftspause einlegen. Ab Januar 2026 ­werde ich zuerst mal als Redaktorin ein­steigen, danach schauen wir weiter. Zudem moderiere ich weiterhin spannende ­Anlässe, wo ich auch die eine oder andere interessante Person interviewen darf.»