«Zweite Hochzeit? Auf jeden Fall!»

Zum 60. Geburtstag veröffentlicht die EislaufIkone ihre Biographie. Darin lässt sie tief blicken – etwa auf ihre Beziehung mit Lebenspartner Colin, mit dem sie grosse Pläne schmiedet.

Der Himmel über der Stadt Zürich ist tiefblau, die Sonne strahlt eine angenehme Wärme aus. Auch Denise Biellmann (59) geniesst den prächtigen Herbsttag. Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Colin Dawson (60) sitzt sie auf einer Mauer am Weinplatz und blättert in «Denise Biellmann – Die Biografie».

GlücksPost: Wie fühlen Sie sich nach der Veröffentlichung?

Denise Biellmann: Es fühlt sich toll an! Zumal der Entstehungsprozess sehr intensiv war, was mich selbst überraschte. Wochenlang erzählte ich meiner Ghostwriterin aus meinem Leben, las und überarbeitete die Kapitel, die sie mir nach und nach zustellte, sogar in meinen Ferien (lacht).

Anlass der Publikation ist Ihr 60. Geburtstag am 11. Dezember. Wie werden Sie feiern?

Nur im kleinen Kreis mit der Familie. Ehrlich gesagt habe ich noch nie an einem Geburtstag ein grosses Fest gemacht. Ich mag auch keine Überraschungspartys, wo plötzlich 40 Leute dastehen und einem gratulieren.

Ehrlich: Macht Ihnen das Älter-werden auch mal zu schaffen?

Ich mache mir diesbezüglich keine grossen Gedanken, zumal ich das Glück habe, für mein Alter noch megafit zu sein. Aber etwas finde ich trotzdem doof …

Was denn?

Diese Zahl 60. Wenn ich die so in den Zeitungen neben meinem -Namen sehe, breche ich nicht gerade in Jubelgeschrei aus (lacht). Die Zahl passt irgendwie einfach nicht zu mir, weil ich mich nicht so alt fühle. Aber: Ich habe keine Probleme damit, dazu zu stehen.

Ihre Karriere ist beispiellos: Sie sind die einzige Schweizer Weltmeisterin im Eiskunstlauf, sprangen als erste Frau den dreifachen Lutz, und eine der wichtigsten Pirouetten wurde nach Ihnen benannt.

Ja, ich kann wirklich auf vieles zurückblicken. Deswegen habe ich mich entschieden, den Menschen mit meiner Biographie einen tieferen Einblick in mein Leben zu geben. Obwohl ich ja als Kind eher schüchtern war.

Aber nicht nur: Sie waren manchmal auch ein richtiges «Luusmeitli», haben in der Schulzeit Streiche gespielt – und sogar mal Geld aus dem Portemonnaie der Patentochter Ihres Vaters geklaut!

(Lacht.) Stimmt. Wenn man mich nicht gut kennt, bin ich eher zurückhaltend. Meine Freunde wissen aber, dass ich auch sehr lustig und rebellisch sein kann. Ich kann extrem diszipliniert sein, den Schalter aber auch schnell ins Gegenteil umlegen.

Herr Dawson, hatten Sie nie das Gefühl, dass Sie für die Karriere Ihrer Partnerin hintenanstehen?

Colin Dawson: Nein. Das ist ihr Verdienst, und ich gönne ihr das. Ich unterstütze sie, nehme ihr Sachen ab. Sie ist im Rampenlicht, und das ist gut so.

Frau Biellmann, denken Sie manchmal darüber nach, was wäre, wenn Ihre Mutter Heidi (91) Sie nicht als Dreijährige aufs Eis gebracht hätte?

Denise: Nein. Das kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen. Das Eis war immer ein Teil von mir und wird es auch immer bleiben.

Die Erfolge von Denise Biellmann hatten auch Schattenseiten, etwa bei ihrem Engagement bei «Holiday on Ice» 1982, die damals grösste und kostspieligste Eisrevue der Welt. Sie erzählt im Buch: «Die Rolle des einsamen jungen Stars war zu viel für mich … Die Presse folgte mir auf Schritt und Tritt, alles wurde fotografiert und gefilmt. In den Zeitungen erschienen dann auch Bilder, auf denen ich nicht glücklich aussah. Mein Lachen war verschwunden.»

Wie haben Sie es geschafft, am Stress nicht zu zerbrechen?

Mit dem Friebe-Alpha-Training. Es ist eine Stärkung für den Geist. Die Mentalübungen habe ich täglich gemacht, manchmal sogar zweimal am Tag. Zudem bin ich nie für den Ruhm eisgelaufen, sondern nur, um den Menschen eine Freude zu machen. Ich glaube, viele zerbrechen daran, dass sie mit ihrer Berühmtheit irgendwann nicht mehr klarkommen.

Im Publikum Ihrer Shows waren auch viele prominente Gäste –- darunter sogar Königin Elizabeth II. († 96).

Oh ja, das war eine Überraschung! Weil die Queen in diesem Jahr ihr Silberjubiläum feierte, war sie zu der Show eingeladen. Als im Anschluss ein roter Teppich auf die Eisfläche ausgerollt wurde, sie zu uns kam und mit uns ein paar Worte wechselte, vergass ich vor lauter Nervosität den Knicks. Das ärgert mich noch heute (lacht).

Neben vielen schönen Erinnerungen spricht Denise Biellmann im Buch auch über den Verlust ihrer Schwester Silvia, die an einem Krebsleiden starb. Denise: «Sie ist 2015 gestorben –  mit 56 Jahren. Ihr Tod war der härteste Schicksalsschlag in meinem Leben. Die ersten paar Jahre danach konnte ich kaum darüber reden, weil ich immer gleich weinen musste.»

Wie geht es Ihnen heute damit?

Ich kann besser damit umgehen, aber Silvia fehlt mir noch immer sehr. Sie war so humorvoll, wir konnten viel zusammen lachen. Es gibt Momente, wo ich denke: Das hätte ich ihr jetzt gerne erzählt, und sie hätte es sicher lustig gefunden. Sie war ein wichtiger Teil meines Lebens. Deswegen habe ich ihr ein Kapitel in meinem Buch gewidmet.

Auch ein Kapitel – oder sogar zwei – hat Ihr Lebenspartner Colin, mit dem Sie 40 Jahre zusammen sind.

Genau. Obwohl wir uns zwischenzeitlich einmal scheiden liessen und ein Jahr getrennt voneinander lebten.

Ihr Liebesgeheimnis?

Was uns zusammenhält, ist die Liebe, die wir füreinander hegen. (Colin nickt bestätigend.) So einfach ist das. Wir gehören einfach zusammen! Er versteht mich zu hundert Prozent, und ich weiss, ich könnte die Hand dafür ins Feuer legen, dass er immer für mich da ist, egal was kommt.

Sie schwärmen ja richtig!

(Lacht.) Wir haben es einfach so schön zusammen. Wir lassen uns unsere Freiräume, kleben nicht dauernd aneinander. Trotzdem mögen wir die gleichen Sachen, pflegen denselben Lebensstil.

Im Buch schreiben Sie, dass Sie sich eine zweite Hochzeit vorstellen könnten. Träumen Sie wirklich davon?

Ja, das können wir uns sehr gut vorstellen – aber noch nicht jetzt. Irgendwann später mal, vielleicht mit 70?

Colin: Wir wollen auf jeden Fall verheiratet sein, bevor wir einmal sterben.

Denise: Das klingt makaber (lacht). Es ist aber tatsächlich so.

Wie sähe die Hochzeitsfeier aus?

Denise: Es gäbe sicher nur ein Fest im kleinen Kreis. Zudem würden wir wohl nicht kirchlich, sondern nur standesamtlich heiraten. Und ein weisses Kleid trage ich, glaube ich, auch nicht. Aber so weit sind wir noch nicht (lacht).

Kinder waren bei Ihnen nie ein Thema. Bereuen Sie diesen Entscheid?

Bis jetzt nicht, aber man weiss ja nie, wie es im Alter ist. Es war einfach irgendwie immer zu früh für Kinder, ich hatte stets das Gefühl, nicht parat zu sein.

Mit Kindern haben Sie aber trotzdem oft zu tun: Seit einigen Jahren trainieren Sie unter anderem den Nachwuchs im Eiskunstlaufen.

Genau! Und das geniesse ich sehr. Denn: Auf dem Eis zu stehen und zu trainieren – ein absolutes Glücksgefühl für mich!