Zuversicht  trotz aller Widrigkeiten

Die Vorfreude bei der Schauspielerin und Theaterleiterin ist gross – auf ein neues Stück von Franz Hohler. Gleichzeitig macht sie sich aber auch Sorgen. Gut, hat sie ihre Kinder Rhea und Lou, die Freud und Leid mit ihr teilen. Und sie auch trösten, wenn es nötig ist.

Schallendes Gelächter tönt durch den kleinen Wald in der Stadt Zürich: Der 18-jährige Lou macht vor der Kamera der Fotografin Faxen und amüsiert Schwester Rhea (22) und seine Mutter Hanna Scheuring (55). Nicht zu übersehen, dass das Trio den Spaziergang geniesst.  «Wir haben einander vermisst», sagt die Schauspielerin und Theaterleiterin. «Zwar wohnen die zwei noch bei uns, sind aber viel unterwegs, und ich genauso – in letzter Zeit sowieso.»

In «ihrem» Zürcher Bernhard-Theater produziert sie gerade ein neues Stück. «ÖV» von Schriftsteller Franz Hohler (77) ist eine Uraufführung und erzählt von kuriosen, lustigen und berührenden Begegnungen in Tram und Bus (siehe Box). Auch Hanna Scheuring selbst steht im 6-Personen-Stück auf der Bühne, Regie führt ihr Lebenspartner Daniel Rohr (60). Gibt’s da keine «Kollisionen»? «Das habe ich mich anfangs auch gefragt», sagt sie und lacht. «Bisher habe immer ich bei ihm im Theater Rigiblick inszeniert, jetzt war es erstmals umgekehrt. Es funktioniert aber super, und ich geniesse es sehr, das zusammen mit ihm zu machen.»

Am 27. November wird «ÖV» Premiere feiern – wenn Corona nicht dazwischenkommt. Dieses Stück trotz der widrigen Umstände auf die Beine zu stellen, erscheint waghalsig. «Es braucht schon Mut. Aber es bedeutet mir wahnsinnig viel. Es ist herzerwärmend fürs Publikum, dazu unsere erste Eigenproduktion. Mir ist auch wichtig, etwas für die Branche zu tun. Zu viele Leute – vom Kostümbildner bis zur Schauspielerin – haben keine Arbeit.»

Die Angst, dass die geplanten Aufführungen im Dezember und Januar ins Wasser fallen könnten, sei zwar gross, aber deshalb nichts zu tun, sei ja keine Lösung. Eine Einstellung, die ihre Kinder bewundern, wie sie – mittlerweile in der heimischen Küche angekommen – erzählen. «Obwohl die Situation so schwierig ist, gibt sie nicht auf und ist voller positiver Lebensenergie, ich finde das extrem stark», sagt Wirtschaftsrecht-Studentin Rhea. Und Zivildienstleistender Lou erzählt, dass seine Mutter sie diese positive Lebenseinstellung auch gelehrt habe. Was sonst noch? «Sie hat uns keine Botschaft eingeprügelt, eher ihre Lebensart mitgegeben, eine Offenheit Menschen gegenüber, Respekt gegenüber… allem, und eben auch Arbeit mit Freude zu begegnen, selbst wenn’s mal streng wird.»

Rhea und Lou hatten immer ein sehr enges Verhältnis zur Mutter, selbst früher in der Pubertät. «Wir konnten ihr alles erzählen», sagen beide. Für Hanna Scheuring, die vom Vater der Kinder schon lange geschieden ist, sind die zwei heute fast wie Freunde. «Wir haben immer etwas zu reden und diskutieren: Umweltschutz, Politik, Corona-Zeugs, aber auch ganz persönliche Dinge. Wenn ich Sorgen habe, erzähle ich sie ihnen, und sie trösten mich. Umgekehrt genauso. Ich habe das Gefühl, dass bei uns zwar jeder seinen eigenen Weg geht, wir uns dabei aber extrem begleiten. Die beiden und unsere Beziehung zueinander sind für mich wirklich ein Geschenk.»