Zum Bruder-Zwist hätte sie es nie kommen lassen

Einst hatte der Verlust ihrer Mutter, deren Todes­tag sich jetzt zum 25. Mal jährt, die ­Prinzen William und Harry eng zusammen­geschweisst. Heute ist ihre Beziehung jedoch an einem Tiefpunkt angelangt – und einzig die Trauer verbindet die beiden noch.

Es sind Momente, die Prinz William jeweils sehr nahegehen. Wenn er auf Menschen trifft, die um Angehörige trauern – und denen er Trost zu spenden versucht. Weil er ihnen durch den Verlust seiner Mutter sehr gut nachfühlen kann. So sagte der 40-Jährige letzthin an einer Gedenkfeier zu Betroffenen: «Als jemand, der mit seiner eigenen Trauer lebt, weiss ich auch, dass es für die Hinterbliebenen oft am wichtigsten ist, dass die Menschen, die wir verloren haben, nicht vergessen werden.» Sich an sie zu erinnern, bringe Trost. «Obwohl sie zwar schrecklich früh gestorben sind, aber dennoch gelebt haben. Sie haben unser Leben verändert, wurden geliebt und haben geliebt.»

Das ist bei Prinz Harry ebenfalls so: Prinzessin Diana, die am 31. August 1997 im Alter von 36 Jahren starb, ist für ihn ständig präsent. «Ich hoffe und glaube, dass ich sie mit allem, was ich tue, stolz mache», erklärte der 37-Jährige kürzlich. Sie wird natürlich auch ein wichtiger Bestandteil in seinen Memoiren sein, die gegen Ende Jahr erscheinen. Offenbar befasst er sich darin auch sehr intensiv mit der Todesnacht seiner Mutter: Offizielle Gerichtsquellen in Paris haben durchsickern lassen, dass in Harrys Auftrag intensiv nach Informationen über den Unfallhergang recherchiert wurde.

So gegenwärtig Prinzessin Diana für beide in ihrem Alltag ist: Mehr als die Trauer verbindet die beiden nicht mehr. Der Tod ihrer Mutter hatte sie zwar einst enger zusammengeschweisst, doch die Ereignisse der letzten Jahre haben die zwei Brüder immer mehr auseinandergebracht. Die Spannungen begannen nach Harrys Hochzeit mit Meghan Markle (41), dann kam es zum Eklat und dem Abschied des Paars vom Königshaus. Harry fühlte sich und seine Frau von der Königsfamilie schlecht behandelt, machte seinem Frust in einem TV-Interview Luft. Und sagte, William sei im königlichen System gefangen. Was wohl das Fass bei William endgültig zum Überlaufen gebracht hat.

Das war im März 2021 – und seither? Der tiefe Graben, der zwischen ihnen entstanden ist, wurde nicht kleiner. Sie sahen sich im letzten Jahr zwar an Prinz Philips Beerdigung, danach zur Enthüllung der Diana-Statue in London. Und dieses Jahr am Gottesdienst zum 70-jährigen Thronjubiläum der Queen. Doch das waren sehr distanzierte Begegnungen, und die Hoffnung auf eine Annäherung erfüllte sich nicht. «Ihr Verhältnis ist an einem Tiefpunkt angelangt», bestätigt auch die britische Royal-Expertin Ingrid Seward. «William hat das Gefühl, dass nichts zu tun ist in dieser Angelegenheit. Wo er etwas bewirken kann, darauf will er sich konzentrieren. Nicht seine Zeit mit Dingen verschwenden, die nicht zu ändern sind.»

Zumal die Nr. 2 der Thronfolge auch das nicht verhindern kann, was bald mit der Biographie seines Bruders auf ihn zukommt. Eine Vorahnung, wie Harrys Sichtweise ist, gab es schon beim TV-Interview mit Oprah Winfrey. Und für die Millionen-Gage für das Buch dürfte der Verlag auch dementsprechende Enthüllungen erwarten. Ingrid Seward ist überzeugt, dass William jener sein wird, der am meisten verletzt wird durch das Buch mit den absehbaren Bomben, die Harry zu platzen lassen scheint. Sie befürchtet, dass nicht nur einzelne Personen durch ihn ins Visier geraten, sondern dass im Endeffekt auch die Monarchie attackiert wird. «Und diese Institution ist genau die Zukunft von William.» Mittlerweile habe er einen wachsenden Einfluss, er werde respektiert und seine Meinung befolgt.

Enge Freunde, meint Ingrid Seward zudem, seien Dianas Söhne nie gewesen. «Obwohl es so wirkte, die beiden haben sich nie so gut verstanden.» Das habe auch damit zu tun, dass sie sehr unterschiedliche Charaktere hätten. Harry trage sein Herz auf der Zunge, William hingegen sei introvertiert und zurückhaltend.

Traurig über den aktuellen Zustand der Brüder-Beziehung zeigt sich Ken Wharfe (73), der zwischen 1987 und 1993 Leibwächter von Diana war. Er ist überzeugt, dass es nicht zum Bruch zwischen den beiden gekommen wäre, wenn deren Mutter noch leben würde. «Wenn zwei Geschwister streiten, gibt es normalerweise einen nahen Verwandten, der interveniert», sagt der Brite, der seine Erinnerungen an die royale Zeit jetzt im Buch «Remembering the Princess» veröffentlicht hat. «Diana hätte diese Rolle übernommen – und hätte auch die Probleme verstanden, die im Raum stehen. Und sie hätte ihren Söhnen geholfen, sie zu lösen.» Er glaubt sogar immer noch fest daran, dass das Zerwürfnis nicht für alle Ewigkeit ist. «Irgendwie und irgendwann wird es irgendjemanden geben, der sie zusammenbringt – nicht zuletzt weil es ums Überleben der Monarchie geht.»