«Wir vermissen unseren Dädi»

Der Tod von Ruedi Rymann jährt sich am 10. September zum zehnten Mal. Drei Kinder des legendären «Schacher Seppli»-Jodlers aus Giswil OW führen sein musikalisches Erbe fort.

Abendstimmung auf der Fluonalp unterhalb des Giswilerstocks. Nur das Bimmeln von Kuhglocken unterbricht die Stille. Silvia (52), Annemarie (53) und Peter Rymann (44) lassen den Blick über den Sarnersee in die Ferne schweifen. Sie sind in Gedanken bei ihrem geliebten Vater. Vor zehn Jahren starb der begnadete Jodler und engagierte Wildhüter Ruedi Rymann im Alter von 75 Jahren an Krebs. Die Erinnerungen an ihn sind allgegenwärtig. In der Alphütte, nur ein paar Wegkehren weiter oben, war der liebevolle Ehemann und Vater von fünf Töchtern und einem Sohn früher oft anzutreffen. Er habe dort Älplermagronen gemacht, und man sei gemütlich zusammengesessen, erzählt Annemarie. «Die Familie war ihm sehr wichtig. Auch wenn er viele Termine hatte, so nahm er sich dennoch für uns Zeit», ergänzt Silvia. Peter nickt und verrät, dass er als Jüngster viele intensive Momente mit seinem Dädi in der Natur erlebt habe. «Ich bin ihm auch dankbar, dass er mich dazu brachte, ein Instrument zu lernen.»

Der Stammhalter wohnt heute im Elternhaus. Besonders nahe fühle er sich seinem Vater aber, wenn irgendwo ein Juiz oder ein Lied von ihm erklingt. Und wenn das schön vorgetragen sei, berühre es ihn, verrät Peter. Seine Schwestern Annemarie und Silvia schöpfen viel Zuversicht in den vertrauten Gesprächen mit ihrer rüstigen 81-jährigen Mutter. Es tue ihr gut, wenn sie mit Muti über frühere Zeiten reden könne, sagt Silvia, die als Einzige nicht in Giswil wohnt. Sie fühle sich ihrem Vater auf diese Weise näher, als wenn sie sein Grab besuche, meint sie leise. Ähnlich ergeht es Annemarie. Sie geniesse es, mit ihrer Mutter Erinnerungen auszutauschen: «Sie erzählt mir manchmal Dinge, die ich so noch gar nicht wusste.»

«Wir vermissen unseren Dädi.» Er sei so positiv gewesen, habe nie über jemanden ein schlechtes Wort gesagt. «Ob in seinen Augen wohl alle gute Menschen waren?», sinniert Silvia. Uns und seinen Kindern bleibt Ruedi Rymann auf jeden Fall so in Erinnerung.