«Wir sind Seelendoktoren»

Vor drei Jahren feierten sie mit der Kelly Family ein grandioses Comeback. Die beiden Schwestern haben aber auch solo einiges drauf und wollen mit ihrer Musik die Menschen glücklich machen.

Die beiden Schwestern lachen, sind bester Laune, als wir sie Backstage in der St. Jakobshalle in Basel treffen. Kathy (56) und Patricia Kelly (50) sind Teil der irisch-amerikanischen Grossfamilie, die durch Europa tourt. Es ist eines der letzten Konzerte der legendären Kelly Family, nach einem grandiosen Comeback im Jahr 2017 mit dem Jubiläumsprogramm «25 Years Over the Hump». Jetzt konzentrieren sich die einzelnen Familienmitglieder auf ihre Solo-Projekte.

In diesen Tagen erscheint das neue Album von Patricia Kelly «One More Year» mit Songs voller Liebe, Hoffnung und Energie. Es sei ihr persönlichstes Album, sagt die zweifache Mutter, die sehr gläubig ist. «Jedes Lied ist für mich wie das Blatt eines Tagebuchs»,  stellt die Künstlerin fest. Sie musste in den vergangenen Jahren viele Schicksalsschläge verarbeiten, hatte Meningitis, erlitt ein Burnout, erkrankte an Brustkrebs. Daran starb auch ihre Mutter Barbara-Ann († 36), als Patricia zwölf Jahre alt war. Nach ihrem Tod habe sie eine extrem starke Bindung zu ihrer Schwester Kathy entwickelt. «Wir haben beide zusammengehalten, sind durch dick und dünn gegangen und waren ein Mega-Team», erzählt Patricia. Und Kathy ergänzt: «Wir waren uns extrem nahe und in gewisser Weise abhängig voreinander.» Sie hätten sich bewusst voneinander lösen müssen, damit sich jede eigenständig habe weiterentwickeln können. «Patricia ist eine ‹Aufstehfrau›. Egal, was auch passiert, sie bricht nicht zusammen. Dafür bewundere ich sie.» Sie seien beide verschieden, aber sehr konsequent im Weg, den sie nehmen würden. «Patricia hat einen grossen Familiensinn. Ich bin da eher eine Freiheitskämpferin», stellt Single Kathy fest und lacht herzhaft.

Die tiefe, innige Verbundenheit der beiden Frauen, die in Deutschland leben, ist bis heute geblieben. Sie empfinde grossen Respekt für ihre ältere Schwester und sei ihr dankbar, sagt Patricia: «Kathy hat in ihrem Leben so wahnsinnig viel für unsere Familie geleistet. Ich liebe sie.» Zudem sei sie authentisch und echt. «Wenn sie sauer ist, zeigt sie das auch», sagt Patricia und schmunzelt. Auch  als Sängerin schwärmt sie von Kathy: Sie sei grossartig, habe eine aussergewöhnliche und kraftvolle Stimme. «Sie ist von Natur aus eine starke Frau, mental wie körperlich. Dass sie in ihrem Alter die Bühne noch so rockt, darum beneide ich sie», gibt Patricia zu.

Schweizer Fans von Kathy Kelly haben im März gleich mehrfach die Möglichkeit, die Ausnahmekünstlerin live mit ihrem Solo-Programm «Ein Leben für die Musik» zu sehen (26. 3. Wil SG, 27. 3. Thun BE, 28. 3. Benefizkonzert in der Stadtkirche Solothurn). Ihr Lebensmotto könnte «Wer lacht, überlebt» lauten. Gerade in schwierigen Lebenssituationen habe sie sich immer ein Stück Humor bewahrt. Sie wisse, dass sie eine gute Konstitution habe und versuche, unnötigen Stress zu vermeiden sowie genügend zu schlafen. «Und ohne Ingwertee mit Honig und Gesangsübungen vor einem Auftritt geht gar nichts», betont Kathy. Es gebe auch mal Momente, in denen sie sich frage, weshalb sie überhaupt auf der Bühne stehe. «Aber wenn ich nach einem Konzert die vielen glücklichen Menschen sehe, dann weiss ich es», erzählt Kathy Kelly. Ihre Schwester nickt zustimmend: «Genau so ist es. Ich glaube, dass wir eine Art Seelendoktoren oder Philosophen sind», meint Patricia. «Wir machen nicht einfach einen Job, sondern es ist unsere Berufung.»