«Wir leben in einem Paradies»

Wenn Mundart-Rap auf traditionelle Klänge trifft, ist Bligg nicht weit. Seine Musik-Kombination will er auch mit seinem Outfit unterstreichen. Dafür reist der Zürcher ins Appen­zellerland.

Von Aurelia Robles

Mit der Handfläche streicht Bligg (47) über den Stoff. «Er fühlt sich anders an als bei der letzten Anprobe.» – «Ich habe das Rosshaar raus­genommen», erklärt Monika Schmalbach (48) in der Ausserrhoder Trachtenstube in Teufen AR, die sie vor zehn Jahren übernommen hat. Seit zwei Monaten hat die Trachtenschneiderin einen neuen Kunden: Bligg. Der Zürcher Musiker kam mit einer unkonventionellen Anfrage auf sie zu: eine Weste, die traditionell und zugleich urban sein soll. «Es soll die Vermischung widerspiegeln, die ich mit meiner Musik mache.» Mit einem Augenzwinkern sagt Schmalbach, dass sie von ‹Züri une› schon viele Anfragen erhalten habe. Besonders das «Osserrhoder Broschttuech» mit seinem knalligen Rot hat in den vergangenen Jahren an Beliebtheit gewonnen. «Meine erste Frage ist jeweils, wozu sie es benötigen.» Denn das Broschttuech darf nur mit der traditionellen Tracht getragen werden, keinesfalls zu Jeans. Aber Bligg wollte ohnehin etwas eigenes.

Zurück zum Bewährten

Bligg will seine Weste auf der Konzertbühne tragen. Denn für ihn geht es bald wieder los: Mit «Tradition» erscheint am 6. Oktober nach drei Jahren Abstinenz ein neues Album des Solokünstlers. Dieses soll, nach dem gemeinsamen Projekt Blay mit Marc Sway (44), wieder «auf den geraden Pfad meiner Solokarriere führen, sprich: wieder eine Mélange von urbaner Musik und traditionellen Elementen sein». Mit dieser Kombination von verschiedenen Stilrichtungen wurden seine Lieder wie «Musigg i dä Schwiiz», «Rosalie» und «Volksmusigg» zu Hits. Bei etlichen Stücken hat Bligg mit der Streich­musik Alder zusammengearbeitet, die bei ihren Auftritten die Ausserrhoder Tracht trägt. Deshalb hatte Bligg bereits ein wenig Kenntnis von den strikten Trachtenregeln und kontaktierte als Erstes die Alders, als er seine Vision für das neue Bühnenoutfit hatte. «Ich wollte von ihnen wissen, was ich zu beachten habe und ob es überhaupt möglich sei», sagt Bligg. «Ich wollte mich keinesfalls mit ihrer Tracht schmücken und auch niemanden mit einer abgeänderten Version vor den Kopf stossen. Deshalb war es mir ein Anliegen, ihr Okay zu erhalten.» Die Streichmusik Alder erteilte ihm dieses und gab ihm den Kontakt von Trachtenschneiderin Monika Schmalbach. «Die Streichmusik Alder ist denn auch der einzige Grund, weshalb meine Weste an die Ausserrhoder Tracht angelehnt ist», sagt Bligg.