«Wir könnten dankbarer nicht sein»

Mit ihrer Stubete Gäng schwimmen sie auf einer Erfolgswelle, was Vater wie Söhne sehr freut. Zwar gibt es in der Familien-Formation auch mal Diskussionen – aber das kennen sie ja von früher!

Was für ein Gewusel! Kaum hingesetzt, steht Aurel Hassler (37) wieder auf, tauscht den Platz mit seinem Bruder Moritz (35) und setzt sich auf die Lehne des roten Bänklis unterhalb der alten Linde in Hagendorn ZG. «Wohi muass i luaga?», fragt Vater Hans (77), während Mama Regula (68) einige Äste bändigt.

«Bei uns ist immer was los – privat und auf der Bühne», erzählt Moritz und lacht. Seit 2019 bilden er, Aurel, Hans und Onkel Claudio die Stubete Gäng. Eben erschien ihr drittes Album «Hoodie Gääggeler» (siehe Box). Ihre Musik bezeichnen die Zuger als «Örbn Ländlr», einer Mischung aus urbanen Musikstilen wie Hip-Hop oder Reggaeton. Ein Konzept, das Jung und Alt begeistert. Sänger Aurel: «Wir können nicht dankbarer sein für den Erfolg, den wir erleben.» Ob dieser für Volksmusik-Koryphäe Hans, der bei der Stubete Gäng Klarinette und Akkordeon spielt und einst mit Jodel-Star Peter Hinnen (80) auf Tour war, nicht zu viel ist? «Nein», winkt der bärtige Churer ab. «Es ist eine schöne Zugabe, ich bin wieder am Anfang – wie 1968!»

Doch nicht nur Hans, auch Regula ist musikalisch. «Ich spiele Kontrabass in einem Orchester», sagt sie. Dass sie bei der Stubete Gäng nicht aktiv dabei ist, stört sie nicht. «Mein Posten ist im Hintergrund. Die Bühnenoutfits parat machen, zu fragen, wie es wem geht: die Mami-Rolle eben.» Ihre fünf Kinder – neben Aurel und Moritz haben sie und Hans drei Töchter – sind längst ausgezogen. Die Türe ihres Haues stehe jedoch immer offen. Aurel und Moritz nicken. «Wenn wir können, kommen wir gerne bei ihnen vorbei, auch, weil sie uns Kindern gegenüber immer sehr wohlwollend waren», erzählt Moritz.

Wie sein Bruder hat er eine Ausbildung zum Lehrer absolviert. Aber auch als sich die beiden die Musik zum Beruf machten, konnten sie auf die Unterstützung der Eltern zählen. «Richtig streng waren sie eigentlich nie.» Und umgekehrt? Wie waren die zwei als Buben? Aurel sei der frechere gewesen, erzählt Regula. Dieser protestiert und meint, dass Moritz so lieb aussah, und man ihm nie böse sein konnte. Aurel gesteht: «Ich hab dir mal deinen Rattenschwanz abgeschnitten, weil den alle so toll fanden.» Beide lachen.  Eigentlich hätten sie sich immer gut verstanden, gar mal zusammen gewohnt. Bis sich die Wege trennten, etwa, weil Aurel eine Karriere als Fussballer startete, die er später wieder abbrach. «Wir können uns in Ruhe lassen, wenn wir merken, dass der andere mehr Platz braucht. Das war früher so und ist es auch heute noch. Deswegen ergänzen wir uns so gut.» Gibt es bei den Hasslers nie Streit? Aurel, der selbst zweifacher Papa ist: «Natürlich gibt es Diskussionen, das ist normal bei so vielen Leuten.»

Vor allem die Campingferien, welche die Familie früher unternahm, seien oft nervenaufreibend gewesen. Moritz fügt an: «Es dauerte Stunden, bis wir alle im Auto sassen und losfahren konnten.» Alle lachen. Aber wenn man in einer siebenköpfigen Familie aufwachse, sei man sich gewohnt, Kompromisse einzugehen.

So auch in der Stubete Gäng – und beim Fotoshooting mit der GlücksPost. Die Familie Hassler sitzt auf dem Bänkli unter der Linde, blickt in die Kamera – ehe Hans ruft «Hemmers?» und Grimassen schneidet. Moritz, Aurel und Regula lachen und meinen: «Wie gesagt, bei uns ist immer etwas los!»