«Wir können aufeinander zählen»

Nicht nur beruflich sind die Sängerinnen Weggefährtinnen, sondern auch privat. Und beide wissen: Wenn eine von ihnen Hilfe braucht, ist die andere zur Stelle.

Wirklich eindrücklich», staunt Sarah-Jane (37), während sie sich in der Klosterkirche von Einsiedeln SZ umsieht. «Ich muss gestehen, ich bin zum ersten Mal hier.» Kein Problem: Sie hat eine versierte «Reiseleiterin» an ihrer Seite: Maja Brunner (71), ihre Freundin und berufliche Wegbegleiterin, die mit ihr ab 23. 11. im «Lachner Wiehnachts-Zauber» (siehe Box) auf der Bühne steht. Der Ausflug ist ein kleiner Auftakt für die gemeinsame Zeit.

Bevor die beiden Sängerinnen die Kirche verlassen, zünden sie ein Kerzchen an. Etwas, das vor allem für Maja Brunner zum Alltag gehört. Sie wohnt in der Nähe und ist fast jede Woche in Einsiedeln anzutreffen. «Entweder um eine liebe Freundin zu besuchen, für einen Spaziergang oder eben um hier in die Kirche zu kommen und eine Kerze anzuzünden oder – wenn mich etwas bewegt – Ruhe zu finden und Zwiesprache mit Gott zu halten.»

Eine Kirchgängerin oder religiös ist Maja Brunner nicht, aber sie sei spirituell und der Glaube für sie existenziell. «Jeder sollte etwas haben, an das er glaubt und an dem er festhalten kann, sei es Gott, Allah oder das Universum.»

In ihren Gebeten sage sie Danke oder bitte darum, dass alles gut komme. «Nicht für mich selbst, sondern für alle. Das klingt wahnsinnig menschenfreundlich, aber das Leben hat mich gelehrt: Wenn es für alle stimmt, stimmt es am Ende auch für dich, selbst wenn am Anfang eine Enttäuschung steht. Ich glaube tief im Herzen, dass alles so kommt, wie es muss.» Klar hadere man beim Blick auf aktuelle Krisen auch mal mit Gott, aber am Ende seien die Probleme ja menschgemacht.

«Das kann ich alles so unterschreiben», sagt Sarah-Jane. Auch sie sei keine Kirchgängerin, aber habe ihren eigenen Glauben. Sie halte draussen in der Natur, die sie so liebt, Zwiesprache mit dem Universum und glaube an Engel. «Ich habe sehr viele Schutzengel. Leider sind dieses Jahr zwei dazugekommen: mein Opi, den ich bis zum letzten Atemzug begleitet habe. Drei Wochen später starb mein Gotti mit erst 57 Jahren an Krebs. Das waren harte Schicksalsschläge, das Rucksäckli hat sich noch etwas mehr gefüllt.» Sie und ihr Mann Dani Sparn (36) haben schwere Jahre hinter sich, mussten unter anderem ihren Kinderwunsch begraben und litten beruflich wegen der Pandemie. «Klar habe ich da gehadert, aber so ist das Leben. Das alles hat mich auch geerdet und mir Dinge vor Augen geführt – dass wir dankbarer sein sollten, jeden Tag geniessen und glücklich sein mit dem, was wir haben. Nur dann können wir auch Fröhlichkeit in die Welt hinausgeben.» Sie hat sich zudem vorgenommen, ihre Träume noch viel stärker anzugehen. Zum Beispiel? «Der von der Schauspielerei. Im ‹Tabourettli› im Fauteuil-Theater in Basel hatte ich schon die Chance, und anderswo habe ich einen Fuss drin, was aber noch nicht spruchreif ist.» Die Baselbieterin hat Geduld. Ein Satz von Maja habe sie immer schon begleitet: «Särähli, wenn öppis nöd passiert, denn mues es nonig si.» Hat Maja Brunner selbst noch Träume? «Eigentlich sind die fast alle in Erfüllung gegangen. Ich wünsche mir einfach, dass alles so weitergeht und natürlich, dass ich gesund bleibe.»

Beruflich wie menschlich war die 71-Jährige für Sarah-Jane immer schon ein Vorbild, das sie seit ihrem Karriere-Start vor fast 20 Jahren begleitet und stets an sie geglaubt habe. Was hat sie von ihr gelernt? Maja Brunner wirft ein: «Sag einfach: alles!» Beide lachen schallend. Und Sarah-Jane meint ernsthaft: «Immer ehrlich zu sein, sich nicht verbiegen lassen.»

Auch daneben haben die beiden Ähnlichkeiten, sind lebhaft, lustig, laut und nehmen kein Blatt vor den Mund. Früher wurde Sarah-Jane, wie sie erzählt, oft als «di chli Brunnere» bezeichnet – was Maja «herzig!» findet. Konkurrenzkämpfe habe es zwischen ihnen nie gegeben – da ist die Freundschaft zu stark. «Wir hören uns nicht ständig, sind uns aber trotzdem immer sofort wieder nah», sagt Maja Brunner. Auch bei privaten Tiefschlägen, wie etwa bei Trauerfällen, können sie einander ihr Herz ausschütten. Sarah-Jane: «Wir wissen einfach, dass wir auf den anderen zählen können, wenn’s brennt. Auch wenn wir nicht oft darauf zurückgreifen müssen, weil wir beide sehr starke Persönlichkeiten sind.»

Zwei, die aber bestens auf einer Bühne Platz haben – wie sie bald im «Lachner Wiehnachts-Zauber», wo Maja Brunner fürs Programm zuständig ist, beweisen werden. Für Sarah-Jane ist es fast wie ein Heimkommen: Sie war die ersten acht Jahre dabei, kehrt nun nach sechs Jahren Pause wieder zurück. «Ich freue mich sehr darauf!» Jeden Abend präsent zu sein und das Beste zu geben – das sagen beide – sei zwar auch anstrengend, aber vor allem wunderschön, da die Atmosphäre so familiär sei und sie für einmal nicht alleine auf der Bühne stehen und auch Lieder ausserhalb ihres Genres singen. Die letzte Vorstellung findet am 23. Dezember statt. Wissen sie schon, wie sie dann Weihnachten verbringen? Maja Brunner: «Ganz klassisch: Heiligabend mit der Familie, am 25. Dezember mit Freunden.» Sarah-Jane: «Bei mir ist es ähnlich: Ich lasse es ruhig angehen, werde die Füsse hochlegen, den ‹Wiehnachts-Zauber› noch mal Revue passieren lassen und die Zeit mit meinen Liebsten und den Hunden geniessen.» Und sicher werden beide auch dann das ein oder andere Kerzlein anzünden.