Wieder mehr Zeit für die Familie

Ihr intensiver Einsatz als Deutschland-Korrespondentin für SRF geht zu Ende. Als neue Moderatorin des «Kassensturz» kehrt sie zurück in die Schweiz – und ihr Leben wird ruhiger.

Wir haben uns auf 10 Uhr für ein Interview per ­Videoanruf verabredet. Kurz vorher kommt eine Nachricht von Bettina Ramseier: Es gebe eine kurze zeitliche Verschiebung, da sie noch in einer Besprechung zum Besuch des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz bei Russlands Präsident Vladimir Putin sei. So ist das Korrespondentinnen-Leben – unvorhersehbar, immer kann etwas passieren, über das berichtet werden muss. «Ich bin dank meines Berufes immer am Puls des Geschehens, das ist unglaublich spannend. Aber man kann kaum abschalten», bestätigt die 41-Jährige wenig später. Politisch Relevantes finde auch am Wochenende statt – da muss frau kurzfristig springen. Egal, ob sie privat andere Pläne hat. «Und das heisst nicht, dass du dann am Montag freimachen kannst.»

Noch bis im Sommer dauert diese intensive Zeit für die Aargauerin. Vier Jahre hat sie «Vollgas gearbeitet» und genoss es, mittendrin zu sein im Weltgeschehen. Trotz des Pensums war der Job als Deutschland-Korrespondentin ein Traum: «Er stand auf meiner Bucket List.» Ein weiterer Traum war das Moderieren einer Sendung. Auch der geht nun in Erfüllung – ohne, dass sie darum gekämpft hat: «Oft kommen Dinge, die passen, wenn man nicht danach sucht.» Bettina Ramseier wird bei «Kassensturz» die Nachfolge von Ueli Schmezer (60), der 25 Jahre lang das Gesicht des Formats war, antreten. Von nun an soll es jedoch keine Hauptmoderatorin mehr geben. Sie teilt sich die Aufgabe mit Kathrin Winzenried (48), die schon länger Schmezers Stellvertreterin ist, und die beiden Frauen sind zusammen die Aushängeschilder der Sendung.

Um ein Gefühl für das Konsumentenmagazin zu bekommen, ist Bettina Ramseier bereits ab 8. März bei «Kassensturz» (dienstags, 21.05 Uhr, SRF 1) im Einsatz, moderiert sechs Sendungen. «Ich werde zwei Monate zwischen Zürich und Berlin hin- und herpendeln.» Im Sommer steht dann der endgültige Umzug in die Schweiz an. Sie freut sich auf mehr Ruhe in ihrem Leben: «Die Arbeit wird sehr viel überschaubarer und kalkulierbar. Wenn man frei hat, hat man wirklich frei. Das heisst für mich, dass ich mehr Zeit für meine Familie habe.»

Dass sie als Moderatorin dieser Sendung im Fokus der Öffentlichkeit stehen wird, ist ihr bewusst: «Ich genoss es, anonym zu sein und machen zu dürfen, was ich mochte. Aber ich liebe auch das Adrenalin und den Auftritt.» Ueli Schmezer zu ersetzen, versucht sie gar nicht: «Er prägte die Sendung extrem, diese Lücke kann ich nicht komplett füllen. Doch wir ticken recht ähnlich.» Sie verbrachte mit ihrem Vorgänger viel Zeit: «Ich bin ihm sehr dankbar, dass er mich gründlich in die neue Aufgabe eingeführt hat. Ihm ist es alles andere als egal, wie es mit der Sendung weitergeht. Er ist von Herzen engagiert.»

Für Bettina Ramseier ist der «Kassensturz» die Essenz des Service public. «Mich für Konsumentinnen und Konsumenten einzusetzen, Menschen gegen Mächtige zu unterstützen, ist eine sinnvolle Aufgabe. Und sie ist wichtiger denn je. Die Welt wird immer komplexer, man ist je länger je mehr ohnmächtig allein. Formate, die Missstände aufdecken, muss man unbedingt bewahren.» Sie hat keine Angst, sich mit jemandem anzulegen, hartnäckig zu sein und nachzubohren. «Das ganze ‹Kassensturz›-Team ist so. Alle brennen für ihre Aufgabe. Aus Überzeugung, die Welt ein bisschen besser zu machen. Deshalb: Los, kommt zu uns, wenn ihr ein Problem habt!»