Wie lange bleibt er dem «Bergdoktor» noch treu?

Mit der Rolle als Dr. Martin Gruber hat er das grosse Los gezogen. Sein Erfolg ist ungebrochen, neue Folgen sind in Arbeit. Trotzdem könnte für den Schauspieler eine Veränderung anstehen.

Es ist wie sein zweites Zuhause: Ellmau am Wilden Kaiser in Österreich, wo Hans Sigl (49) seit 2007 für die ZDF-Erfolgsserie «Der Bergdoktor» vor der Kamera steht. Mehrere Monate pro Jahr – wie jetzt wieder: Gerade fiel der Startschuss für die neuen Folgen der 13. Staffel. Sendetermin ist Anfang 2020.

GlücksPost: Was treibt Sie nach wie vor an, weiterzumachen?
Hans Sigl: Ich kann nur sagen: Ich liebe es! Ich liebe den Job, das Team, die Gegend. Ich mag die Geschichten, die Zusammenarbeit mit der Produktion, mit der Redaktion, und wir sind ein unheimlich schön zusammengewachsenes Team.

Wie ist es, nach einer Pause zum Drehort zurückzukehren?
Ich habe mich wahnsinnig gefreut, dass es wieder losgeht. Es ist eine grosse Liebe zum Beruf, zu den Geschichten, zu der Figur, zu den Kollegen. Ein riesiges Glück, dass man das eben nach dieser Zeit mit diesem Erfolg machen kann.

Und gerade nach so vielen Jahren stellt sich die Frage: Wie lange bleiben Sie dem Dauerbrenner noch treu? Es wird derzeit gemunkelt, dass Sie bald aussteigen könnten.
Eigentlich hat man mich ab der dritten Staffel bereits gefragt: «Jetzt machen Sie das schon drei Jahre, wann hören Sie auf?» Seither muss ich mich damit auseinandersetzen. Auch deswegen, weil es für mich darum geht, dass ich es ja nur machen kann, wenn ich im Hier und Jetzt bin, mich jeden Tag auf die Szenen freue und mit den Kollegen das Neue, was es noch zu entdecken gibt, entdecke.

Sie verschwenden also keinen Gedanken daran, aufzuhören?
Nein. Im Unterschied zu einer Krimi-Serie ist es bei uns ja die Familien-Serie und die Entwicklung der Figuren. Wir erzählen hier eine schöne Lebensgeschichte, die sich von Jahr zu Jahr verändert und neue Situationen ergibt. Das macht nach wie vor Spass. Klar, werde ich irgendwann mal hier sitzen und sagen: «Ich darf Sie zu unserer letzten Begegnung begrüssen und Ihnen Herr oder Frau sowieso vorstellen.» Dann wird es ein Abklatschen geben, und das ist auch völlig in Ordnung. Aber im Moment ist es nicht so.

Ist es richtig, dass Sie brenzlige Situationen in letzter Zeit auch öfter mal selber drehen, also auch gefährlichere Stunts machen?
Ja, denn grundsätzlich ist man durch die unglaublich tollen Kollegen von der Bergrettung, die uns von Anfang an betreuen, immer sehr gut gesichert und geschützt. Für den Schauspieler ist es immer eine Herausforderung, so etwas selbst zu machen. Manchmal steht aber auch der Produktionsleiter da und guckt einen an, und sein Blick sagt: «Das machst du jetzt nicht.»

Wo sind Ihre persönlichen Grenzen?
Das muss man sich anschauen und auf sein Gefühl hören. Wenn ich beim Betrachten der Szene einen Moment der Irritation verspüre, lasse ich es sein. Dann macht es das Double.

Aber Sie sind schon mutiger geworden im Laufe der Jahre?
Das weiss ich nicht. Das entwickelt sich natürlich auch. Es ist wie im Schwimmbad: Wenn man das 1-Meter-Brett schafft, geht man beim nächsten Mal aufs 3-Meter-Brett – und irgendwann steht man auf dem Zehner oben.

Von einer anderen Seite werden Sie voraussichtlich im Herbst 2019 im ZDF-Thriller «Flucht durchs Höllental» zu sehen sein. Da spielen Sie einen eher unsympathischen Typen. Macht es mehr Spass, für einmal einen wenig netten Kerl zu spielen?
Klar, macht es Spass, wenn man die meiste Zeit einen guten, positiven Charakter spielt, auch mal ein wenig eine negative Kerbe einschlagen zu können. Ich musste natürlich versuchen, diese Figur etwas vom «Bergdoktor» zu unterscheiden. Daher hatten wir uns entschieden, ihn ein wenig fülliger zu gestalten. Deshalb habe ich ein paar Kilos zugelegt, die jetzt aber wieder runter sind.

Sie werden auf der Strasse sicher oft erkannt – und statt als Hans Sigl wohl eher als Dr. Martin Gruber angesprochen. Wie reagieren Sie darauf?
Ich finde das amüsant, weil die Leute das ja auch deshalb machen, damit sie den Kontakt aufnehmen können. Ich quatsche gern mit den Leuten. Manchmal ist das so eine kleine Schwelle, dass die Leute nicht wissen, wie sie einen ansprechen sollen, und es fällt den meisten Menschen dann einfacher, wenn sie einen Gag machen. Zum Beispiel mit dem  Satz aus der Serie: «Martin, mein einziger Freund.» Den höre ich sehr oft. Dann ist das Eis gebrochen, man lacht, und es ist gut.

Wünschen Sie sich in manchen Momenten, dass Sie nicht berühmt sind?
Ich erachte mich nicht als «berühmt». Natürlich würde ich manchmal gerne in den Zoo, ins Schwimmbad oder zu einem Konzert gehen und einfach mal nur beobachten.  Manchmal wäre es angenehm, wenn es ein bisschen ruhiger wäre. Aber das ist ja nun auch nicht von heute auf morgen passiert, sondern es ist so entstanden. Die Leute freuen sich ja immer, wenn sie einen sehen, dann entsteht ein kleiner Plausch, was völlig okay ist.

Am 7. Juli steht ein grosser Geburtstag an: Sie werden 50. Was planen Sie – oder lassen Sie sich einfach überraschen?
Es ist von mir aus bisher gar nichts geplant. Ob ich überrascht werde, weiss ich nicht. Für mich ist es einfach ein Geburtstag. Aber ich habe von der Produktion einen Tag mehr freibekommen.

Haben Sie sich etwas vorgenommen fürs neue Lebensjahrzehnt? Es vielleicht ruhiger angehen zu lassen?
Nein, es ist gut so, wie es ist.

Wie würden Sie Ihr derzeitiges Lebensgefühl beschreiben?
Ich bin sehr ausgeglichen, fühle mich sehr gut, stehe im Hier und Jetzt. Und zudem bin ich gesund.