Wie der Vater, so der Sohn

Er ist der erfolgreichste Countrysänger des Landes. Was nur wenig erstaunt, denn sein Vater hat in ihm die Liebe zur amerikanischen Volksmusischon in jungen Jahren entfacht.

Von Dominik Hug

Herzlich willkommen», sagt Florian Fox (33), nachdem er die Türe zum herrschaftlichen Haus in einem Vorort von Zürich geöffnet hat. Im Hintergrund ertönt unverkennbar ein Lied von Country-Legende Johnny Cash (1932–2003), das ab Plattenspieler läuft. An der Wand in der Eingangshalle hängt eine Original-Lithographie des spanischen Künstlers Joan MirÓ (1893–1983). Im Wohnzimmer duftet es fein nach Kaffee. «In diesem Haus ist Florian aufgewachsen und glücklicherweise noch­ immer oft zu Besuch», sagt Ueli Roth (90), Vater des Musikers, der sich dazugesellt. Der Ju­ nior schlendert zum Cheminée und legt ein paar Holzscheite in das bereits lodernde Feuer nach. Dann schenkt er den Gästen Kaffee ein.

Florian Fox gehört seit einigen Jahren zu den bekanntesten Sängern der Schweiz. Er ist regelmässig im Fernsehen zu Gast, gewann diesen Frühling den Prix Walo in der Kategorie Country und ging schon mehrfach in den USA auf Tournee, wo er 2024 mit dem in Texas verliehenen Award «Entertainer of the Year» ausgezeichnet worden ist. Inspiriert zu seiner Karriere hatte ihn ursprünglich sein­ Vater Ueli. Denn dieser lebte in den 1960er-Jahren für längere Zeit in den USA, wo er als Städteplaner in New York und Nashville arbeitete. Während jener Zeit entdeckte Ueli die amerikanische Volksmusik, In den USA «Entertainer of the Year» 2024 ­ allen voran die Lieder von Johnny Cash, die er noch heute gerne hört. «Ich kann mich gut erinnern, wie ich als Kind auf dem Boden spielte und mein Vater an seinem Pult Pläne zeichnete, während die ­ Musik von Johnny Cash lief», erzählt ­ Florian Fox. Und auch später, während gemeinsamen USA-Ferien mit den Eltern,­ seien dessen Lieder ständig ­ gespielt worden. «Die Musik von ­ Johnny Cash hat mich sehr ­ geprägt», betont Flo­rian Fox, «und schliesslich auch dazu geführt, dass ich selbst Country sänger werden wollte.» Von seiner Mutter hatte­ Florian schon als Siebenjähriger eine Gitarre geschenkt bekommen. Als Teenager spielte er in Bands. Doch es war ihm wichtig, noch ein anderes Standbein zu haben, «einen so genannt seriösen Beruf» zu ­ erlernen. Also liess er sich zum Anwalt ausbilden. Einen Teil seines Studiums verbrachte er in Nashville, wo einst auch sein alter Herr tätig war. «Wie der Vater, so der Sohn», witzelt ­ Florian

Ein grosser Fan

Ueli Roth kehrte 1966 in die Schweiz zurück und gründete ein eigenes Architekturbüro. Zu seinen bekannteren Werken gehört die Planung des Maag-Areals mit dem Prime Tower in Zürich-West, der längst zu einem Wahrzeichen der Limmatstadt geworden ist. «In meiner Arbeit konnte ich immer sehr kreativ sein», sagt Roth, «deswegen kam ich gar nie in Versuchung, selbst ­ Musik zu machen, obwohl ich ein grosser Fan bin.» Auch ­ hätte er wohl nie die Geduld aufgebracht, das Gitarrenspiel so richtig zu erlernen, wie es sein Sohn getan habe, ergänzt er lächelnd.

90 Bundesordner

Der Hausherr führt die Gäste ins weitläufige Bürozimmer im ersten Stock. Auch dort stehen sorgfältig aufgestellt mehrere Kunstobjekte. Er sei ein leidenschaftlicher Sammler, erklärt Ueli Roth. Sein gesam­tes Leben hat er akribisch in 90 Bundesordnern dokumen­ tiert. Roth greift nach einem bestimmten Ordner, ­ öffnet ihn und präsentiert ­ Fotos von einer USA-Reise, als Florian noch ein Bub war. Er sei sehr stolz, was aus seinem Sohn geworden sei, sagt der Senior. Und auch darauf, wie er seine Musikkarriere und seinen Job als Wirtschaftsanwalt unter einen Hut bringe. «Ich mache eben beides wahnsinnig gerne», schwärmt Florian. «Und momentan klappt es ausgezeichnet, mich in diesen doch sehr unterschiedlichen Welten zu bewegen.»

Mehr Erfahrung

Fürs Fotoshooting geht es­ zurück in die Wohnstube im Parterre. Der Vater setzt sich in einen antiquarischen Sessel, der Sohn kniet sich ­ neben ihn. Er sei es nicht so ­ gewohnt, vor der Kamera zu sein, sagt Ueli Roth, «damit hat ­Florian mehr Erfahrung». Im Rampenlicht steht der ­ Sänger tatsächlich schon bald wieder: Im Herbst ist er eine Woche lang Stargast der 3. «Country Music on the River»-Schifffahrt. «Darauf freue ich mich riesig», sagt er. Mit dabei: natürlich sein Vater!