
Sie musizieren für ihr Leben gern: Uwe Kruger an der Gitarre, Jens Kruger am Banjo und Joel Landsberg am Bass (v. l.).
Kruger Brothers
Weltstars aus dem Aargau
Vor zwanzig Jahren wanderten sie in die USA aus, um mit ihren melodiösen Liedern die Amerikaner zu unterhalten. Das tun sie seither mit grossem Erfolg. Nun kehren sie mit ihrer unverwechselbaren Musik endlich wieder einmal in ihre alte Heimat zurück.
Von Dominik Hug
Sie traten vor einem Millionenpublikum in der TV-Show von David Letterman (78) auf, spielten auch vor ausverkauften Rängen in der Grand Ole Opry in Nashville (USA), der heiligen Stätte der Countrymusik, in der regelmässig Grössen wie Dolly Parton (79) und Willie Nelson (92) zu Gast sind. «Uns läuft es wirklich wunderbar», sagt Uwe Kruger (64), Sänger und Gitarrist der Schweizer Bluegrass-Gruppe The Krueger Brothers. Freudig ergänzt er: «Wir haben uns in den letzten Jahren so etwas wie den amerikanischen Traum erfüllt.»
Der Musiker sitzt in seinem gemütlich eingerichteten Haus im US-Bundesstaat North Carolina. Nur ein Steinwurf entfernt lebt auch sein Bruder Jens (63). Beide stammen aus dem Kanton Aargau, verdienten in jungen Jahren ihr Geld als Strassenmusiker im Zürcher Niederdorf. Später spielten sie in den Bands verschiedener Schweizer Country-Idole wie John Brack (†56) und Jeff Turner (†80). Ende der 1980er-Jahre gründeten sie mit dem New Yorker Bassisten Joel Landsberg (66) die Kruger Brothers. «Mit unserer eigenständigen Bluegrass-Musik waren wir in der Schweiz Exoten», erinnert sich Uwe, «in Amerika hingegen fanden wir damit sofort Anklang.»
Die Kruger Brothers wurden fortan immer wieder an amerikanische Festivals eingeladen. «Unzählige Male flogen wir über den grossen Teich. Wir waren kaum mehr daheim», sagt Uwe. Sie hätten bisweilen sogar die Geburtstage ihrer Kinder verpasst, da sie ständig unterwegs gewesen seien. «Was unseren Frauen irgendwann mächtig zu stinken begann.»
2003 entschlossen sie sich schliesslich dazu, mit den Familien permanent nach Amerika überzusiedeln. Dort gründeten sie eine eigene Plattenfirma und haben seither 23 Alben veröffentlicht.
«Es gibt einiges, was wir vermissen»
2013 wurde Jens Kruger in den USA zum «Banjo-Spieler des Jahres» gekürt. «Es geht uns bis heute sehr gut», sagt Uwe. Mehr als hundert Konzerte geben die Kruger Brothers jährlich, von der West- bis zur Ostküste. Und das soll noch möglichst lange so weitergehen, hoffen sie. «Wie werden spielen, bis wir umfallen. Denn die Musik ist unser Leben.»
Die Schweizer Pässe haben sie in all den Jahren behalten. «Auch wenn wir unser Glück in Amerika gefunden haben, bleiben wir im Herzen Schweizer», erklärt Uwe Kruger, der einst als Nebenjob in der Migros Altstetten ZH Gestelle auffüllte. Und in ihm kommt leichte Wehmut auf, wenn er an typisch schweizerische Produkte wie Aromat, Chäschüechli oder Bürli und Cervelat denkt, die in den USA nirgends erhältlich sind. «Es gibt einiges, was wir vermissen», sagt der Gitarrist, relativiert aber sogleich: «Anderseits gibt es auch in Amerika viel Schönes, was wir vielleicht nie entdeckt hätten, wären wir diesen weiten und abenteuerlichen Weg über den Atlantik nie gegangen.» Heimweh würden sie nur ab und an verspüren, meint er. «Aber wir fühlen uns eigentlich überall zu Hause, wo unsere Musik gehört wird.»
Und so freuen sich die Kruger Brothers darauf, in den nächsten Tagen wieder einmal in der Schweiz aufzutreten. Auch wenn sie mit ihren tollen Bluegrass-Liedern bei uns musikalische Exoten geblieben sind, haben sie hier mittlerweile ebenfalls eine beachtliche Fan-Gemeinde. «Was das Heimkommen für uns nur noch schöner macht.»