Von Liebe, Vergebung und dem Tod

In einer Zeit, in der er um sein Leben kämpfen muss, schaut der Schauspieler auf seinen ­bisherigen Weg zurück. In seiner Biographie teilt er Erinnerungen, schafft Klarheit, was sein Liebesleben betrifft, und verrät, wie ihm seine Frau auf dem Sterbebett eine Last nahm.

So tapfer: Seit fast einem Jahr kämpft Fritz Wepper gegen seine tückische Krankheit – Schwarzer Hautkrebs, der Metastasen bildet. Trotzdem schaffte er es, zu seinem 80. Geburtstag diese Woche die Biographie «Ein ewiger Augenblick» zu veröffentlichen. Aus der Reha-Klinik heraus gibt er Interviews dazu. Das Schreiben sei emotional gewesen, erzählt er der GlücksPost. «Man durchlebt Tiefpunkte und Höhepunkte noch einmal. Aber es ist auch eine Art Loslassen und Sortieren von Lebenspuzzles. Das tut gut.» Von der Kindheit bis zum Sterben – kaum ein Thema lässt er aus. «Das Buch bin ich», sagt der «Um Himmels Willen»-Star, der unter anderem auch Klarheit in seine viel diskutierte Beziehung zu Susanne Kellermann (47) bringt.

Fritz Wepper über …

 

… seine Liebe zu Susanne:

«Ich nenne sie Sanne. Sie ist eine phantastische Kamerafrau und Regisseurin, und es ist schlimm und ungerecht, dass sie durch mich oft ungut in die Öffentlichkeit gezerrt wird. Deshalb hatte sie sich damals auch von mir zurückgezogen. Wir haben uns in einer Zeit kennengelernt, als ich getrennt von Angela gelebt habe. Susanne ist wahrhaftig nicht in meine Ehe mit Angela eingebrochen.»

… Töchterchen Filippa:

«Ich war 70 Jahre alt, als Filippa 2011 zur Welt kam. Sie ist ein Sonnenstrahl, ein Wunschkind, das möchte ich betonen. Ihre Mutter Susanne liebe ich noch immer – wenn auch inzwischen auf eine andere Art und Weise. Sie hat mir das Leben gerettet, als ich eine tödliche Blutvergiftung hatte. Und auch heute ist sie mein Fels in der Brandung. Ich vertraue ihr voll und ganz.»

… seine Hochzeit:

«Ein Leben ohne Susanne kann ich mir nicht vorstellen. Nur ihretwegen habe ich ja meines noch. Unsere Tochter wird uns immer verbinden, aber das war mir nicht mehr genug. Darum habe ich Sanne gefragt, ob sie mich heiraten will. Wir haben niemandem von unserer Hochzeit erzählt.» Sie sagt dazu: «Wir hatten keine Lust auf neue Schlag­zeilen oder Angriffe. Wir wollten etwas haben, das nur uns gehört. Wir wollten uns weder erklären noch rechtfertigen müssen. Nur unsere Tochter Filippa war dabei.»

… die Ehe mit Angela:

«Die Ehe lief gut. Und was für ein Glücksmoment, als Angela 1980 schwanger wurde. Doch es durfte nicht sein. Angela verlor das Baby. Wir waren beide tieftraurig. Aber 1981 kam unsere zauberhafte Sophie zur Welt. Heute ist sie verheiratet und hat selbst ein Töchterchen. Angela und ich hatten wunder­bare Ehejahre. Ich habe viele ­Fehler gemacht, die ihr sehr wehgetan haben. Dazu zählen auch die Affären, die ich während ­unserer Ehe hatte. Ich weiss, ich bin ein Mensch mit Fehlern.»

… Angelas Vergebung:

«Unsere Tochter Sophie wusste immer: Es gab zwar Auszeiten ihrer Eltern, aber die waren nie ein Grund, endgültig auseinanderzugehen. Die Liebe ihrer Eltern stand trotz allem auf festen seelischen Mauern. Daher kam es auch nicht zu einer Scheidung. Auch vor Angelas Tod 2019 waren wir auf einem guten Weg. Ein Treppensturz riss sie aus ihrem Leben. Bei einem meiner letzten Besuche im Krankenhaus hat sie mir zugeflüstert: ‹Ich verzeihe dir alles.› Ich bin unendlich dankbar, dass sie diesen Satz gesagt hat.»

… sein Harmoniebedürfnis:

«Ich bin ein Harmonie-Mensch, und wenn das Schwäche ist, dann gestehe ich sie ein. Neben der Eingangstür meines Hauses am Tegernsee hängt ein schmiede­eisernes chinesisches Schriftzeichen. Es bedeutet Frieden, denn den wünsche ich mir in meinem Leben. Am liebsten sehe ich alle, die mir wichtig sind, auf einem Haufen glücklich vereint. Die Momente des gemeinsamen Lachens sind für mich die schönsten Augenblicke des Glücks und der Freude.»

… die erste Schock-Diagnose:

«Ende Oktober 2020 wurde meine Lunge geröntgt. Eigentlich war ich ja nur wegen Verdacht auf Herz­infarkt da. Es waren unförmige weisse Punkte zu sehen. Auch auf der Leber. Krebsverdacht! Einige Zeit später zum Glück Entwarnung: Die Gewebeproben waren nicht bösartig. Es folgten noch andere Untersuchungen, plötzlich war von Metastasen die Rede. In der Lunge, in der Leber, im Magen und im Gehirn. Ich musste mich einer Immuntherapie unterziehen, da das Melanom, von dem wohl alles ausging, nicht geortet werden konnte.»

… seine Überlebensstrategie:

«Ich meditiere. Meditation ist ein wirksamer Lawinen-Stopper. Die Entspannungstechnik zwingt dich dazu, Sorgen loszulassen. Wenn man keine Chance auf Loslassen hat, schichten sich Ängste und Zweifel auf wie Schnee und rollen irgendwann als eisige Lawine durch deinen Kopf. Bisher hatte ich in jeder Lebenslage eine ­Lösung für Probleme. Aber was macht man bei so einer Diagnose? Ohne Meditation, und da bin ich ganz ehrlich, ist so ein Zustand nicht immer gut zu ertragen. Das und die Immuntherapie schlugen gut an. Die Metastasen sind zurückgegangen.»

… die zweite Schock-Diagnose:

«Weihnachten 2020 zog mir ein Anruf aus der Klinik den Boden erneut unter den Füssen weg. Bei der letzten Untersuchung wurde im Magen-Darm-Bereich eine schnell wachsende Krebsart entdeckt. Diese spricht wohl nicht so auf die bisherige Behandlung an. Ich kam mir vor, als sässe ich in einer seelischen Achterbahn, und jetzt war eine erneute Talfahrt angesagt. Würde dieses Weihnachtsfest mein letztes sein? Das konnte ich nicht glauben. Und wieder kam später Entwarnung: Es handelte sich nicht um Krebs.»

… seinen Lebenswillen und den Tod:

«Ich bin auf einem guten Weg. Die Metastasen bilden sich weiter zurück. Die Ärzte machen mir Hoffnung. Ich habe aber keine Angst vor dem Tod. Ich glaube an ein Leben danach oder dass es noch etwas anderes gibt. Ich sehe mein Leben als ein gigantisches Mo­saik, das sich aus Millionen von Steinchen beziehungsweise Momenten zusammensetzt. Im Ganzen betrachtet, verschmelzen sie zu einem ewigen Augenblick.»