Von Herausforderungen und Glücksgefühlen

Überraschung! In der «Club»-Sommerserie erhält die Moderatorin prominente Unterstützung. Und auch sie selbst plaudert aus dem Nähkästchen, erzählt von ihren persönlichen Corona-Erfahrungen.

Die Stadt wummert und wabert wieder!» Barbara Lüthi (47) freut sich und beobachtet die Menschen, die von A nach B eilen. Die «Club»-Chefin hat als Treffpunkt die Zürcher Europa­allee gewählt. «Mein Lieblingsort, wenn ich Heimweh nach Hongkong habe. Hier sieht es am ehesten nach Häuserschluchten und Geschäftigkeit aus», erklärt sie. Heute wurde die einstige Asien-­Korrespondentin aber nicht von der Sehnsucht nach ihrem früheren Wohnort gelockt. «Aktuell viel wichtiger: Hier sieht man, dass das Leben zurückkehrt.» Es sei erstaunlich, welche Bedeutung Dinge, die mal normal waren, plötzlich bekommen hätten.

Was hat die Pandemie mit uns gemacht? Was nehmen wir mit? Fragen, die Barbara Lüthi auch beruflich umtreiben: In der vier­teiligen «Club»-Sommerserie «Was für ein Jahr!» blickt sie – innerhalb verschiedener Themengebiete – zurück und voraus. Ausnahms­weise nicht als alleinige Gastgeberin der Diskussionsrunde, sondern mit prominenter Unterstützung.

Den Auftakt am 20. Juli macht «Puls»-Moderatorin Daniela Lager (57), die Woche für Woche über das Virus berichtete. Thema: «Mit der Pandemie ins Rampenlicht». Am 27. Juli, wenn es um Corona und die Generationen geht, ist Kurt Aeschbacher (72) dabei, der zur Risikogruppe zählte. «Wir sind Teil der Gesprächsrunde, bringen uns ein, erzählen auch von unseren Erfahrungen, fordern uns heraus», erzählt Lüthi. Freut sie sich drauf, mitreden zu dürfen? «Ja, damit kämpfe ich sonst am meisten – ich liebe es, zu diskutieren», meint sie und fügt lachend an: «Hemingway sagte: ‹Man braucht zwei Jahre, um sprechen zu lernen, und 50, um schweigen zu lernen.› Ich habe also noch drei Jahre Zeit!»

Heute ist sowieso Reden Gold: Wie erlebte sie selbst die Pandemie, in Sachen Homeoffice zum Beispiel? «Es ist effizient, man kann sich die Zeit selber einteilen. Wenn ich früh angefangen habe, reichte es am Nachmittag für den Vitaparcours im nahen Wald.» Doch sei die Grenze zwischen ­Arbeit und Privatleben noch mehr verschwommen, und mit der Work-Life-Balance habe sie schon vor Corona gekämpft. Sie sei eine Person, die 150 Prozent gebe, für das blute, was sie tue. Und im Home­office fällt der Schwatz zwischen­durch weg, die Kaffeepause, der Arbeitsweg – und diese Zeit fülle man mit noch mehr Arbeit bis zur «Bildschirm-­Erschöpfung».

Dazu das Homeschooling mit ihren Kindern Lara (12) und Dylan (8). Anstrengend sei es gewesen, wie wohl für alle Eltern. «Man macht einen tollen Stundenplan, der an gewissen Tagen funktioniert und an anderen halt nicht.» Ihre Kinder seien durch die vielen Reisen mit ihr aber zum Glück sehr selbständig, könnten neue Situationen gut annehmen. Und Hilfe holte sich Barbara Lüthi auch: Der Vater der Kinder, von dem sie seit vier Jahren geschieden ist, gab ihnen Online-Unterricht von Prag aus, Götti und Gotte aus Montreux und Johannesburg. «Als ich die Kinder fragte, aus welcher Stadt der Unterricht denn am strengsten war, sagten sie ohne zu zögern: ‹Zürich›», erzählt sie schmunzelnd.

Dylan und Lara immer um sich zu haben, habe sie im Lockdown genossen, dieses «Zurückgeworfensein auf die kleinste Zelle». «Aber als meine Tochter mit Corona in ihrem Zimmer in Isolation war, und wir in der Wohnung ein­gesperrt waren, wurde es schon beengend. Auch als Familie braucht man manchmal Distanz. Als wir das erste Mal wieder vor die Haustüre traten und den Wind spürten, war das ein unglaubliches Glücksgefühl.»

Positive Momente, Konflikte und Herausforderungen: Themen, die auch in der «Club»-Sommerserie zur Sprache kommen werden. Und wohl auch die Frage, die Barbara Lüthi besonders beschäftigt. «Man kann einer für so viele Menschen existenziellen Krise keinen Sinn abgewinnen, aber wir sollten unseren Lebensstil hinterfragen, denn vieles war möglich. Wie können wir die Solidarität, die am Anfang spürbar war, in die Zukunft nach Corona retten? Und welche Normalität wünschen wir uns zurück? Den vollen Terminkalender, die Flugzeuge im Minutentakt, das ständige Auf-Achse-Sein? Die Welt ist kleiner geworden: Wir können nicht reisen, haben unsere Nachbarn kennengelernt, mit denen wir uns von Balkon zu Balkon unterhielten. Das hatte etwas Tröstliches, und die Verkleinerung des Radius’ bringt auch Ruhe. Wir ­gewinnen, weil wir verzichten müssen.»