Silvia und Peter Rymann
Voller Zuversicht und Freude
Fast ein Jahr haben sie sich Zeit gegeben, um den musikalischen Neustart vorzubereiten. Auch für ihre verstorbene Schwester Annemarie gehen sie mit viel Optimismus in die Zukunft.
Gut gelaunt sitzen die Geschwister Rymann zusammen. Vor kurzem ist ihre neue CD erschienen, und das Interesse daran ist gross. Freudig bespricht Silvia (54) mit ihrem Bruder die Anfragen für Auftritte. Bis es so weit ist, braucht es coronabedingt allerdings noch Geduld.
Wir treffen Peter (46) und seine Schwester in Giswil OW im urchigen «Edith’s Alpenrösli», das zum damaligen Zeitpunkt noch Gäste empfangen durfte. Der Volksmusikant hat sein Schwyzerörgeli nur für die Fotografin ausgepackt, denn er musste seinen rechten Arm in den vergangenen Wochen nach einer Schulter-Operation schonen. Das sei ihm nicht immer leichtgefallen, betont der Monteur von Brandschutz- und Sprinkleranlagen. Aber er arbeite körperlich streng, deshalb sei es für ihn auch aus beruflichen Gründen wichtig, bald wieder fit zu sein. Die freie Zeit habe er für ausgiebige Spaziergänge und fürs Musik- hören genutzt. Auch Silvia war oft in der Natur und gerne auf dem Schacherseppli-Erlebnisweg spazieren. Auch die freien Abende daheim mit ihrem Schatz habe sie genossen. «Und Roger und ich entdeckten ein neues Hobby: Wir haben angefangen zu jonglieren», erzählt sie und lacht.
Den Entscheid, sich nach dem Unfalltod von Annemarie und ihrem Mann musikalisch neu zu orientieren, trafen die Geschwister vor einem Jahr. «Wir glauben, dass es in ihrem Sinn war, weiterzumachen», sagt Silvia leise. Es war für sie und Peter aber klar, dass es keine Jodel-Duette mehr geben würde. Mit Bassistin Rita Burch (43) haben sie nun eine Frau gefunden, mit der es sowohl musikalisch als auch menschlich harmoniert. Bewusst wählten die Geschwister Rymann für ihren Neuanfang nicht ihre Hits aus. «Es sind jedoch traditionelle Jodellieder und flotte Melodien. Natürlich ist auch ein Naturjuiz von Annemarie und einer von unserem Vater dabei. Es ist Musik, die gefällt und Freude macht», erklärt Silvia Rymann. So singt sie mit dem «Ku-Ku-Jodel» und dem «Jo-Jo-Walzer» gleich zwei rassige Titel vom einstigen Jodelkönig Peter Hinnen. Das «Optimischte-Lied» von Carlo Brunner stehe dafür, dass sie beide positiv nach vorne schauen, stellt Peter Rymann fest.
Dennoch gab es auch hin und wieder Tränen. Komponist André von Moos habe ihr vor einem Jahr die Partitur des Titels «Schmätterling» in die Hand gedrückt und gesagt, sie solle sich das Lied anschauen, sagt Silvia. «Ich habe mich ans Klavier gesetzt und gespielt. Danach weinte ich nur noch, weil es mich so sehr berührt und mitten ins Herz getroffen hat. Ich wusste, dass ich das Lied unbedingt aufnehmen will, auch wenn es nicht extra für mich geschrieben wurde.» Sie hält kurz inne, dann sagt sie mit bewegter Stimme: «Summervogel – so sagen wir Obwaldner dem Schmetterling – steht für mich sinnbildlich für Annemarie. Wir mussten sie fliegen lassen.» Und ja, auch beim Titellied der CD «Ä Stärn staht am Himmel» würden sie natürlich an ihre verstorbene Schwester denken.
Silvia nimmt sich bewusst Zeit, um auch einmal traurig zu sein. «Es sind stille Momente, in denen ich einfach nicht verstehen kann, was da passiert ist. Das wird wohl ewig bleiben.» Aber dann sei es vorbei, sie schaue vorwärts und sei wieder froh. «Peter und ich wünschen uns, dass wir die neuen Lieder bald vor Publikum singen und spielen können. Die Vorfreude darauf ist gross», sagt Silvia, und ihre Augen strahlen. «Auch ich hoffe, dass es bald wieder möglich ist, sich zu einem zünftigen Fest mit Musik zu treffen und es lustig zu haben», meint Peter Rymann. «Ich bin sicher, dann geht es uns allen wieder viel besser.»