Voller Hoffnung – und Tatendrang

Grosse gesundheitliche Prob­leme stellten das Leben des Comedians auf den Kopf. Hinzu kam die Angst, nie mehr auf der Bühne stehen zu können. Nach einer längeren Pause ist es jetzt wieder so weit.

Der Mann ist voller Tatendrang – nachdem er fast ein Jahr krankheitshalber hatte pausieren müssen. Allein den Termin mit der GlücksPost zu organisieren, war schwierig, da er – ständig in Sitzungen – kaum erreichbar war. Jetzt steht Cony Sutter (60) vor uns, öffnet strahlend und gut gelaunt seine Haustür. Von seiner Wohnung aus hat er einen atemberaubenden Blick auf den Oberen Zürichsee, im Hintergrund die Glarner Alpen. Hier in Schmerikon SG ist Cony aufgewachsen, hier will er bleiben, hier hat er in den letzten Monaten sein neues Leben geplant. Ein Leben ohne seinen langjährigen Bühnenpartner Peter Pfändler (57). Das erfolgreiche Comedy-Duo hatte im Sommer seine Trennung publik gemacht. Der Grund ist bekannt: Wegen Verdachts auf ein Burnout liess sich Cony letztes Jahr durchchecken. Der Befund war schockierend: Man musste ihm mehrere Stents in verengte Herzkranzgefässe setzen. Zusätzlich entdeckten die Ärzte einen Schatten auf der Lunge: Krebs! Dieser reagierte weder auf Strahlen- noch auf Chemotherapie. Lebemann Cony fiel in eine tiefe Depression. War unfähig zu planen, mochte sich zu nichts aufraffen. Die Kommunikation seiner Situation überliess er Peter Pfändler.

Heute ist er unschlüssig, ob das die richtige Entscheidung war. «Weil ich nichts sagte, schoss die Geschichte durch die Decke. Die Artikel lasen sich, als ob ich schon im Grab läge», sagt Cony. «Peter wusste halt auch nicht alle Details.» Jetzt will er wieder selber informieren, sagen, dass es weitergeht, er wieder aktiv ist. Und wie! Im Wissen, nun solo auf der Bühne zu stehen, hat er ein entsprechendes Programm geschrieben. Das Publikum allein einen Abend lang zu unterhalten, traut er sich noch nicht zu, hat sich deshalb mit drei befreundeten Komikern zusammengetan. Als «Comedy Mix» touren Cony, Kliby mit seiner Caroline, Marcel Weber und der Liedermacher Fredy Schär durch die Schweiz. Ihre Vorpremiere in Schmerikon letzte Woche war zu Conys grosser Freude ausverkauft (weitere Termine: www.conysutter.ch). «Plötzlich geht es wieder aufwärts», meint er strahlend. «Ich hätte nicht gewusst, was ich sonst machen sollte – die Bühne ist mein Leben.»

Nicht nur das: Bis Mitte Oktober will er in Schmerikon an der Uferpromenade sein eigenes Lokal eröffnen, zusammen mit Tochter Patricia (32) und einem Geschäftspartner. Weder Cony noch Patricia werden den ganzen Tag in der als «Lounge, Bar, Eventlocation» umschriebenen Gaststätte stehen. «Dafür haben wir uns Profis geholt, wir werden aber schon auch oft selbst vor Ort sein», so Cony. «Wir wissen, dass wir ein gewisses Risiko eingehen, aber wir laufen nicht blauäugig rein.» Er führt die GlücksPost ins «Ahoi», wie das Lokal heissen soll. Noch wird gestrichen, möbliert und dekoriert. Dafür ist Patricia zuständig. Kommt der Anker an die Tür? Und das Paddel mit den Kleiderhaken? Die beiden debattieren. Zur Eröffnung will Cony seinen 60. Geburtstag, der eigentlich bereits im Juli war, nachfeiern. Mit einem grossen Fest und vielen Gästen.

Krankheit scheint in Conys Leben keinen Platz mehr zu haben. Obwohl der Fleck auf der Lunge noch da ist. Alle drei Wochen muss er zur Kontrolle.  «Ich bin ein Profi im Verharmlosen und Verdrängen», gesteht er. An Conys Stelle sagt Patricia, die ihn bald zum zweiten Mal zum Opa macht: «Mein Mann fragt immer: ‹Wieso macht er so viel?›» Er kann nicht anders.«Im Moment, in dem mich der Ehrgeiz packt, ist alles gut», sagt Cony, der seinen Elan nicht durch trübe Gedanken bremsen lassen will. Immerhin ist das Karzinom nicht grösser geworden – ein gutes Zeichen. Cony glaubt, einem erneuten Krankheitsausbruch rechtzeitig entgegensteuern zu können: «Ich weiss, dass Stress für mich Gift ist. Wenn ich jetzt also nur acht Mal im Monat auftreten will, ist das meine Sache. Ich muss nur mir Rechenschaft ablegen», meint er beschwingt. Und schon ist das Thema vom Tisch.