Voll in seinem Element

Der Sportjournalist ist neu als TV-Kommentator für Schwingen im Einsatz. Das passt bestens zum bodenständigen Emmentaler!

Durch die Wucht des Schlags wirbelt er dreimal um die eigene Achse. Eben hat Reto Wiedmer den «Nouss» mit dem drei Meter langen «Stecken» ins Feld geschlagen. Seit rund acht Jahren betreibt der 31-Jährige den Schweizer Traditionssport Hornussen. Vom Aussehen her könnte er aber gut Schwinger sein. Als Kind hat er tatsächlich kurz mit dem Sägemehl geflirtet. In Erinnerung geblieben ist ihm, wie er zu den Eltern nach Hause rannte, als er auf den Kopf gefallen war.

«In einer Grossstadt könnte ich nie wohnen», sagt Reto Wiedmer beim Besuch in seiner Heimat ­Sumiswald BE. «Ich würde nie von hier weg! Wenn ich mich hier umschaue – so schön!» Für den Radio-Mann, jetzt neu auch als Kommentator am TV, ist das Emmental der totale Kontrast zum Büro, zu SRF und Zürich. «In den grünen Hügellandschaften kann ich mich erholen, einfach alles abstreifen.» Besonders beim Hornussen mit den Kollegen: «Das ist wie ein Ventil. Den Jungs ist es egal, ob ich am TV zu sehen bin. Ich bleibe der ‹Retu›.»

Nun steht bereits sein vierter Einsatz an einem Schwingfest an (siehe Box). Fernsehkommentator sei jedoch nie sein Ziel gewesen, sagt der gelernte Konditor. «Aber Sportjournalist wollte ich schon immer werden.» Kein Wunder: Seine Mutter war Schwimmlehrerin, sein Vater nahm ihn und seine Schwestern stets mit zu Spielen des EHC Biel. Und zu Hause lief am TV Eishockey oder Fussball. «Ich habe mit dem Teletext lesen gelernt. Das war das Erste, was mein Vater gemacht hat, wenn er nach Hause kam – die Sportresultate anschauen.»

Nach seinem Praktikum für ein Lokalradio ist er vor dem Mikrofon geblieben – seit 2016 bei SRF, wo er fürs Radio Fussball, Eis­hockey und Schwingen kommentiert. Letzteres nun auch am TV. «Ich war total überrascht.» Einerseits von den vielen Rückmeldungen, anderseits, dass die Anfrage für die Aufgabe im Fernsehen kam. Später fand er heraus, dass er intern empfohlen wurde.

Ein weiteres Gärtlein, das Reto gerne hegt und pflegt, ist das von zwei Bekannten, die seit ein paar Jahren ein Bauernhaus besitzen. Da packt Reto gerne mit an, hat sich sogar Überhosen gekauft. «Für mich bedeutet auch dies: Abschalten und Zeit mit lieben Menschen verbringen.» Als Lohn für seine Mitarbeit möchte er nur ­eines: eine Eiche aus dem Wald. «Daraus will ich mir ein Bett zimmern lassen.» Ein weiterer Wunsch ist ein eigenes Haus mit Familie: «Es wäre schon schön, wenn das klappen würde.»