Viel Herzblut für ihr «Juwel»

Das war so nicht geplant: Statt sich ein Jahr zu erholen, waren die beiden Theater-Männer mit der Renovation ihres neuen ­Heimes in Tirol beschäftigt.

«Wir wissen genau, was wir wollen», sagt Hubert Spiess (55). Er und sein Mann Erich Vock (57) zeigen der GlücksPost ihr neues Haus in Huberts Heimatort Elbigenalp in Tirol. Das Gebäude besitzen sie zwar schon länger. «Hubert hat es mir schon im ersten Jahr, als wir zusammen waren, gezeigt. Ich war begeistert», erzählt Vock. Nach dem Kauf garantierten sie der älteren Frau, die darin lebte, ein Wohnrecht auf Lebenszeit.

Erich und Hubert wollten eigentlich im vergangenen Jahr auf Reisen gehen. «Es einmal ruhig angehen, Freunde im Ausland besuchen. Alles tun, wozu wir sonst nie kommen.» Deshalb traten sie in keinem ihrer Stücke im Bernhard-Theater oder auf der Zürcher Märchenbühne auf, machten nur Regie und Produktion.

Doch im Februar verstarb überraschend die Dame, die schon über 90 Jahre alt war. Und Hubert und Erich verbrachten ihr Auszeit-Jahr mit der Renovation ihres Hauses. Ein Grossprojekt, denn die beiden möchten alles möglichst originalgetreu erhalten. «Wir hatten ein Schaulaufen von Architekten. Jeder, der fand, es wäre billiger, alles abzureissen und neu zu bauen, konnte gleich wieder gehen», erzählt Hubert. Die kleinen Räume sollen so bleiben. Nur eine Wand im Erdgeschoss haben sie herausgenommen. «Aus einem solchen Juwel, das 107 Jahre alt ist, eine Loft zu machen, wäre ein Verbrechen», meint Erich.

Jedes Detail ist ihnen wichtig: Aus der Platte, auf der in der ehemaligen Bäckerei der Brotteig geknetet wurde, wird ihr neuer Esstisch gefertigt. Die steinerne Tiertränke im Stall wird das Kaltwasserbecken für ihren Wellnessbereich mit Sauna und Dampfbad. Die Türen haben sie sandstrahlen lassen, bis das alte Holz zum Vorschein kam. «Da waren teilweise bis zehn Schichten Farbe drauf», erzählt Hubert. Die vielen Stuckaturen, für die das Dorf berühmt ist, werden ebenfalls erhalten.

Momentan sind erst die Fenster neu. Aber natürlich im ursprünglichen Stil gehalten, mit sechs Unterteilungen. «Ich fand sie toll, als ich die das erste Mal gesehen habe», schwärmt Erich. «Bis mir bewusst wurde, wer die in mühevoller Arbeit putzen wird: ich.»

Nach München sind sie gereist, um sich Heizkörper auszusuchen, die aussehen, als wären sie von 1900. Auch die Steckdosen sollen zwar dem zeitgemässen Standard entsprechen, aber alt wirken.

Sowohl in ihrem Hauptdomizil in Zürich als auch in ihrem Anwesen in Andalusien horten sie Antiquitäten, die sie in den letzten Jahren für ihr neues Heim gekauft haben. «Das sind wohl mehrere Container», gesteht Erich. «Wir lieben es, stundenlang in Antiquitätenläden zu stöbern, sei es in Prag, Málaga, Lissabon oder Florenz», ergänzt Hubert.

Beide haben so viele Ideen, dass sie sich manchmal in die Haare geraten: «Es gibt Dinge, bei denen wir einen unterschiedlichen Geschmack haben. Wir erstreiten uns die Einrichtung», meint Vock lachend. Und Hubert fügt hinzu: «Da wir beide keine Baufachmänner sind, reden wir manchmal aneinander vorbei. Aber zum Glück haben wir bei der Renovierung unseres Hauses in Spanien etwas Erfahrung sammeln können.»

Weihnachten 2020 möchte das Paar hier verbringen. Da sie gern mit vielen Freunden und Familie feiern, müsste dann das ganze Haus inklusive des grossen Gästebereichs im ersten Stock fertig sein. Für den Moment müssen sie das Renovieren und Ausschmücken aber sein lassen. Bald stehen Erich und Hubert wieder auf der Bühne: Am 30. 10. ist im Hechtplatztheater Premiere von «Pippi Langstrumpf». Und im Zürcher Bernhard-Theater folgen ab 5. 11.  «Die kleine Niederdorfoper» und ab 16.11. «Der Wunschpunsch»  (Info und Tickets: www.spockproductions.ch).