Verzicht aufs Liebesglück

Erfolg als Sänger zu haben, war für ihn der grösste Traum. Doch es hat auch Nachteile, dass er nun so begehrt ist: Für eine Beziehung bleibt keine Zeit – und auch seine Tochter sieht er nicht so oft.

Entspannt schlendert Ben Zucker mit uns durch das Zürcher Niederdorf. Er kenne die Schweiz leider kaum, gesteht der Shootingstar der deutschen Schlagerszene. In seiner Heimat Berlin kann er längst nicht mehr so locker und unerkannt durch die Stadt spazieren. Ein Problem hat er wegen seiner grossen Popularität, die sein Mega-Erfolg mitbringt, aber nicht. Es schmeichle ihm, wenn er erkannt werde. Er sei sich seiner Verantwortung gegenüber den Fans bewusst und passe sein Verhalten in der Öffentlichkeit an. Es müsse nicht sein, dass sie ihn mit Bierflasche und Zigarette in der Hand filmen und fotografieren, erzählt er.

Der 36-Jährige ist ein leidenschaftlicher Raucher und konnte sich dieses Laster bisher nicht abgewöhnen. Allerdings ist das Rauchen nicht ganz unschuldig an seiner markanten Reibeisenstimme. «Ich habe sie schon mehrmals kontrollieren lassen», erzählt der Musiker. «Es ist alles okay, und sie tönt halt einfach so beim Singen.»

Vor zwei Jahren wurde Ben Zucker nach seinem Auftritt als Newcomer in der TV-Show von Florian Silbereisen über Nacht zum Star. Sein erstes Album mit Hits wie «Na und?!», «Was für eine geile Zeit» und «Der Sonne entgegen» verkaufte sich bisher über 400 000-mal. Vor ein paar Wochen erschien die lang erwartete neue CD «Wer sagt das?!». Nebst eingängigen und kraftvollen rockigen Songs gefallen besonders die sehr persönlichen Lieder, die unter die Haut gehen. Seiner Mutter hat er den berührenden Titel «Wären alle so wie du» gewidmet. «Sie hat das längst verdient. Jetzt ist der richtige Moment, um ihr einmal Danke zu sagen.»

Das Lied stehe symbolisch auch für viele andere Mamas, die kämpfen mussten und es in ihrem Leben nicht immer leicht hatten. Er könne mit seiner Mutter über alles sprechen. Sie sei seine Vertraute und soll die Gelegenheit haben, an seinem Leben teilzuhaben. «Sie hat geweint, als sie den Song zum ersten Mal hörte», gibt der Sänger zu. Er werde ihn auf der Bühne auch nur einmal zum Besten geben, und zwar bei seinem Konzert in Berlin, wenn seine Familie, inklusive seiner Mutter, im Publikum sitzen würde, verrät er. Mama sei auch seine härteste Kritikerin. «Sie achtet darauf, dass ich cool und auf dem Boden bleibe!» Er lacht.

Seine Wohnung in Berlin liegt nur unweit von der seiner Mutter entfernt. Das sei aber ein Zufall, sagt er. Er habe seine Männerbude richtig toll eingerichtet und fühle sich wohl. Deko-Kerzen und Blumen hätten da nichts verloren. «Ich bin im Moment entspannter Single», stellt er fest. Bei dem Leben, das er jetzt führe, sei es ehrlicher, auf eine feste Beziehung zu verzichten. «Ich glaube an die Liebe und freue mich darauf, wenn es irgendwann passt.» Wie soll sie denn sein, die ideale Frau an seiner Seite? «Sie muss wissen, was sie will und vor allem, was sie nicht will. Und wenn sie noch Humor hat, ist es umso besser», verrät er.

Vor sieben Jahren glaubte Ben Zucker, die grosse Liebe gefunden zu haben, doch das Paar trennte sich in aller Freundschaft. Er habe ein tolles Verhältnis zur Mutter seiner siebenjährigen Tochter – einem absoluten Wunschkind. Seine Ex-Partnerin bestärkte ihn auch darin, mit der Musik weiterzumachen und nicht aufzugeben. Und das zu einer Zeit, als er mehr schlecht als recht von der Musik leben konnte. «Als die Kleine
da war, überlegte ich mir, einen ordentlichen Job zu suchen. Ich wollte nicht, dass sie ausbaden muss, dass ich meinen musikalischen Traum lebe.»

Umso schöner sei es jetzt, dass es geklappt habe und sie abgesichert sei, meint der Sänger ernst. Wenn er seine Tochter einen Tag bei sich habe, geniesse er es sehr. «Wir gehen Pizza essen, ich lese ihr eine Geschichte vor, wir malen und hören Musik», erzählt er glücklich. Sie wisse, dass sie in ihrem Papa immer einen besten Freund habe, mit dem sie über alles reden könne. Oft reiche ihm die Zeit leider nur für Kontakt via Facetime. «Wenn sie mir dann sagt ‹Papa, du bist öfter im Fernsehen als bei mir!›, dann tut das schon weh. Es ist der Preis, den ich für meinen Erfolg jetzt zahle.»