Verständnis für andere Welten

Ob sich ihr Leben mit dem ihres Mannes verbinden lässt? Daran zweifelte die Moderatorin einst. Vergangenheit! Sie und Thierry Carrel harmonieren perfekt – wie sie jüngst auch in «1 gegen 100» bewiesen haben. Mit viel Freude konnten sie nun das erspielte Geld spenden.

Das Warten hat ein Ende! Schon den ganzen Morgen haben sich Corinne, Peter und ihre Mitbewohnerinnen und Mitbewohner auf den Besuch von Sabine Dahinden (51) und Ehemann Thierry Carrel (59) gefreut. Entsprechend herzlich fällt die Begrüssung aus, als die «Schweiz aktuell»-Moderatorin und der Herzchirurg im Odilienhaus der Stiftung Humanus-Haus in Beitenwil bei Rubigen BE ankommen. Da wird vom Leben in der Wohngruppe erzählt, über Sabines letzten TV-Einsatz geplaudert und viel gemeinsam gelacht.

Berührungsängste gegenüber den Menschen mit Beeinträchtigung sind beim Paar keine zu spüren. «Meine Mutter und mein Vater, der eine Vormundschaft übernommen hatte, luden oft Leute zu uns ein, die auf irgendeine Art besonders waren», erzählt Sabine Dahinden. «Wir Kinder haben manchmal zwar die Nase gerümpft, fanden es aber auch spannend, diese speziellen Menschen bei uns zu haben. Rückblickend war das sehr wertvoll.» Thierry Carrel hatte einen Cousin mit Trisomie 21. Zu einer Zeit, als Kinder mit Down-Syndrom oft versteckt wurden, kümmerten sich dessen Eltern liebevoll um ihn und gründeten später im Greyerzerland ein Haus für Betroffene. 

Dem Humanushaus, wo zwölf Wohngruppen leben und 16 Werkstätten untergebracht sind, haben Dahinden und Carrel ein Geschenk mitgebracht: den Gutschein, den sie im Dezember im Promispecial «1 gegen 100 – in Love» gewonnen haben. 13 687 Franken, die sie auf 20 000 Franken aufgerundet haben. Für Simone Tritten und Thomas Spalinger vom Humanushaus ein Segen, denn es steht ein grosses Bauvorhaben an: Das veraltete Odilienhaus entspricht den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner nicht mehr und wird abgerissen, neue Gebäude werden geschaffen (Infos: www.humanushaus.ch).

Bei «1 gegen 100» sind Sabine Dahinden und Thierry Carrel deshalb mit einem gewissen Ehrgeiz angetreten. «Anfangs habe ich der Aufzeichnung sehr locker entgegengesehen, aber dann hat es mich doch noch gepackt», sagt Sabine Dahinden. «Ich wollte die Menschen hier im Humanushaus ja nicht enttäuschen.» In der Sendung sorgte das Paar dann für eine Überraschung: Die ersten Runden bestritt Sabine Dahinden alleine. Thierry Carrel musste zuerst sein aufwendiges Tagesprogramm am Inselspital fertig machen und konnte nicht früher kommen. Die Moderatorin nahm es locker. Eine Situation, die sie in den 15 Jahren Beziehung öfter erlebte? «Ja, das passiert hin und wieder», erzählt sie. «Am Anfang musste ich mich daran gewöhnen, dass er oft bis spät am Abend im Spital arbeitet und ich auch mal allein zu einer Einladung gehen muss. Aber dann habe ich gesehen, was dahintersteckt: Patientinnen und Patienten, für die er länger bleiben will. Er bekommt viele berührende Karten und Briefe zugeschickt, in denen ihm Menschen dafür danken, dass sie noch leben.» Zudem habe sie selbst einen intensiven Job und könne auch gut mal alleine sein.

Nach wie vor steckt Sabine Dahinden viel Leidenschaft in ihre Arbeit bei «Schweiz aktuell», und je nachdem, aus welcher Region sie berichten muss, hat auch sie sehr lange Tage. Es sei völlig normal, dass sie beide sich erst abends um halb zehn oder zehn Uhr zu Hause in Bern treffen. «Sabine dachte anfangs, dass unsere Leben vielleicht nicht zusammenpassen, aber es funktioniert sehr gut. Ich glaube, das Geheimnis ist, dass beide viel Verständnis für die Welt des anderen haben», sagt Thierry Carrel, der nebst der täglichen Arbeit im Spital im Vorstand der amerikanischen Herzchirurgie-Gesellschaft mitwirkt und aktiv humanitäre Projekte weltweit unterstützt.

Die etwas beschränkte gemeinsame Zeit schätzen die beiden Vielbeschäftigten dafür umso mehr. Das ist auch während ihres Besuchs im Humanushaus gut zu sehen. Der Einsatz für den guten Zweck erfreut nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner, auch das Ehepaar geniesst den Ausflug nach Rubigen. Dahinden: «Es geht uns so gut, da ist das eine schöne Gelegenheit, etwas zurückgeben zu dürfen.»