«Wir sind dankbar für unsere gesunden Kinder»

Der Akkordeonist von Oesch’s die Dritten und Lebenspartnerin Tamara geniessen die Vorweihnachtszeit mit ihren Vierlingen und deren Geschwistern. Das Paar schlägt im Advent aber auch nachdenkliche Töne an.

Die helle Wohnküche gleicht einer grossen Backstube. Die Vierlinge Eliane, Lina, Laura und Nicole sowie Nesthäkchen Anja sitzen am langen Holztisch und haben Teig, Wallholz, Kuchenblech, Ausstechformen, Zuckerperlen und vieles mehr darauf verteilt. Jedes Mädchen trägt eine Schürze, hat die langen Haare zu praktischen Zöpfchen geflochten oder zum Pferdeschwanz gebunden. Eifrig wird geknetet, ausgerollt, ausgestochen und dekoriert. Immer wieder wird etwas Teig genascht, und die klebrigen Finger werden einfach abgeschleckt. Die leuchtenden Augen und die geröteten Wangen zeugen vom Spass, den die Kinder haben. Aufmerksam und mit einem glücklichen Lachen im Gesicht beobachten Mama Tamara und Papa Urs ihre kleinen Bäckerinnen und packen wo nötig mit an.

Nachdem die ersten Guezli im Backofen sind, liegt schon bald ein verführerischer Duft im Raum. Am begehrtesten seien die Spitzbuben, verrät Urs Meier (35). Die habe es nie in Vorrat. «Sie sind aufwendig in der Zubereitung, und die fertigen Guezli werden immer gleich wieder aufgegessen», sagt er und schmunzelt. Aber auch Mailänderli und Brunsli stehen in der Gunst der Familie. «Wir machen sogar im Sommer Mailänderli, dann natürlich mit anderen Motiven als im Winter», erzählt Tamara Würsch (35). Guezli backen gehöre nebst basteln zu den Lieblingsbeschäftigungen der Mädchen.

Das ganze Jahr ist auch der Samichlais – so heisst er im Nidwaldner Dialekt – bei der Grossfamilie aus Emmetten ein Thema. Öfter mahnen die Eltern ihre Sprösslinge mit den Worten: «Der Samichlais sieht und hört alles.» Die Kinder sollen keine Angst vor ihm haben, aber Respekt, sagt Papa Urs. Er selbst habe als Bub vor dem Chlais Panik gehabt, ja seinetwegen sogar erbrechen müssen. Das seien unschöne Erinnerungen, meint er.

Seit über 50 Jahren ist es im kleinen Dorf hoch über dem Vierwaldstättersee eine schöne Tradition, dass der Samichlais mit seinen Schmuzli und dem Eseli in der Chlais-Woche alle Haushalte im Ort besucht. Für die Kinder nimmt sich der Mann im langen roten Mantel besonders viel Zeit und freut sich auf Versli und Gedichte. «Weil der Chlais gesagt hat, dass wir lieb waren, holt das Christchindli jetzt dann sicher unsere Wunschzettel. Sie liegen draussen vor dem Fenster», erzählt Eliane ganz aufgeregt.

Es sei schön, dass die Kinder noch so fest an diese Symbolfiguren glauben. Sie erleben eine unvergessliche, magische Zeit, die ihnen niemand nehmen kann. Er werde manchmal selber wieder zum Kind, verrät Urs.

Liebevoll sind die Kinderwünsche auf farbigem Papier aufgezeichnet oder in Form von Fotos aus Katalogen aufgeklebt. Puppen und Plüschtiere stehen bei den bald fünfjährigen Vierlingen und ihrer um ein Jahr jüngeren Schwester hoch im Kurs. Halbbruder Tom (8), der aus einer früheren Beziehung von Tamara stammt, begeistert sich für die Landwirtschaft. Er hofft, dass für ihn ein Spielzeug-Ladewagen unter dem Tannenbaum steht.

Weil der Musiker die Formation Oesch’s die Dritten auf deren achttägiger Weihnachtstournee in Deutschland nicht begleitet, nutzt er die Zeit, um in der eigenen Akkordeon-Werkstatt zu arbeiten und den Advent mit seinen Liebsten ausgiebig zu geniessen. Musikalische Entzugserscheinungen hat er keine, im Gegenteil. Seine Kinder spielen täglich mehrmals die CDs von Oesch’s ab. «Sie lieben Melanie und wollen nichts anderes hören», gibt er etwas zerknirscht zu. Hie und da stellt sich der Hobby-Koch auch an den heimischen Herd. «Alles, was er macht, schmeckt richtig gut», lobt Tamara ihren Lebenspartner. Und wenn er zum Znacht eine feine Suppe zubereite, gelinge es ihm mit dem Püriertrick, dass die Kinder sogar ungeliebtes Gemüse wie Zucchetti oder Wirz essen.

Das Festmenü für Heiligabend steht noch nicht fest. «Bei meiner Familie hatten Pastetli Tradition», erzählt Urs Meier. Er werde am 24. Dezember mit den Kindern am späten Nachmittag in die Kirche gehen und die Messe besuchen. Währenddessen wird daheim wie von Zauberhand der Baum geschmückt. Die Bescherung finde dann aber erst nach dem Essen statt. Alle Wünsche würden nicht erfüllt. Der Nachwuchs soll nicht verwöhnt werden. «Wir sind eher strenge Eltern. Bei sechs Kindern braucht es mehr Disziplin als mit einem Kind», sagt der Papa.

Seit sieben Jahren sind der virtuose Ländlermusiker und die zierliche Mutter von sechs Kindern zusammen. Hochzeit ist auch weiterhin kein Thema für das harmonische Paar. Die Eltern der Vierlinge freuen sich darüber, dass sich Eliane, Lina, Laura und Nicole so prächtig entwickeln. «Sie besuchen inzwischen den Vorkindergarten», erzählt Tamara Würsch. Je älter die Kinder werden, desto mehr werde ihr und ihrem Partner bewusst, welch Glück sie hätten, dass alle vier gesund sind. In der Hektik des Alltags gehe das manchmal fast unter. «Man ärgert sich über Kleinigkeiten, statt einfach nur dankbar zu sein», sinniert Tamara.

Sie erinnert sich zurück, als sie mit den Vierlingen schwanger war. Zur Minderung des Risikos rieten die Ärzte ihr und Urs, über eine «Teilreduktion» nachzudenken. «Was für ein schreckliches Wort! Wir hätten über Leben und Tod entscheiden sollen. Das wollten und konnten wir nicht», sagt sie. Sie wirkt nachdenklich, blickt zum Fenster hinaus. In der Nähe stehe am Waldrand eine kleine Kapelle. Dorthin spaziere sie regelmässig mit der ganzen Schar und zünde Kerzen an. «Wir beten zum Schutzängeli. Und ich bedanke mich für unsere wundervollen, gesunden Kinder!»

Oesch’s die Dritten

Seit fünf Jahren spielt Urs Meier als virtuoser Akkordeonist bei der erfolgreichen Familienformation aus dem Berner Oberland mit. Erst kürzlich erschien die aktuelle CD «Zirkusjodel». Der gebürtige Schwyzer freut sich auf die Konzerttournee im neuen Jahr, auf der Oesch’s die Dritten ihr 20-Jahr-Bühnenjubiläum mit einem musikalischen Feuerwerk feiern werden.Alle Termine und Informationen: www.oeschs-die-dritten.ch