Unzertrennlich – auf immer und ewig!

32 Jahre trennen den legendären Kabarettisten und seine zweite Ehefrau. Doch dies ist das Einzige: Die zwei harmonieren perfekt. Dies zeigt sich auch bei einem Bummel durch ihre Wahlheimat Basel.

Seit 19 Jahren ist Emil Steinberger mit seiner grossen Liebe Niccel (53) glücklich verheiratet. Das Paar lebt seit 2014 in Basel. Am Rheinknie fühlen sich Emil und Niccel pudelwohl. Seit dem Ende von Emils 16-monatiger Monstertour «Emil – No einisch» steht ein Jahr Pause auf dem Programm, und die beiden geniessen ihre Wahl-Heimat. Von Nichtstun freilich kann keine Rede sein.

Dabei hätte es der mittlerweile 85-jährige Kabarettist verdient, das Rentenalter zu geniessen. «Ein Bühnen-Ruhejahr heisst nicht, dass wir den ganzen Tag faulenzen», zieht Emil nach den ersten Monaten ohne Auftritte Bilanz. «Jetzt heisst es auftanken.» Für die Steinbergers bedeutet dies viel Kultur. «Es gab Wochen, da haben wir jeden Abend eine kulturelle Veranstaltung besucht», so Emil. «Vom Opernhaus Zürich bis hin zum Rigiblick-Theater. Vom Schauspielhaus Basel bis zum Kleintheater ‹Fauteuil› und zum ‹Luzerner Jedermann›. Dazu kamen noch viele Kinobesuche. Für uns ist die Bühnenpause eine kulturell sehr intensive Zeit.»

Das grosse Gefühl von Freiheit heisst für Emil und Niccel – weiterarbeiten. «Tagsüber sitzen wir an unseren Schreibtischen und verrichten unsere normale Büroarbeit. Dabei versuche ich auch, im Archiv etwas Ordnung zu schaffen.» Das heisst: Texte ordnen, Zeitungsartikel ablegen, Videos mit Interviews sichten und beschriften, Fotos einordnen. «Das ist eine grosse Arbeit, die allein schon die zwölf bühnenfreien Monate in Anspruch nehmen könnte.»

Gleichzeitig gehe bei ihnen der Denkprozess weiter, was in den Jahren 2019 und 2020 geschehen soll. Das betreffe nicht nur Emil, sondern auch Niccel. «Wir überlegen uns, was uns wohl mehr Spass machen würde, weitere Bühnenauftritte oder ‹nur› noch malen, zeichnen, Bücher schreiben, Filme machen?» Die Auswahl sei fast schmerzhaft gross, die Entscheidungen seien deshalb nicht ganz einfach. Emil: «Niccels Lachseminare finden in jedem Fall weiter statt, das nächste im September im Kaisersaal Basel.»

Es sind die kleinen Dinge des Lebens, die Emil erfreuen. Beim Erzählen kommt er ins Schwärmen. «Mit grosser Freude beobachte ich seit eineinhalb Jahren, wie Niccel tagtäglich zeichnet, malt, kreiert. Und das alles neben all der Arbeit, die sie für uns und unsere Edition E leistet.» Und ganz stolzer Ehemann sagt Emil: «Sie überholt mich mittlerweile, was den kreativen Bereich angeht.»

Auf eine Frage aber hat Emil noch keine Antwort gefunden. Vermisst der erfolgreichste Schweizer Kabarettist aller Zeiten das Publikum, die Bühne, die Menschen in den Sälen? Die erste Antwort kommt spontan: «Auf der Bühne zu stehen, ist immer noch ein Riesenvergnügen für mich.» Pause. Emil überlegt lange. «Die Frage allerdings heisst: Muss ich künftig darauf verzichten? Muss ich das langsam lernen, oder darf ich noch einmal Gas geben? Ein Entscheid ist dringend fällig.» Zur Erinnerung: Emil wurde am 6. Januar 85 Jahre alt.

Gibt es etwas ganz Spezielles, was das Traumpaar in den letzten Monaten geschaffen hat? Emil: «Die  Zeit gleitet sehr schnell dahin, vor allem, wenn jeden Tag neue Anfragen aller Art eintrudeln, die zu beantworten für höfliche Menschen wie uns ein Muss ist. Allein dafür gehen viele Vormittage drauf.» Ganz leer freilich ist der Terminkalender auch für dieses Jahr dann doch nicht geblieben. «Ich weiss, dass wir im August im ‹Donnschtig-Jass› dabei sein werden. Ausserdem leiste ich für eine TV-Sendung bezüglich Berufslehre einen Beitrag.»

Davor gab es ein paar Ruhetage im schönen Emmental. «Aber Arbeit gibt es immer mehr als genug. Wenn es so weitergeht, werden wir Ende des Jahres, wenn wir alles einigermassen erledigen konnten, mehr als zufrieden mit uns sein.» In Basel fühlen sich der Luzerner und die gebürtige Deutsche pudelwohl. «Man lässt uns in Ruhe. Aber wenn wir die Freude in den Gesichtern vieler Menschen sehen, wenn sie uns zum Beispiel beim Überqueren eines Fussgängerstreifens erkennen, dann geht uns das Herz auf», sind sich Emil und Niccel einig.

Was fasziniert den Kabarettisten an seiner Traumfrau? Er muss nicht lange überlegen. «Es ist die Harmonie zwischen Niccel und mir, die immer da ist – bei all unseren Tätigkeiten und selbst bei dem beruflichen Stress, den wir oft haben. Das ist einfach wunderbar. Es kann ja eigentlich auch nur so funktionieren.»

Niccel beschrieb ihre grosse Liebe zu Emil jüngst mit allerschönsten Worten: «Als mich Emil kürzlich am Bahnhof abgeholt hat mir zeriss es fast das Herz, als ich ihn von weitem gesehen habe. Wow, das ist mein Mann, ich kann es gar nicht erwarten, ihm in die Arme zu fallen, dachte ich. Wir sind es überhaupt nicht gewohnt, auseinander zu sein.» Eine rührende Liebeserklärung, die von Herzen kommt und mitten ins Herz trifft.