«Unser Guido war viel mehr als nur ein Witzbold»

Ihre Lieder sind Schweizer Kulturgut. Nun ist das Trio Eugster endgültig verstummt. Guido starb mit 84 Jahren. Sein jüngster Bruder Vic setzt ihm ein ­Denkmal.

Mein Bruder Alex und ich sahen es kommen. Guido ging es von Woche zu Woche  schlechter. Wir besuchten ihn in seinen letzten Tagen mehrmals und sahen, dass das Ende naht. Guido konnte kaum noch gehen. Er mochte aber nicht über den Tod reden. Auch um seine schwere Krankheit machte er nie viel Aufhebens. Er war immer ein stiller Leidender. Manchmal holten wir ihn im Rollstuhl zum gemeinsamen Mittagessen ab. Guido litt schon seit Jahren an Diabetes und hatte bereits viel Gewicht verloren. ‹Früher war ich der Dickste. Nun bin ich der Schlankste›, scherzte er. Irgendwie gefiel ihm trotz der Schmerzen halt doch, dass sein Lied ‹Jetzt mues de Buuch weg› ausgerechnet an ihm Wirklichkeit geworden war.

Dass es das Trio Eugster bis zu Guidos Tod überhaupt noch gab, dazu gibt es eine Geschichte, die alles andere als lustig ist. Wir fuhren von einem unserer letzten Auftritte in Thun nach Zürich. Ich sass am Steuer. Vor uns trödelte ein Citroën 2CV, ein ‹Döschwo›. Guido meinte genervt: «Überhol ihn doch endlich!» Ich tat, wie mir geheissen, doch kaum war ich wieder auf der rechten Spur, preschte ein Geisterfahrer an uns vorbei. Es war ein Zufall von wohl nicht mal einer Sekunde, dass er nicht frontal in uns gecrasht ist. An der nächsten SOS-Säule riefen wir die Polizei an, die den Geisterfahrer stoppen konnte. Ansonsten hatten wir es auf den Fahrten zu und von den Konzerten immer sehr lustig. Manchmal mussten wir anhalten, um uns am Strassenrand von den Lachkrämpfen zu erholen. Eine andere Geschichte passierte uns in Köln. Wir waren für einen Auftritt an den Karneval gebucht worden. Bis zwei Uhr morgens mussten wir warten. Als wir dann auf der Bühne standen, merkten wir schnell, dass etwas nicht stimmte. Die hatten die Minstrels gebucht und warteten sehnsüchtig auf deren Kassenschlager ‹Ja Grüezi wohl Frau Stirnimaa›, hörten stattdessen aber unsere Gassenhauer wie ‹Oh läck du mir …›. Wir machten aus der Not eine Tugend und gaben die ‹Frau Stirnimaa› als Zugabe. Trotzdem wollten die Veranstalter die 2000 Franken Gage zurück, was wir aber natürlich nicht taten.

Abseits des Showgeschäfts war der lustige Guido ein eher in sich gekehrter Chrampfer, der mit seiner Immo­bilienfirma erfolgreich war. Als es mit ihm gesundheitlich bergab ging, verkaufte er sein Geschäft, weil seine zwei Kinder in anderen Jobs glücklich waren.

Tja, irgendwann muss einer der Erste sein. Die ersten drei unserer sechs Geschwister starben schon vor vielen Jahren. Die jüngste Schwester vor gut einem Jahr; auch sie hatte Krebs. Aber wir wollen nicht jammern. Jetzt sind halt nur noch Alex und ich da. Wir machen das Beste daraus und versuchen, so lang als möglich gesund zu bleiben. Unseren Guido werden wir schmerzlich vermissen. Ich wage im Moment nicht, an die Beerdigung zu denken. Das wird ein ganz schwerer Gang für uns, wenn wir auf dem Friedhof von Guido für immer Abschied nehmen müssen.