«Unser ‹Bulli› schenkt uns Freiheit»

Einsteigen, losfahren – und Abenteuer erleben: Mit ihrem Camper haben sich der Moderator und sein Freund einen Traum erfüllt. Ob das Paar, das heiraten will, damit auch in die Flitterwochen fahren wird?

Dunkle Wolken hängen am Himmel, ein leichter Wind weht. Kein besonders schönes Ambiente für das Treffen im Grünen mit Sven Epiney (47) und seinem Freund Michael Graber (26). Doch siehe da: Kaum kommt das Paar – inklusive seiner Hunde Leny und Neo – angefahren, kämpfen sich die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Wenn Engel reisen, lacht der Himmel! «Das hat meine Mutter auch immer zu uns gesagt», meint der Moderator schmunzelnd.

Zugegeben: Weit gereist sind «die Engel» nicht gerade, wir treffen sie nur wenig ausserhalb der Stadt Zürich, wo sie leben – wollten aber gerne ihren VW-Bus bestaunen, den sie seit Anfang Jahr ihr Eigen nennen. «Unser mobiles Daheim», sagt Sven Epiney, bei dem das Thema Wohnen derzeit wieder grossgeschrieben wird.

Am 26. Oktober moderiert er eine neue Folge von «Wer wohnt wo?». In der Sendung öffnen fünf Protagonisten ihre Wohnungen und Häuser. Anhand der Einrichtung sollen sie – und mit ihnen die TV-Zuschauer – erraten, wer in welchem Objekt zu Hause ist. Epiney schaut genauso neugierig hin wie die Mitspieler. «Es sind einfach immer wieder spannende Einblicke. So verschieden wie die Menschen sind, sind auch ihre Wohnungen.»

Obwohl der Bus nur das zweite Zuhause von Sven und Michael ist, verrät auch er einiges über seine Besitzer. Stil zum Beispiel: Farbe und Ausstattung konnten sie selbst wählen, und ihr «Bulli» ist ein dunkelblau-weisses Prachtstück geworden, im Innern dezent in Grau gehalten. Und allein, dass sie sich das Gefährt angeschafft haben, lässt auf Entdeckerfreude schliessen. «Ja, wir sind beide abenteuerlustig», sagt Event-Manager Michael. Er hatte die Idee zum Kauf, brauchte aber gar keine Überredungskunst, um seinen Partner zu überzeugen. Sven: «Der Bus schenkt uns eine gewisse Freiheit – einfach spontan zu entscheiden, wo wir hinfahren, wie lange wir bleiben. Da wir beide unregelmässig arbeiten sowie Ferien haben, passt das perfekt zu uns.»

Bisher war das Quartett – das Paar und seine Hunde – mehrere Tage mit dem Circus Knie unterwegs, zudem in Deutschland, Holland und Italien. In Zukunft würden sie auch gerne nach Skandinavien oder sogar länger mit dem Bus durch die USA fahren. Der Luxus fehlt Moderator Sven dabei nicht? «Gar nicht! Und zwischendurch schlafen wir auch mal eine Nacht im Hotel, die Kombination macht es aus», erzählt er. Und Michael ergänzt: «Das Verrückte ist, dass man bei diesen Platzverhältnissen merkt, wie wenig Materielles man im Leben wirklich braucht.» Und beziehungstechnisch ist der enge Raum auch kein Problem? Die Nähe könnte ja auch mal zu viel werden. «Das war bei uns noch nie ein Thema», sagt Sven Epiney. «Wir sind seit acht Jahren zusammen und waren immer schon sehr eng, verbringen sehr viel Zeit miteinander.»

Da haben sich zwei gefunden – das weiss seit Ende März fast die ganze Schweiz. Damals machte Sven Epiney seinem Partner in der Tanzshow «Darf ich bitten?» einen Heiratsantrag. Emotionen pur, die viele berührten. Selbst während des GlücksPost-Interviews werden sie von einer Passantin darauf angesprochen. Herzig sei es gewesen, sie wünscht ihnen alles Gute. «Das erleben wir oft. Dazu haben wir per Mail, Post oder in den sozialen Medien über 4000 Rückmeldungen bekommen. Wir waren total überwältigt und berührt von den liebevollen Worten. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle nochmals herzlich bedanken.»

Negative Kommentare gab es nur sehr wenige. Macht das Hoffnung, dass sie sich in näherer Zukunft «richtig» das Ja-Wort geben dürfen? Sven Epiney: «Absolut. Viele waren regelrecht überrascht, dass wir hier in der Schweiz – im Gegensatz zu vielen unserer Nachbarländer – noch gar nicht heiraten dürfen. Wir können die Partnerschaft eintragen lassen, was aber nicht das Gleiche ist.» Und Michael Graber ergänzt: «Wir wünschen uns einfach die gleichen Rechte und Pflichten wie alle anderen.»

Die beiden hoffen, dass sich das Gesetz bis zu ihrem grossen Tag ändern wird. Ein Termin steht noch nicht fest. Sven: «Nächstes Jahr noch nicht. Mein Antrag war ja spontan, und wir wollen uns Zeit lassen für die Vorbereitungen.» 2021 dagegen sei durchaus denkbar, zumal sie dann genau seit zehn Jahren zusammen sind. Und wenn die Ringe getauscht sind, geht’s mit dem «Bulli» in die Flitterwochen? «Ich glaube, da gönnen wir uns dann was anderes», sagt Sven Epiney und lacht. «Aber wer weiss, es ist ja noch nichts in Stein gemeisselt!»