«Um Bilanz zu ziehen, müsste ich erst mal zur Ruhe kommen»

Dass sie kurz vor ihrem 70. Geburtstag steht, ist für die «Bergdoktor»- Schauspielerin etwas gewöhnungsbedürftig – weshalb ein Blick zurück derzeit kein Thema ist. Zumal sie auch den Kopf dafür gerade nicht frei hat und die Sorge um ihre betagte Mutter immer grösser wird.

Zurück im Kreis der «Bergdok­tor»-Familie: Monika Baumgartner steht derzeit wieder fleissig vor der Kamera für die 15. Staffel der ZDF-Erfolgsserie, die derzeit im österreichischen Ellmau gedreht wird.

GlücksPost: Wie läuft es beim Dreh?

Monika Baumgartner: Trotz Impfung muss ich täglich zum Schnelltest, aber Jammern nützt nichts, irgendwie müssen wir durch diese schwierige Zeit kommen.

In der Sie einen runden Geburtstag feiern: Sie werden 70 Jahre alt. Was empfinden Sie angesichts der Zahl?

Irgendwie ist es furchtbar, weil ich mich ja gar nicht wie 70 fühle. So ganz kann ich mich mit der Zahl noch nicht anfreunden… (Lacht.)

Speziell an runden Geburtstagen blickt man oftmals zurück und zieht Bilanz. Sie auch?

Ich habe gar keine Zeit, Bilanz zu ziehen! (Lacht.) Dazu müsste ich erst einmal zur Ruhe kommen und über mich nachdenken. Meistens ist es so, dass man hinterher immer schlauer ist! Aber ich hänge nicht in der Vergangenheit fest, will mich auch nicht beklagen.

Sie bereuen nichts?

Ich habe immer in dem Moment so entschieden, wie ich dachte, es ist richtig. Das habe ich mein ganzes Leben so getan und werde es auch weiter so handhaben.

Ist der Titel Ihrer Biographie «Alles eine Frage der Einstellung» ein Lebensmotto von Ihnen?

Auf jeden Fall. Er ist doppeldeutig, weil man beim Drehen ja auch immer Einstellungen für die jeweiligen Szenen wählt. Und es ist eben auch meine Einstellung zum Leben gemeint, meine Haltung zu allem. Da versuche ich erst mal, die Dinge positiv zu sehen und das Beste daraus zu machen. Was zwar nicht immer möglich ist.

Was wünschen Sie sich zu Ihrem 70. Geburtstag?

Ich wünsche mir eigentlich nur, dass die Normalität zurückkehrt, dass man seine Freunde wiedersehen und Kontakte haben kann. Dass man die Maske mal wieder abnehmen kann und dass keine weitere Welle auf uns zukommt und wieder alles dicht gemacht werden muss. Man hat in dieser ganzen Zeit einfach gemerkt, wie wichtig soziale Kontakte sind und erlebt, was das für einen bedeutet, wenn sie nicht da sind. Dass die Leute mehr wertschätzen, was sie für selbstverständlich genommen haben. Ich würde mir wirklich wünschen, dass man auch wieder unbeschwert reisen kann, sich einfach in den Zug oder ins Flugzeug setzen kann. Das wäre mein grösster Wunsch!

Gibt es ein Geburtstagsfest?

Eine Planung war bis vor kurzem schwierig. Freunde von mir haben mich schon angerufen und sind alle in Warteposition. Auf jeden Fall werden wir bei einem Essen in einem schönen Lokal feiern, entweder in München oder vielleicht auch am Wilden Kaiser, dem «Bergdoktor»-Drehort. Zumindest werde ich an meinem 70. Geburtstag nicht arbeiten, so viel steht schon fest! Und ich muss auch schauen, wie ich das mit meiner Mama mache. Sie soll ja auch dabei sein.

Wie geht es ihr?

Im Moment macht sie mir ein bisschen Kummer. Sie ist jetzt 93 Jahre alt, und es geht ihr gerade nicht so gut. Sie war bis Januar im betreuten Wohnen in einer Zweizimmer-Wohnung. Sie sitzt zwar im Rollstuhl, konnte aber alles noch selber machen, auch kurze Wege gehen. Aber sie war natürlich relativ einsam. Durch Corona konnte fast ein Jahr lang niemand zu ihr gehen.

Und jetzt?

Anfang 2021 hatte sie einen Herzinfarkt, war sehr schwach und hat nun leichte Demenz-Schübe. Seit Februar war sie in verschiedenen Einrichtungen, weil sie jetzt gar nicht mehr alleine laufen kann und nicht selbständig ins Badezimmer kommt. Jetzt ist sie in einer Art Wohngemeinschaft mit neun Personen. Alle leben in einem schönen Haus mit Garten. Jeder hat sein Zimmer. Wir mussten jetzt ihre alte Wohnung ausräumen. Ich würde mir wünschen, dass sie sich in ihrem neuen Zuhause bald ein­gewöhnt und dort zufrieden ist. Meine Schwester und ich besuchen sie einmal die Woche und hoffen, dass es ihr bald wieder besser geht.

Das ist sicher sehr belastend.

Ja, seit Wochen. Ich habe mir das nicht so schwierig vorgestellt, habe mir jetzt auch noch eine Stress-Fraktur zugezogen. Dabei entzündet sich die Knochenhaut an der Wade, das ist äusserst schmerzhaft. Das wird tatsächlich durch Stress verursacht! Als sie noch im betreuten Wohnen war, habe ich mich ja auch sehr gekümmert um sie. Ich war zweimal in der Woche da, habe ihr das Essen gebracht, habe geputzt, die Wäsche gemacht, alles nebenher. Das muss ich nun nicht mehr machen.

Letztes Jahr fiel der «Bergdoktor»- Fan-Tag coronabedingt aus, bald gibt es wieder einen. Kommen da auch Fans aus der Schweiz?

Sie kommen von überall her, aus Kanada, sogar aus Australien, das ist jedes Mal eine grosse Freude. Und natürlich auch aus der Schweiz, wo wir total liebe Fans haben. Keine Frage, dass uns wunderbare Schweizer Schoko­lade mitgebracht wird.

Hat es Sie auch schon mal in die Schweiz gezogen – für Ferien etwa?

Ich habe ehrlich gesagt gar keine Zeit für Ferien. Und dadurch, dass ich für den «Bergdoktor» an einem Ort in Tirol drehe, wo an­dere Urlaub machen, habe ich ja bei der Arbeit eine absolut traumhafte Gegend um mich herum. Aber mein Lebensgefährte und ich haben letzthin überlegt, wo wir in Europa mal ein paar Tage hinfahren könnten. Da wir Spanien und Italien schon gut kennen, haben wir beschlossen, dass wir mal ein paar Tage spontan in die Schweiz reisen wollen. Ich liebe die Schweizer Küche sehr, es gibt dort wunderschöne Seen und Orte, die wir gerne kennenlernen möchten. Ich lasse mich überraschen, wo wir am Ende landen werden.

Eigentlich müssten Sie gar nicht mehr so viel arbeiten.

Das stimmt schon, seit fünf Jahren bin ich in Rente. Oft werde ich auch gefragt, warum ich überhaupt noch arbeite.

Und Ihre Antwort?

Die ist ganz einfach: Weil ich den schönsten Beruf der Welt habe und mich freue, dass ich weiterhin gefragt bin und man mich noch sehen will.