Überzeugend im Einsatz

Im neuen Schweizer Film «Moskau einfach!» wird sie heimlich überwacht. Das versucht die Schauspielerin privat zu verhindern. Was ihr jedoch am Herzen liegt, versteckt sie nicht.

Sie fährt sich mit den Fingern ständig durch den Wuschelkopf: Miriam Stein (31) hat sich ihre lange Mähne abgeschnitten. «Etwas, das ich schon lange mal tun wollte», sagt sie zur GlücksPost. In ihrem Beruf darf sie selten selbst entscheiden, wie sie aussehen soll. «Doch 2020 steht bis auf eine neue Folge der österreichischen Serie ‹Landkrimi› noch nichts an.»

Für die Solothurner Filmtage weilt Miriam Stein in der Schweiz. «Moskau einfach!» (ab 13. 2. im Kino), in dem sie die weibliche Hauptrolle spielt, ist der Eröffnungsfilm. Vor diesem Projekt habe sie nichts von der Schweizer Fichenaffäre gewusst, in deren Rahmen der Film angesiedelt ist. Obwohl Stein halb Schweizerin ist – ihr Vater ist der Moderator Max Moor (ehemals Dieter Moor). «Ich bin bei meiner Mutter in Österreich aufgewachsen, da war das einfach kein Thema.» Zu erfahren, dass hunderttausende unbescholtene Bürger bespitzelt wurden, habe ihr Bild unseres Landes zerstört. «Bislang dachte ich immer, die Schweiz sei so ehrlich und gut.»

Die Themen Überwachung und Ausspionieren seien heute aktueller denn je, das mache einem dieser Film wieder bewusst. Stein hat nicht umsonst ein altes Handy, mit dem man gerade mal Kurznachrichten senden und telefonieren kann. «Ich habe einfach zu oft auf mein Smartphone gestarrt und irgendwas gemacht, anstatt einfach mal nichts zu tun. Und mit dem Ding bin ich unmöglich zu orten.» Sie ist nicht auf Instagram, will nicht, dass Privates im Internet kursiert.

Ausser, es geht um ihre Herzensanliegen: Klimawandel und Veganismus. Sie ist eine grosse Verfechterin des Verzichts auf Fleisch und Milchprodukte. Auch weil die Umweltzerstörung zu einem grossen Teil auf die Vieh- und Milchwirtschaft zurückzuführen sei. «Ich habe gemerkt, dass ich als öffentliche Person die Chance nutzen muss, gehört zu werden.»   

Trotz ihrer Kindheit und Jugend in Österreich spricht Miriam Stein perfekt Schweizerdeutsch. «Mein Vater hat es nicht mit mir gesprochen. Aber ich war oft bei ihm in der Schweiz, und da hat es mich eine Freundin gelehrt. Als Kind lernt man Sprachen ja sehr schnell. Ausserdem war ich in Zürich an der Schauspielschule.» Ein grosser Vorteil: Dank ihres Hintergrunds kann Miriam Stein im ganzen deutschen Sprachraum spielen.

Ihre Karriere läuft gut. Deshalb ist sie auch nicht nervös, dass für dieses Jahr noch nicht so viele Jobs anstehen. Schon nach den ersten Schritten vor der Kamera – als Elfjährige – erhielt sie einen Nachwuchs-Förderpreis. Ihre Mutter sei weise genug gewesen, sie danach nicht zu «verheizen». «Anstatt mich bei einer Agentur anzumelden, wie das viele ehrgeizige Eltern tun, hielt sie mich fern vom Rampenlicht und sorgte dafür, dass ich die Matura mache.»

Nach einem anschliessenden Jahr in Paris habe sie an keinen der vielen Orte ihrer Vergangenheit zurückkehren wollen. Deshalb zog es sie in die deutsche Hauptstadt. Dort lebte sie bis vor kurzem mit ihrem Partner, dem Schauspieler Volker Bruch (39, «Babylon Berlin»), und dem gemeinsamen, zweijährigen Kind: «Wir sind aufs Land gezogen, etwa eine Stunde von Berlin entfernt. Ich möchte, dass unser Kind in einer Umgebung aufwächst, in der es sich autonom bewegen und spielen kann, und nicht nur von mir überwacht auf eingezäunten Plätzen.»

Kinder sollen ihre Geheimnisse haben dürfen, findet sie: «Sie sind heute so selten frei. Wir leben in einer totalen Angstgesellschaft.» Damit wären wir wieder beim Thema.