«Ruthli und ich – das ist ‹Ewigi Liebi›»

Sie lieben sich seit 45 Jahren und können nicht ohne einander sein. Während turbulenter und schwieriger Zeiten haben sie für das grosse gemeinsame Glück gekämpft – und gewonnen.

Es ist angenehm kühl an diesem frühen Dezembertag. Deshalb haben Ruthli und Toni Vescoli (68) den Apéro noch auf der riesigen Terrasse der  Attikawohnung im zürcherischen Wald angerichtet. Bullterrier-Hündin Linda rennt bellend einem Hartplastik-Ball hinterher. Bullterrier, ist das nicht eine jener gefährlichen Kampfhunderassen? «Wir halten seit über 30 Jahren Bullterrier. Linda ist schon der vierte, und noch nie hat einer jemanden gebissen», beschwichtigt Toni.

Toni und seine Frau Ruthli führen uns durch die imposante Attikawohnung. Der grosse, integrierte Wintergarten ist das Esszimmer, im riesigen Wohnbereich mit der üppigen Wohnlandschaft sorgen moderne Kunst von Tonis Onkel und eine alte Wurlitzer-Musicbox für Gegensätze. «Hier kuscheln oder füsseln wir oft, manchmal mit, manchmal ohne Fernsehprogramm», erzählt Ruthli. Und findet, dass eines ihrer Ehegeheimnisse ist, dass sie sich immer noch etwas zu sagen haben. «Man muss immer wieder miteinander reden. Und falls es doch einmal Streit geben sollte, dann diesen immer vor dem Schlafengehen bereinigen.»

«Ich war ihr erster Engel», lächelt Toni verschmitzt. Und spricht auf die riesige Engelssammlung in Ruthlis Arbeitszimmer an. «Das bist du noch heute», neckt Ruthli und nimmt ihren Toni zärtlich in die Arme. «De Toni isch so en geilä Cheib. Toll, dass wir es zusammen noch so gut haben.» Dass das nicht selbstverständlich ist, wissen die Vescolis, seit Ruthli letztes Jahr in ihrem Zweitwohnsitz Teneriffa, wo sie ein Haus besitzen, eine Thrombose an der Halsschlagader erlitt und notfallmässig zur Operation in die Schweiz geflogen werden musste. Umso mehr geniesst das Paar seine Zweisamkeit. «Wenn Toni nicht auftritt, wollen wir unsere Abende zusammen verbringen.» Die Zweisamkeit wird nur dann unterbrochen, wenn Tochter Natalie (42) und Enkel Vincent (14) zu Besuch kommen. «Die beiden wohnen im Block nebenan. Wir können uns vom Stubenfenster aus zuwinken und miteinander plaudern.»

Ruthli und Toni Vescoli sehen sich beide aber sonst eher als «einsame Wölfe». Deshalb haben wir uns wohl auch gefunden. Ich bin kein Kollegen-Typ und Ruthli ist kein Freundinnen-Typ», sagt Toni. «Gemäss dem Buch ‹Der keltische Baumkreis› meines Bruders Michael Vescoli sind wir beide Ulmen. Diese Bäume haben symbiotische Beziehungen, können nicht ohne einander leben.» Bei den Vescolis heisst das auch, so Ruthli, dass sie nie alleine ins Bett gehen. «Wenn Toni spielt, bleibe ich auf, bis er heimkommt. Denn ich bin sehr eifersüchtig. Toni bekommt viele Liebesbriefe und Liebesmails. Wenn Frauen ihn allerdings an Konzerten, an denen ich dabei bin, anhimmeln, freue ich mich. Weil nur ich alleine ihn nach Hause begleiten kann.» Ruthli strahlt. Und Toni freut sich.

«Er überrascht mich immer wieder mit verrückten Sachen», lacht sie. Auch dicke Überraschungen wie: «Schatz, wir verkaufen unser riesiges Bauernhaus in Wila und suchen eine Eigentumswohnung. Ich mag nicht mehr Schnee schippen. Und der nächste Winter kommt bestimmt. » Als sie mal vom Augenarzt nach Hause fahren, sehen sie in Wald, dass dort neue Wohnblöcke entstehen. «Als man mir in der Tiefgarage noch einen grossen Bastelraum für meine Instrumente und das Bühnen- Equipment anbot, sagten wir zu.» Seit zwei Jahren sind die Vescolis hier glücklich. Ruthli, die im Januar 78 wird, lobt Toni. «Er isch halt eifach en liebä und guetä Maa.»