Tochter vom Grabstein verbannt

Der tiefe Riss, der sich durch die Familie der Fussball-Legende zog, macht auch vor dem Tod nicht halt. An Tochter Viviane (†) erinnert nur eine unscheinbare Bodenplatte.

Als Viviane Kuhn († 46) im Mai 2018 an den Folgen ihres Alkohol- und Drogenkonsums starb, wurde ihre Urne neben der von Köbis erster Frau Alice († 2014) beerdigt. Auf dem Friedhof Sihlfeld in Zürich, in dem Familiengrab, das Köbi Kuhn († 76) schon seit vielen Jahren reserviert und dafür bezahlt hatte.

Neben dem Gips-Relief von Alice klebte ein laminiertes Foto von Viviane, darüber ihr Name und ihr genaues Geburts- sowie Todesdatum. Nur ein Provisorium, wie sich herausstellt. Denn seit der Beerdigung ihres Vater
am 3. Dezember hängt dessen Bild an der Stelle von Vivianes – das einzige Kind der Kuhns wurde vom Familiengrabstein entfernt.

Bei genauerem Augenschein sind auch Köbis Porträt und die Grabinschrift darunter aus laminiertem Papier. Auf Nachfrage der GlücksPost heisst es im Fried­hofsbüro, der Grabstein werde noch umgearbeitet. Vivianes langjähriger Bekannter Christian Maurer weiss: Köbi soll in der gleichen Art wie Alice mit einem Gips-Relief verewigt werden.

Erhält Viviane auf dem neu gestalteten Stein ihren Platz neben den geliebten Eltern? Kaum. Maurer, der das Grab regelmässig besucht und pflegt, sah schon diesen Frühling, dass links unten, etwa eineinhalb Meter vom Gedenkstein entfernt, eine nur schwer sichtbare Bodenplatte angebracht wurde. Die Inschrift lautet: «Viviane Kuhn Nov. 1971 – Mai 2019». Die Platte ist zu klein, um die Daten auf den Tag genau anzugeben.

«Ich wusste schon lange, dass Vivis Bild nicht auf dem Grabstein bleiben wird», sagt Maurer. Er glaubt nicht, dass sie neben ihren Eltern verewigt wird. «Der ganzen Familie Kuhn war sie mit ihrer Vergangenheit, den Drogen und dem Alkohol ein Dorn im Auge. Sie schämten sich für sie.» Am liebsten hätten sie sie ganz aus ihrem Leben gestrichen.

Auch Köbi schien seine Tochter nicht auf dem von ihm in Auftrag gegebenen Stein eingeplant zu haben. Die Symmetrie sowie die Grösse von Alice’ Relief und Inschrift zeigen deutlich: Hier hat es nur Platz für zwei. Der Stein ist in zwei Blöcke unterteilt. Ein dritter hätte auf der Grabstätte keinen Platz. Wie man es dreht und wendet: Viviane wird optisch herabgewürdigt. Im Gegensatz zu den vielen anderen Familiengräbern, auf denen alle Verstorbenen den gleichen Platz erhalten.

Im Himmel ist die Familie vereint. Doch ironischerweise spiegelt ausgerechnet ihre Ruhestätte den traurigen Zwist zu Lebzeiten der Kuhns.