Stefanie ging ihren eigenen Weg

Die Tochter des «Tatort»-Kommissars wollte eigentlich in seine Fussstapfen treten, was er ihr ausredete. Nun kam es trotzdem zu einer ersten Zusammenarbeit – mit einem Kinderbuch.

E in Albtraum sei sie, die Vetterliwirtschaft. Wenn jeder versuche, seine Familienmitglieder mit ins Boot zu bringen, wettert Stefan Gubser (60). Der «Tatort»-Kommissar will gleich klarstellen: Dass er mit seiner Tochter Stefanie (36) zusammen ein Kinderbuch herausbringt, sei keine Starthilfe für den eigenen Nachwuchs.

«Ich habe sie immer zur Selbstständigkeit erzogen, damit sie es ohne meine Hilfe schafft», sagt er. Stefanie wuchs zwar bei ihrer Mutter Claudia auf, doch der Kontakt zum Vater war stets eng: «Meine Eltern sind sehr freundschaftlich auseinandergegangen», erinnert sich Stefanie. «Selbst als neue Partner hinzukamen, blieben wir eine Einheit, gingen zusammen in die Ferien und feiern bis heute alle zusammen Weihnachten. Als Teenager wohnte ich sogar noch eine Zeit lang bei Papi und seiner zweiten Frau Brigitte.»

Auch bei der Berufswahl musste die Tochter ihren eigenen Weg suchen. Zuerst wollte sie Schauspielerin werden wie ihre Eltern. «Ich verbrachte als Kind so viel Zeit hinter Bühnen und im Schauspielumfeld – ich kannte nichts anderes. Deshalb machte ich mit 16 die
Aufnahmeprüfung an eine Schauspielschule. Da legte man mir nahe, es noch mal zu versuchen, wenn ich reifer sei.» Der Vater redete es ihr dann endgültig aus und ist froh darüber: «Wenn sie wirklich den Willen dazu gehabt hätte, hätte sie den durchgesetzt. Aber sie las ja nicht einmal aus eigenem Interesse Theaterstücke.»

Stefanie liess sich schliesslich zur Sängerin ausbilden. «Schon als Kind habe ich immer mit Instrumenten gespielt. Heute bin  ich froh, hat es nicht geklappt mit der Schauspielerei.» Sie wäre in jedem Fall mit dem erfolgreichen Vater verglichen worden. Sogar, als sie nach ihrem Studium Mu-sik machte, spürte Stefanie den Druck, als Tochter Gubser reüssieren zu müssen. Die Band Crush von damals gibt es nicht mehr, Stefanie hat sich in den letzten Jahren als Kulturorganisatorin einen Namen gemacht. Sie leitet seit drei Jahren das Festival «Zürich tanzt», programmiert Musikanlässe und realisiert mit ihrer Firma «Atelier-Kalk» diverse andere Projekte.

Als sie ihrem Vater vor einem Jahr erzählte, sie wolle eine CD mit Gutenachtgeschichten und Schlafliedern aufnehmen, war er begeistert und meinte: «Machen wir doch grad ein Buch.» Jetzt ist «Di gschtifleti Gans» (erhältlich im Buchhandel oder bei www.woerterseh.ch) ein Rundumpaket, sagt Stefan: «Die Eltern können ihren Kindern die Geschichten vorlesen und die Lieder mit ihnen singen. Die Kinder können aber auch die CD hören, ich trage die Märchen vor und Stefanie singt für sie.» Er geht als Erzähler völlig auf: «Am Anfang hatte ich Mühe damit. Frank Baumann, der das Buch illustrierte und bei den CD-Aufnahmen Regie führte, gab mir den Mut, richtig in die Rollen
hineinzugehen, ihnen mit der Stimme Charakter zu verleihen. Als ich mich dazu überwand, machte es richtig viel Freude.»

Das Projekt habe ihre Beziehung völlig verändert, sagt Stefanie.

«Er muss mir nicht mehr zeigen, wie es geht. Und ich muss mich ihm nicht mehr beweisen.» Stefan ergänzt: «Wir begegnen uns auf Augenhöhe, als zwei eigenständige Künstler. Ich bin richtig stolz auf sie, weil sie alles, was sie erreichte, aus eigener Kraft geschafft hat.»