
Prinz William öffnet sich. Der Verlust seiner Grosseltern und die Erkrankung seiner Ehefrau gehen ihm immer noch nahe.
Prinz William
So verletzlich wie nie
Für den britischen Thronfolger standen zuletzt viele emotionale Herausforderungen an. Nun macht er klar, wie sehr ihn das mitgenommen hat.
Es ist ein seltener Blick hinter die Palastmauern und in seine Seele, den Prinz William (43) in einem Interview gewährt. Für die Serie «Urlaub wider Willen» vom Streamingdienst Apple TV+ lädt er den Schauspieler Eugene Levy (78) auf Schloss Windsor ein. Bei einer Führung durch die Residenz ist William noch zu Scherzen aufgelegt: «Wir bieten diesen Service für alle an. Wir machen hier überall persönliche Touren.»
Doch er schlägt später ernste Töne an. Bei einem Bier in einer Kneipe kommt der britische Thronfolger auf vergangenes Jahr zu sprechen. «Ich würde sagen, 2024 war das härteste Jahr, das ich je erlebt habe.» Die Krebserkrankungen seiner Frau, Prinzessin Kate (43), und seines Vaters, König Charles III. (76), traf die Familie hart. «Das Leben stellt uns auf die Probe, und die Fähigkeit, diese Herausforderungen zu meistern, macht uns zu dem, was wir sind», so William.
Kate zog sich letztes Jahr zurück, um sich auf ihre Genesung zu konzentrieren. Sie musste sich einer Chemotherapie unterziehen. Währenddessen wurde die Last für William mit seinen Pflichten und den drei Kindern, Prinz George (12), Prinzessin Charlotte (10) und Prinz Louis (7), immer grösser. «Ich denke, man erkennt plötzlich, dass einem – bildlich gesprochen – jederzeit der Boden unter den Füssen weggezogen werden kann. Man denkt vielleicht: ‹Uns passiert das nicht, bei uns wird schon alles gut gehen.›» Der Thronfolger glaubt, jeder habe einen positiven Blick auf das Leben – man müsse ja positiv denken. «Aber wenn es dich dann doch selbst trifft, bringt dich das an ziemlich dunkle Orte», sagt Prinz William. Inzwischen sei zum Glück «alles gut». Er betont: «Ich bin so stolz auf meine Frau und meinen Vater, wie sie das letzte Jahr geschafft haben.»
Grosseltern fehlen ihm
Die Erkrankung seiner Frau und seines Vaters ist aber nicht das einzige Thema, das ihn emotional werden lässt. Auf seine verstorbenen Grosseltern, Queen Elizabeth II. (1926–2022) und Prinz Philip (1921–2021) angesprochen, sagt er: «Ich vermisse meine Grossmutter und meinen Grossvater.» Dieses Gefühl ist beim Thronfolger auf Schloss Windsor besonders präsent. «Es hat sich einiges verändert, also denkt man irgendwie daran, dass sie nicht mehr da sind, besonders hier in Windsor, denn für mich ist Windsor sie», erklärt er. Seine Grossmutter habe es hier geliebt. Sie habe die meiste Zeit auf Schloss Windsor verbracht.
Deshalb ist es William umso wichtiger, den Rundgang mit Eugene Levy mit grösster Sorgfalt zu machen. «Wenn ich Ihnen heute alles zeige, möchte ich vor allem sicherstellen, dass ich es so mache, wie sie es sich für Sie gewünscht hätte.» Die Queen hätte auch ihre Pferde hier gehabt, was für sie natürlich sehr wichtig gewesen sei. Deshalb habe sie es hier so geliebt.
Es ist eine Seite von Prinz William, die nicht oft zum Vorschein kommt. Im britischen Königshaus gilt normaler-weise das Credo, möglichst wenig Emotionen zu zeigen. Doch dass er beweist, dass auch ein zukünftiger König verletzlich ist, macht ihn beim Volk umso nahbarer. Die schweren Zeiten, die William zuletzt durchmachen musste, haben massgebend dazu beigetragen. Jetzt gilt es aber, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.