So beeindruckte ihr letzter Auftritt

Kurz nach dem ersten Todestag gibt es die Schauspielerin in ihrer finalen Rolle zu sehen. Diese konnte sie nicht fertigspielen. Dass der Film trotzdem zustande kam, ist u.a. Iris Berben zu verdanken.

Eine Achterbahnfahrt der Gefühle: So beschreibt Marlene Morreis (43) die Dreharbeiten zu «Lang lebe die Königin» mit Hannelore Elsner, die am 21. April 2019 überraschend mit 76 Jahren starb. «Wir hatten so viel Freude dabei, und dann dieser Schock: Sie ist tot!», erzählt die Österreicherin, die in der Tragikomödie die Tochter verkörpert. «Auf einmal kam sie nicht mehr ans Set. Es hiess, sie sei länger krank. Wir mussten die Dreharbeiten abbrechen, alle noch verbliebenen Szenen wären mit ihr gewesen.» Gut zwei Wochen später hätten sie dann erfahren, dass sie gestorben ist. «Es war unfassbar», erklärt Marlene Morreis in «Gala». Denn von ihrem schweren Leiden – Hannelore Elsner war fünf Jahre zuvor an Brustkrebs erkrankt, später kam Leukämie hinzu – wusste nur ein kleiner Kreis. Warum verheimlichte sie es? «Ich vermute, sie wollte einfach arbeiten. Die Frage ist, ob man das zugelassen hätte, wenn man von ihrem Zustand gewusst hätte. Sie hat für das Drehen gelebt, sie wollte unbedingt drehen! Und dieser Film lag ihr sehr am Herzen. Vielleicht gerade wegen der Thematik.»

Hannelore Elsner spielt Rose, die an Krebs erkrankt und eine neue Niere braucht. Die dramatische Situation führt sie mit ihrer Tochter Nina zusammen. Da die beiden keine einfache Beziehung verbindet, kommt es zu neuen Konfrontationen – doch da verschlechtert sich der Zustand von Rose rapide. «Die letzte Szene, die wir zusammen gedreht haben», erinnert sich Marlene Morreis weiter, «war tatsächlich der Moment im Spital, in dem Mutter und Tochter klar ist, dass sie sich nie wiedersehen. Wir haben diese Szene zwei- oder dreimal gedreht. Sie ist sehr intensiv, forderte viel Kraft. Später wurde mir klar: Die Realität hat den Film eingeholt.»

Dieser Abschied war für alle speziell. Regisseur Richard Huber (61) im «Stern»: «Das hat alle wahnsinnig beeindruckt. Ich habe es bei einem Dreh noch nie so still erlebt. Hannelore war erschöpft, aber zufrieden. Und dann ging sie – und kam nicht wieder.» Was die Produktion vor ein grosses Problem stellte: Fünf Szenen fehlten. Da hatte Drehbuchautorin Gerlinde Wolf (60) die Idee einer Hommage – fünf Schauspielerinnen sollten einspringen, um diesen letzten Auftritt von Hannelore Elsner zu vervollständigen. Unter anderem fiel die Wahl auf Iris Berben (69), die wie ihre Kolleginnen aus gutem Grund zusagte: «Dass ich in ‹Lang lebe die Königin› eine Szene übernommen habe, war eine letzte Verneigung vor ihr», sagt sie. «So konnte ich ihr noch einmal für ihre Freundschaft und für ihre Filme danken.»

Ein Experiment, auch für Marlene Morreis: «Ich hatte Angst, ob das für mich gehen würde. Werde ich immer Hannelore Elsner vor mir sehen, oder kann ich akzeptieren, dass jetzt andere an ihrer Stelle sind?» Aber sehr schnell habe sie gespürt: Es funktioniert. Richard Huber ergänzt: «Ich habe dabei immer so eine Art stillen Dialog mit Hannelore geführt und sie gefragt: ‹Was meinste? Kann man das so machen?› Und sie hat geantwortet: ‹Ja, kann man.› Das hört sich jetzt esoterisch an, aber das war mein Gefühl.»

Was Marlene Morreis bleibt, ist eine Zusammenarbeit, die sie nie vergessen wird. «Vor dem ersten Aufeinandertreffen war ich sehr ehrfürchtig und angespannt. Als ich mich Hannelore vorstellte, guckte sie mich an und meinte: ‹Ach, wie schön!› Da wusste ich: Ich muss mir überhaupt keine Sorgen oder Gedanken mehr machen.» Könnte sie ihr im Nachhinein noch etwas sagen, dann wäre es, dass es wahnsinnig toll gewesen sei, mit ihr zu arbeiten. «Aber ich glaube, sie wusste das auch so. Sie hat das gespürt – wir hatten eine gute Verbindung.»