Sie befürchtete, dass keiner kommt

Die Asche der verstorbenen Sängerin wurde still und heimlich in den Zürichsee gestreut. Ein krasser Kontrast zu ihrem stets pompös inszenierten Leben im Licht der Öffentlichkeit.

Niemand durfte davon wissen.

So hat es Lys Assia (†94) in ihrem letzten Testament festgelegt. «Für mich wäre es in Ordnung, wenn man meine Asche ins Meer streuen würde, mit ein paar schönenBlumen hinterher», sagte die Sängerin vor ihrem Tod am 24. März. Anstatt ins Meer wurde die Aschenunin den Zürichsee gestreut. Nur wenige waren bei der geheimen Gedenkfeier dabei. Auf dem Schiff gab es einen Apéro, wie ein Freund von Lys Assia erzählt, der eingeladen war.

Erstaunlich, dass die erste Gewinnerin des «Eurovision Song Contest» – damals hiess der Gesangswettbewerb noch «Grand Prix Eurovision de la Chanson» – ihr Ableben so still und leise haben wollte. Es passt so gar nicht zu ihr: Sie, die ihr ganzes Leben stolz auf ihre Erfolge im Showbusiness war, sich dafür gerne hochleben liess und keine Gelegenheit verpasste, darauf hinzuweisen, wer sie war. Sie, die exklusive Anlässe liebte und jeden Journalisten noch so gern bei sich zu Hause empfing, um sich selbst möglichst

glamourös zu inszenieren. Ebenso legte sie Wert darauf, nie ohne Schminke und gute Kleidung das Haus zu verlassen. Der schöne Schein war ihr wichtig.

Und so habe ihr Wunsch-Begräbnis bis kurz vor ihrem Ende ganz anderes ausgesehen, sagt ihr Bekannter: «Sie wollte es pompös, mit viel Tamtam und vielen Besuchern.

Sie hatte bereits die Lieder ausgesucht, die in der Kirche gespielt werden sollten – darunter ihr eigener Hit ‹O mein Papa›». Im Krankenhaus änderte die erkrankte Assia aber ihre Meinung. «Sie hatte Angst, dass niemand zur Beerdigung kommen würde. Sie hatte ja kaum noch Freunde.

Der Gedanke, dass ihre gross in Szene gesetzte Abdankungsfeier menschenleer sein würde, war ihr unerträglich. Einer solchen Peinlichkeit wollte sie sich nicht einmal im Tod aussetzen.»Wegen all der Heimlichkeit vergass man jene Menschen, die Lys Assia in ihrem Leben begleitet hatten und ihr gerne ein letztes Adieu mit auf den Weg gegeben hätten. Unter anderen ihr langjähriger Manager Peter Mehlberg, der weder informiert noch eingeladen wurde. Welche Ironie der Geschichte…