«Sich ja nie schämen!»

Jubiläum, Biographie, neue Musik, frische Liebe: Nach Jahren der Depression hat sich das Blatt gewendet. Der Rapper ist wieder glücklich.

Er war eben in den Ferien am Meer − zum Surfen und um die Zeit mit seiner Freundin zu geniessen. Zur neuen Liebe äussern will Stress sich nicht. Er habe aus den öffentlich geführten Beziehungen mit Melanie Winiger  und Model Ronja Furrer gelernt.

Der gebürtige Este, der als Zwölfjähriger mit seiner Familie aus der damaligen Sowjetunion nach Lausanne floh, feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Jubiläum als Rapper, Sänger und Musiker. In der Zeit hat er sich als Mensch verändert: «Mit 45 Jahren bist du einfach reifer. Ich kann die Dinge mit Distanz betrachten, bin nicht mehr so impulsiv, überlege, bevor ich reagiere. Und auch das Verständnis für mein Umfeld ist grösser», sagt Stress zur GlücksPost. Seine Musik hat sich ebenfalls geändert: «Angefangen habe ich mit Rap – ich kannte nichts anderes. Irgendwann habe ich realisiert, dass ich auch Musik und Melodien erschaffen kann.»

Zelebrieren will Stress sein Jubiläum mit seinen Fans. «Ich freue mich sehr, das ist ein besonderer Moment», meint er. «Es ist nicht selbstverständlich, dass es so lange gut geht und funktioniert.» Er bereite mit seiner Crew gerade ein spezielles Projekt vor, um Danke zu sagen. Was genau das ist, soll eine Überraschung sein. Nebenbei schreibt er an Songs für ein neues Album. «Damit gebe ich 2024 wieder Konzerte.» Wenn er auf der Bühne stehe, erhalte er von den Leuten im Publikum so viel Energie und Mut. «Da ist es nur fair, mit meiner Musik etwas zurückzugeben.» 

Heuer ist der Wahlzürcher neben seinem Spezialprojekt mit einer Lesetour unterwegs. Er liest aus seiner Biographie «179 Seiten Stress» vor, die letzten November erschien. Darin erzählt Stress tiefgründig aus seinem nicht immer leichten Leben − von den Schlägen seines Vaters, der Flucht in die Schweiz, dem Auf und Ab seiner Karriere. Er spricht auch über seine dunklen Seiten: «Die letzten fünf, sechs Jahre hatte ich eine Depression, war wirklich am Ende.» Sein Leben niederzuschreiben, sei eine harte, aber schöne Erfahrung gewesen. Er sei so offen im Buch, weil er denke, dass es interessant sei für die Leserschaft, seine andere Seite zu entdecken. «Man sollte sich nie schämen, jeder hat
seine Probleme. Zudem hilfst du anderen, indem du sie an deinen Erfahrungen und Schwierigkeiten teilhaben lässt.»

Heute versucht Stress, negative Dinge in positive Bahnen zu lenken. So gehe es ihm inzwischen sehr gut und er sei glücklich. Seine Agenda für 2023 ist übervoll: Neben der Lesetour (Daten/Tickets: www.stressmusic.com) und der Arbeit am neuen Album ist er auch Coach in der Casting-Sendung «Sing It Your Way» (Finale am 6.2. auf blue Zoom). Wie schon als Coach in «The Voice of Switzerland» 2014 sieht er seinen Job in dem Format darin, mit den Nachwuchsmusikern zu teilen, was er gelernt hat. «Das ist wichtig für mich.» Und für die Musikszene: «Solche Sendungen sind heute fast der einzige Weg, um Talente zu entdecken.»