Sepp Trütsch – Sein Leben hing an einem seidenen Faden

Weil er zu spät ärztliche Hilfe suchte, sah der Volksmusik-Star dem Tod ins Angesicht. In letzter Minute konnte er aber gerettet werden. Nun hofft er, bald in einer Reha-Klinik wieder aufgepäppelt zu werden.
 
Sichtlich schwach liegt Sepp Trütsch (61) in der Winterthurer Klinik Lindberg und zwingt sich zu einem müden Lächeln. Am 3. Januar hatte er sich in die Obhut seines langjährigen Arztes Dr. Fritz Horber begeben, weil er sich seit Weihnachten überhaupt nicht gut gefühlt hatte. Die Worte seines Vertrauensarztes trafen den Volksmusik-Papst wie ein Keulenschlag: «Sie haben innere Blutungen und sind in akuter Lebensgefahr!»

«Es war fünf Minuten vor zwölf. Man kann sagen, dass ich Riesenglück gehabt habe. Sonst hätte man schon mal meinen Nachruf schreiben können», scherzt Sepp Trütsch. Galgenhumor! Den jedenfalls hat der einstige TV-Star trotz allem noch nicht verloren.
 
Da freilich wusste der Schwyzer Hotelier noch nicht, was alles auf ihn zukommen wird. Magen/ Darm-Spiegelung, Untersuchungen in der Röhre, viele Blutuntersuchungen, Punktierung der Leber – Trütschs Martyrium schien kein Ende zu nehmen. Aber es gibt Resultate. Trütsch: «Das Wichtigste für mich ist, dass sie die Löcher, aus denen das Blut in den Darm tropfte, gefunden haben.» Und was noch wichtiger ist: «Jetzt habe ich sogar wieder Appetit bekommen.»
 
Die ersten Anzeichen, dass mit seiner Gesundheit etwas nicht mehr stimmte, hatten Trütsch vor den Festtagen unruhig gemacht. «Ich war immer hundemüde, fühlte mich elend und kam kaum mehr die Treppen hoch. Kein Saft, keine Kraft mehr, ich fühlte mich wie blutleer, und mir wurde einige Male schwarz vor den Augen.» Trütsch dachte sich, die Feiertage noch mit der ganzen Familie zu feiern und danach Dr. Horber zu konsultieren. «Im Nachhinein ist man immer schlauer.Das hätte ich viel früher tun müssen, und es wäre nicht so kritisch geworden», sagt er.
 
Dr. Fritz Horber betreut die TV Legende, seit Trütsch vor acht Jahren seinem Übergewicht endgültig zu Leibe rücken wollte und sich bei ihm einen Magen-Bypass einsetzen liess. Die Folge: Der Volksmusik- Papst nahm endlich ab – und zwar mächtig. Er verlor 70 Kilo seines Körpergewichts und fühlte sich endlich fit und gesund. So gesund, dass er nicht nur weiter in seinen geliebten Bergen und auf der Mittelmeer-Insel Mallorca ausgedehnte Wanderungen unternahm, sondern sogar den höchsten Berg Afrikas erklomm, den Kilimandscharo.
 
Davon ist Sepp Trütsch derzeit meilenweit entfernt. Letzten Freitag konnte endlich die schon eine Woche zuvor geplante Punktierung der Leber vorgenommen werden. Als die GlücksPost die TV Legende danach erreichte, war Trütsch noch ziemlich angeschlagen von der Anästhesie.
 
«Erst wurde mir das Wasser raus gezogen, das sich neben der Leber angesammelt hatte. Danach wurde ein kleines Stück von der Leber raus genommen,um zu prüfen, ob sie noch überall funktionstüchtig ist oder ob sich irgendwelche Viren eingenistet haben. Durch diverse Bluttransfusionen ist mein Blutvolumen zum Glück wieder aufgefüllt.»
 
Zwei Stunden später ist Trütsch schon wieder der Alte.«Das Tollste ist für mich, dass der Appetit zurückgekommen ist.» Und wie einer, der von einer grossen Tat erzählt, listet Trütsch das auf, was er an diesem Tag gegessen hat. «Am Morgen zwei Spiegeleier, Joghurt und ein Stück Lachs. Am Mittag Eglifilets mit Reis, nochmals Joghurt, und am Abend steht Roastbeef auf der Speisekarte.Das stärkte mich schon so gut, dass ich gestern auf dem Hometrainer eine halbe Stunde gestrampelt habe.» Das Grösste für ihn: keine Schmerzen. Trütsch zuversichtlich: «Äs gohd obsi!»