«Mama ist ein wichtiger Teil meines Lebens»

Seit über 30 Jahren lebt der erfolgreiche Schlagersänger in Österreich. Seine Heimat hat der gebürtige Argen­tinier trotzdem nicht vergessen. Dort lebt seine geliebte Mutter Esther, die er leider zu selten sieht.

Gut gelaunt sitzt mir Semino Rossi (55) in einem Gartenrestaurant im thurgauischen Bürglen bei einem Glas Wasser gegenüber. Er ist auf speziellen Wunsch von TV-Moderator Roman Kilchsperger musikalischer Stargast im letzten «Donnschtig-Jass» des Jahres. In die Schweiz kommt er immer besonders gerne. Wir freuen uns, dass er sich trotz gedrängtem
Terminkalender Zeit für ein Interview nimmt.

GlücksPost: Sie bleiben nur wenige Stunden hier. Gönnen Sie sich kulinarisch etwas Besonderes?
Semino Rossi: (lacht) Ja, vielleicht eine Rösti, die mag ich sehr gerne. Ich mache sie zu Hause auch selber, seit ich das Rezept dafür bekommen habe.

Sie sind ein begeisterter Hobbykoch. Viel Zeit, um daheim am Herd zu stehen, haben Sie allerdings nicht, da Sie viel unterwegs sind.
Das stimmt. Es macht mich sehr glücklich, dass es mit der aktuellen CD «Ein Teil von mir» so gut läuft. Es ist das Schönste für einen Künstler, wenn er weiss, dass die neuen Lieder den Fans gefallen.

Ein Titel auf dem neuen Album heisst «Zuhaus’ ist da wo man dich liebt». Wir nehmen mal an, das ist in Tirol bei Ihrer Familie.
Natürlich, aber mein Herz ist zweigeteilt. Ich bin seit über 30 Jahren in Europa und lebe in Österreich. Ich schätze dieses Land, dem ich mein grosses Glück verdanke und wo ich meine liebe Frau Gabi gefunden habe. Aber ein Teil von mir ist auch in Argentinien geblieben. Ich habe 20 Jahre dort gelebt. Zum Land, in dem man geboren wurde, hat man immer eine besondere Verbindung.

Wann waren Sie zum letzten Mal in Ihrer alten Heimat?
Es ist fast drei Jahre her. Und leider habe ich auch meine Mama seither nicht mehr gesehen.

Eine sehr lange Zeit.
Ja, das tut schon weh. Ich vermisse sie sehr. Wir telefonieren alle zehn Tage. Es ist immer schön, ihre Stimme zu hören.

Wann gibt es das nächste Wiedersehen?
Ich hoffe sehr bald. Wenn ich nach Argentinien reise, dann möchte ich mindestens 10 bis 15 Tage bleiben. Sobald ich die Promotion für die neue CD abgeschlossen habe, werde ich eine Pause einlegen. Und falls doch wieder Termine dazwischenkommen, dann wird meine Mama zu mir nach Österreich fliegen.

Warum holen Sie Ihre Mutter nicht zu sich?
Ich habe sie schon vor vielen Jahren gefragt, ob sie zu mir kommen möchte. Sie zieht es aber vor, in Rosario zu bleiben. Sie hat dort viele Freunde, und sie macht sehr aktiv in einer Seniorengruppe mit. Man sagt ja immer: Alte Bäume soll man nicht verpflanzen.

Lebt sie alleine?
Ja. Mein Bruder Daniel wohnt nur etwa 100 Meter von ihr entfernt. Er schaut jeden Tag nach ihr, oder sie besucht ihn. Im Haushalt hat sie einmal in der Woche eine Hilfe. Und um den Garten kümmert sich der Enkel. Mama ist mit ihren 82 Jahren sehr fit und Gott sei Dank total gesund.

Wie verfolgt sie Ihre Karriere?
Mama hat das Glück, dass sie schon zwölf Mal in Europa war. Sie hat in den letzten Jahren viele meiner Konzerte besucht und war bei TV-Shows dabei. So kann sie sich genau vorstellen, wie es bei mir läuft. 

Was sagt sie zu Ihrer Musik?
Sie versteht kein Deutsch und weiss nicht, was ich singe. Aber die Musik gefällt ihr sehr gut. Und die Bilder im CD-Booklet gefallen ihr auch (lacht).

Nächstes Jahr sind Sie erneut auf grosser Tournee. Am 9. Mai treten Sie auch in Zürich, im Theater 11, auf.
Ich freue mich bereits auf das Konzert in der Schweiz. Meine Mama hat angetönt, dass sie gerne auf der Tournee mit dabei wäre. Sie hat extrem viel Energie und Temperament. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass sie 82 Jahre alt ist. Ich muss aufpassen, dass sie sich nicht zu viel zumutet.

Zu welchem Elternteil fühlten Sie sich als Kind eher hingezogen?
Mehr zur Mama, aber ich glaube, Jungen gehen allgemein eher zur Mutter, Mädchen mehr zum Vater mit ihren Anliegen. Obwohl meine jetzt erwachsenen Töchter Laura und Vanessa eine wunderschöne Beziehung zu ihrer Mutter haben, kommt es auch jetzt noch vor, dass die eine oder andere zu mir kommt und sagt: «Papi, ich möchte gerne mit dir reden.»

Was bedeutet Ihnen Ihre Mutter?
Sie ist ein grosser und wichtiger Teil meines Lebens. Die Mutter ist für jeden Menschen etwas ganz Besonderes. Sie hat mich früh gelernt, meinen Mitmenschen mit Respekt zu begegnen.

Ihre Eltern haben Sie unterstützt, Ihren musikalischen Traum zu verwirklichen.
Ich wollte immer Sänger werden. Als ich mit 21 Jahren sagte, dass ich es probieren und deshalb von zu Hause weggehen möchte, haben mich meine Eltern dazu ermutigt und mir diese grosse Chance gegeben. Und Mama meinte, dass für mich zu Hause immer Platz sei, falls es mit der Musik schiefgehen würde. Das vergesse ich nie.

Bevor Ihre Karriere richtig losging, hatten Sie als Strassenmusikant oft nichts ausser Ihrem Glauben.
Der liebe Gott gab mir immer Halt und hat mich geführt. Ich bedanke mich vor und nach einem Konzert für alles. Und ich bete auch für meine ganze Familie. Natürlich schliesse ich meine Mama mit in meine Gebete ein. Ich wünsche ihr, dass sie gesund bleibt.

Sie singen auf jeder CD ein Lied für Ihre Frau Gabi, aktuell den Titel «Dafür lieb ich dich». Gibt es auch ein Lied für Ihre Mutter?
Ich habe es schon vor Jahren aufgenommen: «1000 Rosen für Dich» ist meiner geliebten Mama gewidmet.