«Selbstzweifel sind ein gutes Zugpferd»

Ein letztes Mal ist sie noch in der SRF-Krimiserie «Wilder» auf Mörderjagd. Die Basler Schauspielerin kann gut loslassen und ist dankbar für die Erfahrungen, die sie aus den letzten Jahren mitnehmen darf – in Bezug auf sich selbst wie auch auf ihre Familie.

Das Basler kult.kino hat Sarah Spale (41) als Treffpunkt fürs Interview gewählt: «Es ist einfach ein toller Ort, an dem coole Filme gezeigt werden.» Ist sie demnach oft in den hiesigen Kinosälen anzutreffen? «Das zu behaupten, wäre definitiv übertrieben. Das kulturelle Leben kommt bei mir derzeit etwas zu kurz», erzählt die Schauspielerin und zweifache Mutter. Nach Dreharbeiten habe sie den Anspruch an sich selbst, die ver­passte Zeit mit ihren Söhnen nachzuholen. Persönliche Erholungsphasen lägen da nicht drin. «Das geht doch fast allen berufs­tätigen Eltern so.»

Vier Monate lang stand Sarah Spale für die SRF-Serie «Wilder» (dienstags, 20.05 Uhr, SRF 1) vor der Kamera. In der vierten und letzten Staffel kehrt sie als Rosa Wilder in ihre fiktive Heimat Oberwies zurück. Gedreht wurde wie zu Beginn im Glarnerland und auf dem Urnerboden. Fast wie ein Heimkommen sei es gewesen – aber kein Zuckerschlecken. «Diese vier Monate sind jedes Mal ein Kraftakt, und diesmal habe ich es als besonders anstrengend empfunden», erzählt sie, «die Kälte, der Schnee, damit zusammenhängende Drehplan-Änderungen, dazu das Emotionale.»

Denn neben einem Polizistenmord wird Rosa Wilder persönlich getroffen: Ihr Sohn wird entführt. Und ihr Vater mag nicht mehr gegen den Krebs kämpfen. «Wenn du vier Monate lang mit den Mundwinkeln nach unten durch den Tag gehst, macht das schon etwas mit dir. Speziell zu Coronazeiten, wo du das nicht beim Feierabendbier mit der Crew abschütteln kannst. Aber da hilft natürlich die Familie: Da musst du – glücklicherweise – schnell umstellen.»

Ihre beiden Söhne dürften die Serie schauen, tun es aber nicht. «Ich glaube, es ist nicht ganz leicht, die Mutter mit solchen Emotionen zu sehen. Sie wollen aber immer ganz genau im Bilde sein, was passiert, wer schuldig ist und wer nicht.» Haben sie Schauspiel-­Ambitionen? «Sie sind in einem Alter, da träumen sie von vielem. Aber nein, die haben sie nicht. Sie sehen ja auch, dass ich, wenn ich arbeite, oft weg bin und finden es nicht so cool. Wobei sie gerne ans Set kommen, das sehr spannend finden.»

Familie und «Wilder»: Als im Jahr 2016 die ersten Dreharbeiten starteten, war Sarah Spale nicht sicher, ob das organisatorisch hinhauen würde. Zusammen mit der Familie war ihr Motto: «Chopf abä und durä». «Das Wissen, dass ich solche Engagements mit einem guten Gefühl zusagen kann, ist eine schöne Erfahrung, die ich von ‹Wilder› mitnehmen kann.» Gaben ihr die Serie und ihre Er­folge auch Selbstbewusstsein in Bezug auf die Schauspielerei? Sie erwähnte hin und wieder, dass sie sehr selbstkritisch sei. «Ich glaube, mir ist inzwischen vor allem klar geworden, dass diese Selbstzweifel ein gutes Zugpferd sind. Sie treiben mich an, meine Sache immer noch besser machen zu wollen.» Damit ist nach dem Ende von «Wilder» nicht Schluss.

Ein neues Filmprojekt stehe im Frühling an, einiges sei noch offen. Zudem arbeitet Sarah Spale derzeit in ihrem gelernten Beruf – als (Aushilfs-)Lehrerin auf Pri­mar­schulstufe. Das befreie sie vom zermürbenden Warten auf Filmangebote, schenke ihr Un­abhängigkeit. Aber vor allem sei die Arbeit mit Kindern schlicht toll und eine Bereicherung. Rosa Wilder ist da ganz weit weg. Ist sie das für die Schauspielerin auch schon gedanklich, oder wird sie die Rolle wohl vermissen? «Es war schön, diesen Weg mit Rosa zu gehen, aber nein: Ich lasse sie nun gerne ziehen.»