Sein neues, freies Zirkusleben

Als Hauptattraktion des Circus Knie zeigt der Musiker ungeahnte Talente – und er geniesst die Herausforderung. Zumal ihm Corona zuvor nicht nur Auftritte platzen liess, sondern auch einen Traum.

Hoch zu Ross sitzt Bastian ­Baker (30) vor dem Circus Knie, die mit Pailletten bestickte Weste glitzert im Sonnenlicht. Immer wieder zücken zufällig vorbeikommende Menschen das Handy, um ein Bild des Sängers zu knipsen. «Es ist toll, dass ich dabei sein darf», meint dieser und zeigt sein Zahnpastalächeln.

Seit Anfang Juli lebt der Romand im Wohnwagen, Seite an Seite mit den Artistinnen und Artisten des Nationalzirkus. «Die Leute sind cool drauf, es ist immer eine angenehme Stimmung. Wir haben es gut, reden viel miteinander», sagt er. Aktuell gastieren sie in Genf. Baker ist der Star der diesjährigen Tournee (www.knie.ch), die wegen Corona bereits einmal verschoben werden musste. Und der erste Sänger überhaupt, dem diese Ehre zuteil wird. «Immer, wenn man irgendwo der Erste ist, hat man grosse Freude, verspürt aber auch mehr Druck», gibt der Musiker zu, der 150 000 Tonträger verkaufte, 1500 Konzerte in über 50 Ländern gab und mit Weltstar Shania Twain (56) tourte. «Aber ich wurde gut instruiert, was meine Nummern betrifft.»

Und diese haben es in sich! «Ich mache viele Dinge, die man von mir nicht erwartet hätte», erklärt er. Nicht nur singt Baker – unter anderem einen selbst geschriebenen Knie-Song, er reitet auch auf dem Friesen Poseidon durch die Manege. Zwar sei er schon früher einige Male geritten, «aber ich wusste nicht, wie man richtig auf einem Pferd sitzt und alles kontrolliert». Mit Ivan Knie (20) hat er sich dieses Wissen wochenlang erarbeitet, trainiert noch immer täglich. «Es ist cool – aber auch der Teil der Show, bei dem ich noch immer etwas nervös werde», gesteht er. Dies, weil er hoffe, dass Poseidon gut drauf ist «und nicht plötzlich verrückt wird». Er lacht.

Die sportlichste Herausforderung erwartet ihn jedoch jeweils an der Seite von Akrobatin Ekaterina Stepanova (31), mit der er an den Strapaten durch die Lüfte schwebt. «Ich dachte, dass ich eine Einführung erhalten würde. Stattdessen hing ich am ersten Tag nach fünf Minuten ganz oben mit ihr am Seil», sagt Bastien Kaltenbacher, wie er bürgerlich heisst. Das erste Mal, als er sich in den Seilen drehte, habe sich angefühlt wie im Film, erinnert er sich. «Es war magisch! Alles um mich he­rum verschwamm. Dass ich diese Nummer nun bis Dezember vor Publikum vorführen darf, ist toll!»

Überhaupt wieder aufzutreten, für den «Dancing Without You»- Interpreten ein Segen. Wegen der Corona-Krise stand er seit über einem Jahr  nicht mehr auf der Bühne. «Es war schwierig für mich, schliesslich liebe ich es, vor Menschen zu singen», meint der Lausanner, der Anfang Lockdown vier Monate in Costa Rica verbrachte, weil er nicht mehr in die Schweiz reisen konnte. Gesamthaft will er sich aber nicht beklagen. «Mir ging es immer gut.»

Und er verbrachte Zeit mit seiner Familie im elterlichen Chalet in den Bergen bei Les Diablerets VD. Er erklärt: «Mein Vater hat ein Restaurant, mein Onkel ein Reisebüro, deswegen konnten beide nicht arbeiten, waren auch dabei.» Während Papa Bruno (60) am liebsten für alle kochte, zog es Bastian auf die Piste, wo er Skitouren machte. «Es war super! In der Natur tanke ich Kraft.»

So auch, als Corona ihm im Winter einen weiteren Strich durch die Rechnung machte. Weil er keine Konzerte geben konnte, plante Baker, der einst fast Eishockey-Profi wurde, die Rückkehr aufs Eisfeld, unterschrieb beim Club Martigny. «Ich habe hart trainiert, um auf mein altes Niveau zu kommen.» Doch: Nach nur sieben Spielen wurde die Saison abgebrochen, seine Eislaufkarriere wieder beendet. «Das war ärgerlich. Aber auch wenn wir das Ziel nicht erreicht haben – es war schön, wieder Hockey zu spielen», meint der Frauenschwarm.

Ob ihm eine Freundin zusätzlich Trost spendete? Bastian lächelt verschmitzt und meint: «Ich bin glücklich single. Das passt momentan zu mir – genau so wie das freie Zirkusleben!»