Sein Mami ist ein Blickfang

Sie sieht nicht nur 20 Jahre jünger aus – es schert sie auch nicht, wenn sie mit ihrem Übermut die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Für den Moderator ist und war das nicht immer nur einfach. Trotzdem sind Mutter und Sohn unzertrennlich.

Sven Epiney (44) mit seinem Mami Juliana Zanini (69) zu erleben, ist ein denkwürdiges Erlebnis. Auf eine Frage antworten beide gleichzeitig und reden auch zusammen weiter. Sie lachen gemeinsam, sind sich für nichts zu schade. Sein Temperament und seine Spontaneität, sagt der Moderator, habe er von ihr geerbt. Aber, wirft Juliana ein, ihr Sohn habe auch die Bedächtigkeit und das überlegte Handeln vom Vater mitbekommen. Diese beiden Seiten zeigten sich bei Sven schon als Kind. Im Zirkus stand seine Mutter auf, tanzte und klatschte laut zur Show. Der Fünfjährige mahnte: «Sitz jetzt ab, Mami!». Und so ist es auch heute noch: Sven achtet auf sein Auftreten, seine Sprache – weil er ja auch weiss, dass bei ihm alles unter die Lupe genommen wird von Medien und Öffentlichkeit. Juliana wird beim Besuch auf der Waid in Zürich hingegen immer übermütiger. Ihre herrlich direkten Sprüche auf «Wallisertiitsch» entlocken dem Sohn schon mal ein «Also …». Juliana legt auch gerne mal ein paar artistische Einlagen an den Tag, wie etwa einen Spagat mitten auf dem Spazierweg, mit dem Hinweis, dass sie das in ihrem Alter noch locker hinbekomme.

Sven bestätigt: «Sie kann alles. Es ist unglaublich. Sie geht an die Fasnacht, näht die Kostüme selbst, spielt Saxofon sowie Akkordeon und tritt damit auf. Auch sonst ist sie ständig unterwegs. Sie ist voller Elan und Tatendrang. Manchmal fragen mich Leute, woher ich die Energie nehme für alles, was ich tue. Das liegt klar in der Familie.» Als die beiden beim Brunnen kameragerecht mit dem Wasser spritzen sollen, macht Juliana gerne mal Sven nass und frohlockt vor Freude, wenn der zuerst erschreckt zurückspringt – dann stimmt er mit ins Lachen ein. «Ich bin froh, heisse ich nicht Epiney», verrät Juliana. «So kann ich mehr ‹Seich› machen, als wenn die Leute immer gleich wüssten, dass ich Svens Mami bin.»

Vier Jahre alt war Sven, als seine Mutter den Vater verliess. Als er sieben war, zogen sie zu zweit nach Bern. Juliana war es zu eng im Wallis. «Ich wurde sehr religiös und streng erzogen», erzählt sie. «Als ich 18 Jahre alt war, holte mich meine Mutter noch mit dem Teppichklopfer von den Nachbarn nach Hause. Und eine Ausbildung konnte ich vergessen. Das hätte zu viel gekostet damals im Wallis, eine Tochter ausbilden zu lassen.» In Bern holte sie das KV für Erwachsene nach und machte tatsächlich noch Karriere bei der Post. Das alles, sagte sie sich, solle bei ihrem Sohn anders sein: «Ich liess Sven von klein auf viele Freiheiten und vertraute ihm. Ich zeigte ihm auf, was die Folgen seines Handelns sind, aber er sollte selbst entscheiden können. Wenn er ausging, wollte ich nur wissen, wo er ist. Was den Rest betraf, sagte ich ihm: ‹Sei einfach vernünftig.› Ich glaube, das gab ihm viel Selbstvertrauen.»

Sven stimmt zu. Und selbst wenn seine Mama oft noch einen obendrauf legt – auch er ist kein Kind von Traurigkeit. War es nie. «So wie er heute ist am Fernsehen, war er schon als Kind. Er hatte nie Hemmungen, vor anderen aufzutreten», erinnert sich Juliana. «Als ich in der Pfadi einmal vorbeischaute, sah ich Sven in meinen Kleidern, wie er einen Waschmittel-Werbespot nachspielte.» Juliana ist sichtlich stolz auf ihren Sohn. Die beiden stehen sich sehr nahe, telefonieren mehrmals pro Woche. Momentan ist Juliana mit ihrem Lebenspartner in Zürich. Sie hüten die Hunde von Sven und dessen Partner Michael (23) und wohnen eine Woche in deren Wohnung, damit die zwei in die Ferien können. Die offene Art seiner Mutter machte es Sven leicht, der Familie zu sagen, dass er mit einem Mann zusammen ist. «Es war nie ein Thema, alle akzeptierten es sofort. Mein Mami sagte mir nur, ich müsse mir bewusst sein, dass ich damit auch heute noch mitunter einen schweren Stand haben kann.»

Juliana wird jetzt in ihrem Bekanntenkreis wieder häufiger Kommentare zu ihrem Sohn hören. «Man fragte mich schon, wo eigentlich der Sven ist.» Der war in den letzten zwei Jahren wenig am Fernsehen zu sehen. Nun zeigt er wieder Präsenz mit seiner neuen Quizshow «Wir mal vier» (montags, 20.05, SRF 1). Er freut sich sehr auf die Sendung. «Sie wird ziemlich temporeich. Und anders als bei den meisten anderen Quizshows spielen die Kandidaten nicht um Geld, sondern um ihre persönlichen Wunschpreise.» Svens neue Aufgabe hat zur Folge, dass Mutter und Sohn gerade weniger Zeit füreinander haben. Doch Juliana ist da pragmatisch: «Ich sagte ihm immer, er müsse nicht auf mich achten. Er solle sich verwirklichen und in die Welt hinaus – weil ich das auch immer wollte. Hauptsache, er ist glücklich.»

Sie haben eine enge Beziehung, lassen sich aber gegenseitig alle Freiheiten: Sven und sein Mami Juliana.

Sie haben eine enge Beziehung, lassen sich aber gegenseitig alle Freiheiten: Sven und sein Mami Juliana.